anzeige
anzeige
Kultur

Es war einmal...nicht allein!

Imagine, ein neues Festival für Erzählkunst, feiert in Leipzig und Dresden das Märchenerzählen

  Es war einmal...nicht allein! | Imagine, ein neues Festival für Erzählkunst, feiert in Leipzig und Dresden das Märchenerzählen  Foto: Christiane Gundlach

»Erzählen lässt etwas lebendig werden, Bilder werden wachgerufen. In viele Geschichten stecken starke Botschaften«, sagt Patrick Niegsch, der wie Maria Carmela Marinelli in Leipzig professionell Geschichten erzählt. Beide erleben das Erzählen als ein Mittel, das Gemeinschaft stiftet. »In Deutschland haben wir den starken Fokus auf Märchen als Literaturform, insbesondere durch die Brüder Grimm. Über die Zeiten wurden diese gesammelten Märchen dann zu etwas, das man vorliest, nicht mehr erzählt. Aber gerade das ist das Spannende: die Veränderungen, die jede Geschichte durch Erzähler:innen erfährt, auch in Abhängigkeit von Ort und Publikum.«

Gemeinsam mit Brit Magdon vom Dresdner Societaetstheater haben Marinelli und Niegsch nun »Imagine« ins Leben gerufen, das erste internationale Festival für Erzählkunst in Sachsen. Im Verein Erzählraum arbeiten sie bereits seit 2016 gemeinsam mit anderen professionellen Erzählerinnen, Pädagogen und Theaterschaffenden zusammen. Sie fördern das freie Erzählen als Kunst- und Kulturform in Schulen, Kitas, Bibliotheken, Theatern und Museen. Das Festival in Dresden und Leipzig soll der traditionsreichen Kunstform nun mehr Sichtbarkeit verschaffen. Geplant sind zehn Tage mit Märchen aus aller Welt, Legenden, Sagen, Kunstmärchen, aber auch autobiografischen Geschichten.

Dabei richtet sich das Festival in Leipzig besonders an das erwachsene Publikum: »Märchenerzählen gibt es vor allem im Kindesalter, so Marinelli. »Dann verschwindet es aus dem Leben und taucht bei vielen wieder auf, wenn sie ins Rentenalter kommen. Dazwischen klafft eine Lücke. Wir als Erzähler:innen möchten, dass alle Menschen diese Kunstform wiederentdecken. Wir wollten den Schritt weg machen von der Idee, dass Erzählen nur etwas für Kinder ist, hin zu: Erzählen ist etwas für alle.«

Beim Festival-Auftakt im Werk 2 am 23. Oktober sind Niegsch, Marinelli und Magdon sowie zahlreiche weitere Erzähler zusammen mit dem Paradiesorchester Dresden zu erleben. Im Haus der Begegnung in der Arno-Nitzsche-Straße ist das Publikum auf einer offenen Erzählbühne eingeladen, selbst Geschichten zu erzählen. »Wir kooperieren auch mit dem Museum für Völkerkunde im Grassi-Museum. Ein spannender Ort, wenn es um Geschichte und Geschichtenerzählen geht, denn ein ethnografischer Aspekt steckt ja oft drin. Es wird auch bilinguale Veranstaltungen geben, in denen koreanisch, italienisch und norwegisch gesprochen wird«, so Niegsch. Im Grassi-Museum sind außerdem Workshops für alle geplant, die selbst ins Erzählen kommen wollen oder ihre Erzählkunst weiterentwickeln möchten.

Marinellis Schlusswort zum Erzählen und Zuhören: »Märchenerzählen ist für mich eine Art zu sagen: Ich bin nicht allein. Es gibt immer Identifikationspotenzial und vor allem Auswege aus schwierigen Situationen.« 

 

> Imagine – Internationales Festival für Erzählkunst: 20.–29.10. in Dresden und Leipzig, www.erzaehlraum.de


Kommentieren


0 Kommentar(e)