Aus dem Stand einen richtigen Weihnachtsklassiker zu schaffen, ist alles andere als einfach. Neben der Chaos-Komödie »Schöne Bescherung«, »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« und Loriots »Weihnachten bei den Hoppenstedts« steht bei nicht Wenigen auch »Tatsächlich ... Liebe« auf dem Feiertagsprogramm. Richard Curtis’ Komödie mit Starbesetzung ist einfach komisch statt kitschig und kuschelig wie eine warme Decke – und das schon seit zwei Jahrzehnten.
»Tatsächlich ... Liebe«: Cinestar, 26.11. 17:00 (Special zum 20. Jubiläum)
Film der Woche: Auch mit 87 Jahren findet Ken Loach keinen Frieden, keine Versöhnung mit der Regierung und seinen Landsleuten. So dreht er einfach immer weiter. Missstände gibt es genügend, die es anzuprangern gilt. Gleich zu Beginn zeigen sich die Bewohner der kleinen Ortschaft im Nordosten Englands, in der er seine Geschichte diesmal ansiedelt, von ihrer hässlichsten Seite. Als ein Bus mit einer Gruppe syrischer Geflüchteter ankommt, fliegen Steine. Nur eine Handvoll aufrechter Helferinnen und Helfer ist zur Stelle, versorgt die Heimatlosen mit dem Nötigsten und verschafft ihnen Wohnraum. Auch der Pubbesitzer TJ Ballantyne hilft, weil es das Richtige ist. Dabei sind die letzten verbliebenen Besucher seiner Kneipe eher der bürgerlichen Rechten zuzuordnen. Sie fluchen auf die Ausländer und wie sehr ihr Land verkommt. Jobs gibt es keine, in der Nachbarschaft werden die Häuser an ausländische Investoren zu einem Spottpreis verhökert, der eigene Grund und Boden – das Einzige, was vielen von ihnen geblieben ist – ist nichts mehr wert. TJ nimmt all das schweigend hin. Als sich die Situation zuspitzt, muss er schließlich Stellung beziehen. Die Szenen des offen zur Schau gestellten Rassismus’ schnüren die Kehle zu. Sind sie uns doch nur zu vertraut. Dem gegenüber stellt Loach die Solidarität der Gemeinschaft. Die Geschichte, die er dabei mit seinem langjährigen Drehbuch-Partner Paul Laverty erzählt, wirkt dadurch mitunter überhöht. Das macht sie aber nicht weniger relevant und brandaktuell.
»The Old Oak«: ab 23.11., Passage-Kinos, Regina-Palast
Weitere Filmtermine der Woche
Das Phantom der Oper
USA 1925, R: Rupert Julian, D: Lon Chaney, Norman Kerry, Mary Philbin, 93 min
Hochschule für Musik und Theater, 23.11. 19:30
Die erste Verfilmung des Gruselromans von Gaston Leroux wird von Studierenden des Kirchenmusikalischen Instituts an der Orgel begleitet.
Cocktail für eine Leiche
USA 1948, R: Alfred Hitchcock, D: James Stewart, Farley Granger, Cedric Hardwicke, 77 min
Zwei ideologisch fehlgeleitete College-Studenten ermorden in ihrer Wohnung einen Kommilitonen und geben danach genau dort eine Party. Hitchcock wagte bei seinem ersten Farbfilm das danach nicht mehr wiederholte Experiment, ohne sichtbaren Schnitt auszukommen.
Cinémathèque in der Nato, 23.11. 19:30 (Lesung und Filmgespräch, OmU)
Dalit Defenders
D 2021, Dok, R: Kaier Rest & Kenny Klein, 84 min
Dokumentarfilm über die Dalit-Frauen, die in vielen Teilen Indiens als unrein gelten. Die Aktivistin Manjula Pradeep kämpft für die Rechte dieser Frauen.
Cinémathèque, 24.11. 18:30
Französische Filmtage
Die ganze Bandbreite des frankophonen Films in den Passage-Kinos und der Schaubühne Lindenfels, dieses Jahr u. a. mit einer Hommage an Agnès Varda und einem Blick auf 60 Jahre deutsch-französische Freundschaft. Das Programm finden Sie hier.
Schaubühne Lindenfels, Passage-Kinos, 23.–29.11.
5 Zimmer Küche Sarg
NZ 2014, R: Jemaine Clement, Taika Waititi, D: Jemaine Clement, Taika Waititi, Emanuel Michael, 82 min
Das Leben der Vampire fängt diese großartig schräge und sehr witzige Mockumentary aus Neuseeland ein, geschrieben von Taika Waititi und Jemaine Clement (»Flight of the Conchords«).
Passage-Kinos, 30.11. 20:00 (OmU, Passagen-Werke)
Das Blau des Kaftans
F/M 2022, R: Maryam Touzani, D: Lubna Azabal, Saleh Bakri, Ayoub Missioui, 124 min
Der marokkanische Schneider Halim betreibt mit seiner Frau Mina ein Atelier für Gewänder. Mina weiß, dass ihr Mann homosexuell ist, und man hat sich miteinander arrangiert. Doch als sie an Krebs erkrankt und ein junger Lehrling eingestellt wird, kommt es zu Veränderungen.
Ost-Passage-Theater, 29.11. 20:00 (OmU)
Dead Girls Dancing
D/F 2023, R: Anna Roller, D: Luna Jordan, Katharina Stark, Noemi Nicolaisen, 98 min
Drei Abiturientinnen auf Road-Trip nach Italien.
Luru-Kino in der Spinnerei, 29.11. 19:00 (in Anwesenheit der Regisseurin Anna Roller)
Diamanten-Story
FR/IT 1964, R: Michel Boisrond, D: Sylvie Vartan, Eddy Mitchell, Mylène Demongeot, 85 min
Ein junger Arbeiter stiehlt einem Filmstar ein Schmuckstück und versteckt es auf der Flucht vor der Polizei in einer Gitarre. Komödie, deren einziger Zweck die Vorstellung bekannter und weniger bekannter Schlagersänger zu sein scheint.
Luru-Kino in der Spinnerei, 26.11. 18:00 (DF, Luru-Archive 35 mm)
The Plot Against Harry
USA 1971, R: Michael Roemer, D: Martin Priest, Ben Lang, Maxine Woods, 81 min
Ein alternder, nur mäßig erfolgreicher Ganove in Chicago gerät nach seiner Haftentlassung in Revierkämpfe, familiäre Grabenkriege und an mafiose und andere Widersacher. Die Kriminalkomödie aus dem New York Ende der sechziger Jahre amüsiert weniger durch ihren allzu spröden Witz als durch die ironisch-zeitkritischen Schlaglichter, die auf das Leben im Milieu jüdischer Einwanderer geworfen werden.
Luru-Kino in der Spinnerei, 26.11. 20:00 (Luru-Archive 35 mm, OmU)
Falling into place
D/GB 2023, R: Aylin Tezel, D: Chris Fulton, Aylin Tezel,, 110 min
Aylin Tezel schrieb, inszenierte und spielt in einer Liebesgeschichte zweier Mittdreißiger zwischen Schottland und London.
Passage-Kinos, 26.11. 18:00 (OmU, Premiere mit Regisseurin und Hauptdarstellerin Aylin Tezel!)
Gundermann Revier
D 2019, Dok, R: Grit Lemke, 97 min
Dokumentarfilm über den Liedermacher Gerhard Gundermann.
Zeitgeschichtliches Forum, 28.11. 19:00 (mit Gästen, Verschwundene und verschwindende Orte)
Harry Potter Teil 5–7.2
USA/GB 2009–2011, D: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, 572 min
Zweiter Teil des Potter-Marathons.
Cineplex, 25.11. 11:00
It’s a Wonderful Knife
USA 2023, R: Tyler MacIntyre, D: Jane Widdop, Jessica McLeod, Joel McHale, 87 min
Horrorkomödie, die eine schaurige Version der Geschichte des Weihnachtsklassikers Ist das Leben nicht schön? (englischer Titel: It's a Wonderful Life) erzählt.
Cineplex, 24.11. 20:3025.11. 22:30
Cinestar, 25.11. 22:50 (Special)
Living Bach
D 2023, Dok, R: Anna Schmidt, 114 min
Der Dokumentarfilm spürt Bach-Enthusiasten auf, reist dabei rund um den Globus, offenbart außergewöhnliche, aufregende und lebensverändernde Beziehungen zu Bachs unvergleichlicher Kunst und begleitet das größte Treffen der Familie Johann Sebastian Bachs in Leipzig mit der Kamera. (mehr dazu im kreuzer 12/23)
Passage-Kinos, 29.11. 18:30 (Premiere mit Regisseurin Anna Schmidt und Bachfest-Intendant Michael Maul)
Shorts Attack: Familienkoller
Die liebe Familie als Erlebnispark, in dem es rundgeht. 9 Filme in 85 Minuten.
UT Connewitz, 30.11. 20:00
Sonne und Beton
D 2023, R: David Wnendt, D: Levy Rico Arcos, Vincent Wiemer, Rafael Luis Klein-Hessling, 119 min
Aufwachsen in Neukölln zwischen Plattenbau und Partys. Verfilmung des autobiografisch inspirierten gleichnamigen Bestsellers von Felix Lobrecht.
Passage-Kinos, 30.11. 18:30 (mit Gast Marcell Heinrich, Weitblick – Die unbequeme Filmreihe)
Tatsächlich ... Liebe
GB/USA/F 2003, R: Richard Curtis, D: Bill Nighy, Hugh Grant, Emma Thompson, 135 min
Weihnachtskomödienklassiker, unsterblich gemacht durch ein exzellentes Ensemble, trockenen britischen Humor und ganz viel Gefühl.
Cinestar, 26.11. 17:00 (Special zum 20. Jubiläum)
Tiger Lillies vertonen »Das Cabinet des Dr. Caligari«
Weimarer Republik 1920, R: Robert Wiene, D: Werner Krauss, Conrad Veidt, Friedrich Feher, 76 min
Expressionistisches Meisterwerk der Stummfilm-Ära über den Hypnotiseur Caligari und seine Schöpfung. Mit musikalischer Begleitung durch die »godfathers of alternative cabaret«.
UT Connewitz, 25.11. 20:00