Insgesamt knapp 3.400 Zuschauer und Zuschauerinnen besuchten die 28. Französischen Filmtage. 2.600 Schüler*innen und Lehrer*innen das integrierte Schulkinofest »Cinefête«. Das sind 6.000 Filmbegeisterte Leipzigerinnen und Leipziger und mehr als in den Jahren vor der Pandemie. Dazwischen war noch eine vollbesetzte Premiere von »Living Bach« in den Passage-Kinos. Die Saison läuft – die Kinos sind wieder voll. Ein schöner Anblick!
Film der Woche: Der Iran im Jahr 1980: Nach der Revolution beginnt der Krieg. Die Hafenstadt Abadan im Südwesten des Landes ist die Heimat des 14-jährigen Omid. Als sie von einem irakischen Raketenangriff getroffen wird, stehen die Häuser in Flammen und die wehrfähigen Männer werden in die Schlacht geschickt. Auch Omids Bruder zieht an die Front, die Mutter und die kleinen Geschwister können fliehen und der Teenager bleibt zurück bei seinem Opa, obwohl er selbst viel lieber an die Front ziehen würde. Als Essenslieferant versucht er in der Stadt, die im Chaos versinkt, zu helfen wo er kann. Gleichzeitig sucht er nach einem Ausweg für sich und seinen Großvater – und findet ein Schiff, das er zu seiner Arche macht, um alle, die er liebt, zu retten.
Mit den Mitteln der Animation schildert die selbst im Iran geborene und heute im französischen Exil lebende Filmemacherin Sepideh Farsi eine Jugend in den 1980ern inmitten eines Konflikts, der auf beiden Seiten mehr als 100.000 Menschenleben forderte. Ähnlich wie Marjane Satrapis »Persepolis« schildert sie eine Jugend im Iran und den politischen Konflikt konsequent aus einer subjektiven Perspektive und macht ihn damit auch für jüngere Zuschauer und Zuschauerinnen nachvollziehbar. »Die Sirene« ist dabei allerdings deutlich bunter und mit dem Synthpop-Sound der Achtziger versehen. Auf dem diesjährigen Internationalen Animationsfestival Annecy gewann der Soundtrack des französischen Jazzmusikers Erik Truffaz den Preis für die Beste Originalmusik. Regisseurin Sepideh Farsi, die zuvor einige Spiel- und Dokumentarfilme inszenierte, nutzt die Mittel der Animation und lässt ihren Film auf einer phantasievollen Note enden, die Hoffnung verbreiten will. Inszeniert nach einem Drehbuch ihres langjährigen Partners Djavad Djavahery gelingt Farsi mit »Die Sirene« ein differenziertes Bild der iranischen Gesellschaft in einem Krieg, den niemand will und unter dem alle zu leiden haben.
»Die Sirene«: ab 30.11., Luru Kino in der Spinnerei
Alkoholisiert stürzt der Schriftsteller Sylvain Tesson von einem Balkongeländer. Zurück bleiben Frakturen am ganzen Körper: »In 8 Metern bin ich um 50 Jahre gealtert.« Mit einer sanften Rehabilitation will sich Tesson nicht zufrieden geben. Sein Ziel ist das Meer, von Mercantour im Süden Frankreichs bis zu den Klippen von La Hague im Norden, rund 1.300 km Strecke zu Fuß. Er meidet urbane Zentren, wandelt lieber auf unberührten Abwegen. Durch das Beschreiten dieser Wege will sich der Schriftsteller den Körper wieder zu eigen machen. Unterwegs wechseln die Weggefährten, mal begleitet Tesson ein guter Freund oder seine Schwester, mal geht er einen Teil des Weges mit einem fremden jungen Mann, den der Zuschauer schnell ins Herz schließt.
»Auf dem Weg« ist inspiriert von Sylvain Tessons Buch »Auf versunkenen Wegen«, das als literarisches Werk in Frankreich viel Anklang fand. Hier scheitert es jedoch an dem Transfer in ein anderes Medium. Der Text lebt von den Schilderungen der Gedanken des Erzählers. Der Film besteht jedoch zu einer beachtlichen Menge aus Aufnahmen die Schauspieler Jean Dujardin beim Wandern zeigen. Stellen aus dem literarischen Text werden aus dem Off eingesprochen, während es Zuschauern und Zuschauerinnen schwer fällt den philosophischen Versatzstücken zu folgen. »Auf dem Weg« ist ein ruhiger Film, eine Liebeserklärung an das Wandern und das Schreiben. MICHELLE SCHLEIMER
»Auf dem Weg«: ab 30.11., Passage-Kinos
Weitere Filmtermine der Woche
Holy Shit
D 2023, Dok, R: Rubén Abruña, 86 min
Was geschieht mit der Nahrung, die wir verdauen, nachdem sie unseren Körper verlassen hat? Auf der Suche nach Antworten begibt sich der Regisseur Rubén Abruña auf eine investigative und unterhaltsame Suche durch 16 Städte auf 4 Kontinenten.
Passage-Kinos, ab 01.12.
Godzilla: Minus One
J 2023, R: Takashi Yamazaki, D: Ryunosuke Kamiki, Minami Hamabe, Yûki Yamada, 125 min
Klassischer Kaiju-Monsterfilm 2.0: In der Nachkriegszeit liegt Japans Wirtschaft am Boden. Da taucht auch noch die Riesenechse aus den Fluten auf, geboren aus der Strahlung der Atombombe.
Regina-Palast, 06.12. 21:00
Uta
D 2021, Dok, R: Mario Schneider, 93 min
Dokumentarfilm über die Straßenmusikerin Uta Pilling.
Zeitgeschichtliches Forum, 04.12. 19:00 (Liedermacherinnen in der DDR)
Wie Tina Turner nach Niedertrebra kam. Amateurbands in der DDR
D 2023, Dok, R: Tim Evers, 90 min
Der Dokumentarfilm begleitet Cover-Bands, Tanz-Combos und Liedermacherinnen sowie Liedermacher durch die DDR der Achtziger.
Zeitgeschichtliches Forum, 05.12. 19:00 (Preview & Gespräch mit dem Regisseur)
Aktuelle chinesische Serien
Filmabend mit dem Konfuzius-Institut
Konfuzius-Institut Leipzig, 08.12. 19:00
Der Name der Rose
F/I/D 1986, R: Jean-Jacques Annaud, D: Sean Connery, Christian Slater, Michael Lonsdale, 130 min
Ein Franziskanermönch und sein Adlatus decken in einem italienischen Kloster eine Reihe mysteriöser Morde auf. Effektvolle Verfilmung des Mittelalterromans von Umberto Eco.
Cinestar, 05.12. 19:30 (Best of Cinema)
Cineplex, Regina-Palast, 05.12. 20:00 (Best of Cinema)
Der schlimmste Mensch der Welt
N/F/DK/S 2021, R: Joachim Trier, D: Renate Reinsve, Anders Danielsen Lie, Herbert Nordrum, 128 min
Joachim Trier verwebt sein Liebesdrama kunstvoll mit einer Coming-of-Age-Story und erzählt dabei vom Laster einer ganzen Generation, verkörpert von seiner wundervollen Hauptdarstellerin Renate Reinsve.
Ost-Passage-Theater, 06.12. 20:00 (OmU)
Eren
TRK 2023, Dok, R: Maria Binder, 95 min
Porträt von Eren Keskin, einer bekannten türkischen Menschenrechtsverteidigerin, die seit mehr als 30 Jahren unerschütterlich für die Grundrechte und den Frieden in der Türkei kämpft.
Cineding, 07.12. 19:00 (OmU, )08.12. 19:00 (OmU)
Grazie ragazzi
I 2022, R: Riccardo Milani, D: Antonio Albanese, Sonia Bergamasco, Giacomo Ferrara, 117 min
Antonio ist mit Leib und Seele Theaterschauspieler, leider oft arbeitslos. Eines Tages bietet ihm ein Freund einen Job an. Er soll einen Theaterworkshop im Gefängnis von Velletri leiten. Remake des französischen Films »Ein Triumph«.
Passage-Kinos, 07.12. 18:30 (Cinema! Italia! Eröffnung, OmU)
Tatsächlich ... Liebe
GB/USA/F 2003, R: Richard Curtis, D: Bill Nighy, Hugh Grant, Emma Thompson, 135 min
Der britische Ensemblekomödienhit mit Top-Besetzung zum Fest der Liebe.
Cineplex, 07.12. 10:00 (Film-Frühstück ab 9 Uhr)
The First Slam Dunk
J 2023, R: Takehiko Inoue, 124 min
Langfilm der Anime-Serie um ein Basketball-Team und den Jungen Ryota Miyagi, der sich im Sport und im Leben behaupten muss.
Regina-Palast, 05.12. 17:30, 20:15 (OmU)
Kinobar Prager Frühling, 05.12. 19:00
Cineplex, Cinestar 05.12. 20:00 (OmU)
The Chocolate War
DK 2023, Dok, R: Miki Mistrati, 82 min
Die Dokumentation begleitet den Menschenrechtsanwalt Terry Collingsworth über fünf Jahre in seinem Kampf gegen die wissentliche Ausbeutung von Kinderarbeitern auf ivorischen Kakaoplantagen.
Kinobar Prager Frühling, 05.12. 17:00 (ansch. Filmgespräch mit Inkota-Netzwerk und BUND Leipzig, OmU)
Wonka (Preview)
USA 2023, R: Paul King, D: Timothée Chalamet, Hugh Grant, Calah Lane
Die neue Adaption des Roald-Dahl-Märchens erzählt die Vorgeschichte von »Charlie und die Schokoladenfabrik«.
Regina-Palast, 06.12. 14:45, 17:15 , 18:30 (OF,), 20:00
Passage-Kinos, 06.12. 15:45 (Nikolaus-Preview), 20:45 (OmU)
Cinestar, 06.12. 17:10 , 20:15
Cineplex, 06.12. 19:30