Sie sind geschnitzt und gedrechselt. Aus Ton geformt oder aus Toilettenpapier-Rollen gebastelt. Manche nur daumengroß. Einige modern gestaltet, ohne Gesichter. Andere wirken, als wären sie schon vor hundert und mehr Jahren entstanden. Und das ist tatsächlich nicht unmöglich bei den Figuren, Häusern und Landschaften auf dem Weißbacher Pyramiden- und Krippenweg. Jedes Jahr lädt der von Anfang Dezember bis zum 6. Januar zum Spaziergang durch das Dorf ein, das zu Amtsberg gehört und südlich von Chemnitz liegt. Gezeigt werden Krippen und Pyramiden, meist aus Privatbesitz und verschiedenen Ländern, unterschiedlichen Alters und von vielfältiger Machart.
Die knapp zehn Kilometer lange Route führt durch den weihnachtlich üppig beleuchteten Ort und vorbei an etwa fünfzig Stationen. Die Figuren und Szenerien stehen in Fenstern und Gärten, mitunter auch direkt an den Straßen. Hunderte Interessierte lockt das vor allem abends in das Erzgebirgsdorf, wenn die meisten Objekte beleuchtet sind. Iniitiert hat das Projekt der Weißbacher Heimatverein. Mitgestaltet wird es von vielen: Kirchen und Gemeinden, dem Bauhof, Vereinen, Hausbesitzern und Familien. Der Heimatverein dekoriert zudem das sogenannte Mini-Weißbach weihnachtlich – wie der Name nahelegt, zeigt es Weißbacher Gebäude im Kleinformat.
Vierzig Jahre Handarbeit
Informationen zur Route sind vor Ort an Häusern und Zäunen zu finden und natürlich auf der Website des Heimatvereins. Seit wenigen Jahren ist Weißbach zudem auf dem Portal »Komm zur Krippe« zu finden, das von Daniel und Simon Speer aus Lugau im Nordwesten des Erzgebirgskreises gestaltet und gepflegt wird. Die beiden stellen darauf mehr als dreißig Krippen, Krippenwege und Weihnachtsberge aus ihrer Heimat vor. Letztere wurden und werden oft in Handarbeit von Bastlern gefertigt und mechanisiert. Da fliegen Engel auf, kommen die drei Weisen zur Krippe, fahren Bergleute in den Schacht ein. Viele dieser Berge sind in der Advents- und Weihnachtszeit offen für Besucherinnen und Besucher. So zum Beispiel der bei Siegbert Schwind im erzgebirgischen Crottendorf: Schwind hütet einen Weihnachtsberg mit 173 Figuren, den einst sein Großvater schuf.
Karl Schwind habe rund vierzig Jahre lang daran gearbeitet, erzählt der 87-jährige Siegbert Schwind. Gäste bittet er um telefonische Voranmeldung. Das gilt auch für einige andere Ausstellungen und Weihnachtsberge auf dem Erzgebirgschen Krippenweg – so haben Daniel und Simon Speer ihre Zusammenstellung genannt. Jedes Jahr kommen neue Stationen hinzu, 2023 unter anderem ein orientalisch gehaltener Weihnachtsberg in Mülsen St. Niclas bei Zwickau. Anliegen der Speer-Brüder ist es, dass mehr Menschen Zugang zu diesen Weihnachtsbergen, Krippen und Co. bekommen, »auch Leute ohne Ortskenntnis oder Menschen, die für einen Besuch zu weit entfernt wohnen«, sagt Daniel Speer. Sie könnten sich zumindest über das Internet einen Eindruck verschaffen. Die Berge sollen »sichtbarer werden« – wenn ihre Besitzerinnen und Besitzer das möchten.
Die Familie von Stephan Günnel in Zwönitz möchte das – sie gehört ab diesem Jahr dazu. Wer ihre knapp zweieinhalb Quadratmeter große Weihnachtslandschaft anschauen möchte – mit Jesuvater Josef in der Schreinerwerkstatt, mit Engelschor, Schafen und Kamelen –, muss mit den Günnels unters Dach zur Bodenkammer zum Berg hinaufsteigen.
Zwischen Chemnitz und Oberwiesenthal, Falkenstein im Vogtland und Seiffen liegen die Stationen, die Daniel und Simon Speer inzwischen erfasst haben. Außerdem gibt es einige Standorte außerhalb des Kerngebiets, so in Dippoldiswalde und Pirna. Die Speers haben zudem die mobile Ausstellung »Der Gottessohn im Holzkasten – Historische Kastenkrippen aus aller Welt« gestaltet, die ausgeliehen werden kann.
In Weißbach wird bis Anfang Dezember eifrig vorbereitet. In der Adventszeit lädt der Heimatverein zudem täglich um 16.30 Uhr zum Türchen-Öffnen ein; in Mini-Weißbach ist dafür ein Adventskalender aufgestellt. Irmela Hennig
> Mehr Infos finden Sie auf dem Portal »Komm zur Krippe« und der Internetseite des Heimatvereins Weißbach.