Der Weg dieses Antrags ist lang. Allerdings nicht so lang, wie die Zeit zurück liegt, in der Christopher Zenker (SPD) selbst als junger Mann eine Wohnung in Leipzig suchte. Ihm »wurden damals die Wohnungen hinterhergeschmissen«, sagt Zenker. Heute sei das anders. Der Antrag wurde im September von der SPD gestellt und ist seitdem durch verschiedene Ausschüsse gegangen. Der Erstantrag sah vor, dass 30 Prozent der Wohnungen des Studierendenwohnheims an der Gerberstraße für Azubis bereitgestellt werden. Dass sich dieses Gebäude dafür nicht eignet, räumt jetzt auch die SPD ein. Allerdings mit dem Verweis, dass die Verwaltung viel zu spät auf das Förderprogramm »Junges Wohnen« reagiert habe, weshalb sich der erste Antrag an einem »Objekt statt dem Konzept orientiert habe«, sagt Zenker. Der aktuelle Antrag von SPD und Linken fordert eine Bedarfsanalyse bis zum zweiten Quartal 2024 und dessen Umsetzungskonzept im dritten Quartal. Außerdem soll die Einrichtung eines Azubi-Wohnheims geprüft werden.
Juliane Nagel (Linke) kritisiert ebenfalls die Verwaltung, die auf Anfrage ihrer Fraktion im Sommer zur Zahl der Azubis und deren Wohnbedarfen gezeigt habe, dass sie »recht wenig weiß«. Auch den Freistaat Sachsen kritisiert sie dafür, dass er nicht über die gerechte Verteilung der 33 Millionen Euro aus dem Bund-Länder-Projekt »Junges Wohnen« nachdenken würde, sondern die Gelder einfach an die Studierendenwerke weiterleite. Nagel fordert die Verteilung der Gelder auf verschiedene Gruppen junger Menschen. Dafür brauche es »den Druck aus dem Stadtrat und diesen Beschluss«. Da auch Unternehmen von Azubis profitieren würden, sollen auch sie sich an der Finanzierung eines Azubi-Wohnheims beteiligen. Wohnraum zu schaffen sei Teil der Strategie, um Fach- und Arbeitskräfte zu gewinnen.
Katharina Krefft (Grüne) greift den Aspekt des Fachkräftemangels auf und führt eine aktuelle Umfrage der Gewerbekammern an, in der 21 Prozent der Mitgliedsunternehmen den Bedarf für günstigen Wohnraum sehen. So geben sie an, dass sich Interessierte andere Ausbildungen suchen würden, wenn sie sich das Wohnen oder den Fahrtweg nicht leisten können.
Für Sven Morlock (Freibeuter) gehöre zum Wettbewerb um attraktive Arbeitgeber »ganz automatisch die Unterstützung der Azubis bei der Wohnraumsuche dazu«. Er verweist darauf, dass bei der Bedarfsanalyse darüber nachgedacht werden müsse, wie die Unternehmen gut zur Verantwortung gezogen werden können.
Sabine Heymann (CDU) erklärt, dass »der Weg zur Berufsschule ein ganz anderer ist als der Weg zum Lehrbetrieb«. Deshalb solle zunächst geprüft werden, ob Bedarf eher in der Nähe von Berufsschulen oder Arbeitsplätzen bestehe. »Frau Heymann, das ist ja schön, allerdings hat uns alle eine Email erreicht«, antwortet Franziska Rieckewald (Linke). Jene Email stammt von Handwerkskammer und IHK, adressiert an alle Mitglieder des Stadtrats. Darin würden beide betonen, dass genau der Bedarf bestehe und darum bitten, diesen Antrag ins Verfahren zu bringen, sagt Rieckewald. Damit könne der Haken an die Bedarfsprüfung gesetzt und direkt gehandelt werden.
Der Antrag von SPD und Linken wird mit 48 Stimmen beschlossen. Die CDU stimmt geschlossen dagegen, stimmt nur gesondert für die Bedarfsprüfung, während alle anderen Mitglieder des Stadtrates den Antrag durchwinken.