»Too high, can’t come down
Losing my head, spinnin’ round and round«
Britney Spears, am 26.1. in der Ilse zusammen mit Herbert Grönemeyer Thema der alljährlichen Covernacht
Noch keine zwei Jahre im Amt und schon tippt der die Editorials aufm Handy unter der Dachschräge bei den Schwiegereltern, werden Sie jetzt denken. Und was soll ich sagen: Erwischt!
Was kommt als Nächstes?, fragen Sie weiter: Zweimal hintereinander dieselbe Schlagzeile? Ein Heft, das aussieht wie ne Klatschzeitung? Ein Heft ohne Interview des Monats? Das Wort Scheißhaus – das die Autokorrektur auf diesem Handy nicht mal kennt und stattdessen »Schriftart«, »Schreibers« und »Scheidebad« vorschlägt –, das Wort Scheißhaus jedenfalls in einer Überschrift? Armes Leipzig!
Apropos armes Leipzig: Die Stadt hat sich mal wieder bei ihren Bürgerinnen und Bürgern umgehört (s. S. 18). Wahrlich nicht arm ist Leipzig bekanntlich an Kultur und ab 1. Januar ist ein erheblicher Teil davon kostenlos zu erleben, nämlich alle Dauerausstellungen der städtischen Museen. Unsere Titelgeschichte gibt einen kleinen Überblick dazu (s. S. 22), vielleicht sehen wir uns ja demnächst mal in der Mittagspause vor einer Vitrine oder einem Bild im stadtgeschichtlichen Naturgrassimuseum für schillernde Kunst …
Jedenfalls bietet dieses Angebot die Möglichkeit, Leipzig (wieder) zu entdecken, wie man so schön sagt. Man wird ja doch über die Jahre bequem oder indifferent oder dauerkritisch gegenüber dem eigenen Wohnort und übersieht dann schon mal die liebenswerten Details, die einem anfangs ständig auffielen.
Als ich neulich beispielsweise zum Haus des Buches radelte, wunderte ich mich über ein seltsames Bild weit vor mir auf der Goldschmidtstraße, das sich dann beim Überholen desselben als eine Gruppe Jugendlicher entpuppte, die eine Couch auf fünf Skateboards offenbar dahin schob, wo man gut rauchen und rumhängen kann. Find ich gut, dass ich mit denen in einer Stadt wohne, dachte ich da. Natürlich geht es einem nicht allzu oft so, klar. Mir aber zum Beispiel immer, wenn ich Kinder in Trainingsjacken vom Roten Stern sehe. Das gibt es woanders einfach nicht. Oder Zweijährige, die auf Menschen mit ziemlich großem, aber eben nicht absurd großem Instrumentenkoffer auf dem Rücken zeigen und »Cello!« sagen.
Sein Leipzig lob ich mir.
BERGMANN HEIME
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