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Stadtleben

Machtmissbrauch und Manipulation

»8 Weapons Gym« trennt sich von Trainer, dem jahrelanges »schädliches Verhalten gegenüber Frauen« im Verein vorgeworfen wird

  Machtmissbrauch und Manipulation | »8 Weapons Gym« trennt sich von Trainer, dem jahrelanges »schädliches Verhalten gegenüber Frauen« im Verein vorgeworfen wird  Foto: Lena Grützmacher

Vergangenen Donnerstag machte der Leipziger Kampfsportverein »8 Weapons Gym« öffentlich, sich von einem Trainer getrennt zu haben, der über mehrere Jahre sein misogynes Verhalten im Verein ausgelebt haben soll. In einem Instagrambeitrag sprach das Kampfsportgym davon, dass der Übungsleiter »seine Machtposition als Trainer ausgenutzt und zwischenmenschliche Beziehungen innerhalb des Gyms zu seinem Vorteil manipuliert« habe. Der Trainer habe das Arbeitsverhältnis von seiner Seite aus Anfang des Jahres beendet, nachdem sein »schädliches Verhalten gegenüber Frauen ans Tageslicht gekommen« sei. Um was für Vorfälle es sich konkret handelt und wie viele Betroffene es gibt, ging aus dem Post nicht hervor. Der Instagrambeitrag wurde wenig später wieder gelöscht.

Auf Nachfrage des kreuzer teilte 8-Weapons-Vorstand Robert Nienke mit, »den Fall intern aufzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die Opfer bestmöglich geschützt werden.« Erst nach Abschluss der internen Aufarbeitung sei man bereit, weitere Informationen öffentlich zu machen. Der Post sei aufgrund des Opferschutzes »vorrübergehend offline« genommen wurden.

Kampfsportverein appelliert an männliche Mitglieder

Das 8 Weapons Gym ist in der linken Leipziger Szene fest verankert. Im Selbstverständnis auf der eigenen Internetseite schreibt der Verein, »dass in zu vielen Gyms Neonazis und diskriminierendes Verhalten entweder stillschweigend toleriert oder aktiv unterstützt« würden. Im Instagram-Statement schrieb der Verein, dass die »Ablehnung von Sexismus und anderen diskriminierenden Ideologien« in den Vereinsstatuten festgehalten sei, diesen hätten alle Mitglieder zugestimmt. »Natürlich schützt das uns und euch nicht davor, dass es zu Missständen innerhalb des Gyms kommen kann«, hieß es weiter.

Der Verein sei sich seiner Verantwortung für das Verhalten des Trainers bewusst, hieß es im Instagrambeitrag. Gleichzeitig appelliere man an alle männlichen Mitglieder, »sich zu bilden, das eigene Verhalten zu reflektieren, bei sich und Kumpels genauer hinzusehen und Verantwortung zu übernehmen«. Zudem betonte das 8 Weapons Gym, dass sich mögliche weitere Betroffene bei der Crew, der Gleichstellungsbeauftragten oder auch anonym unter einer angegebenen Mailadresse an den Verein wenden könnten.

Opferhilfe Sachsen warnt vor falschem Vorgehen bei interner Aufklärung 

Auf kreuzer-Anfrage erklärt der Verein Opferhilfe Sachsen, eine Beratungsstelle für von Straftaten Betroffene, dass eine interne Aufarbeitung grundsätzlich nur dann funktioniere, wenn die Einrichtungen richtig aufgestellt seien. Dazu würden beispielsweise Leitlinien und ein Schutzkonzept gehören. Man könne jedoch auch vieles falsch machen, was im schlimmsten Fall dazu führe, dass Täter geschützt würden und nicht die Betroffenen. Zur Unterstützung der Betroffenen sei es am wichtigsten, dass man sie ernst nehme, betont die Opferhilfe. Eine Sichtbarkeit in den Medien und in der Öffentlichkeit, wie bei der Bewegung #MeToo, gebe den Betroffenen oftmals Kraft und ermutige im besten Fall noch weitere Betroffene sich zu melden.

Natürlich könne solch eine Aufarbeitung auch unangenehm für die Betroffenen werden, betont die Opferhilfe Sachsen. Es sollten beispielsweise keine Anzeigen von Außenstehenden erstattet werden, die die Betroffenen dazu zwingen, Aussagen zu machen, die sie nicht machen wollen oder können. Allerdings gelte auch: Ein offener Umgang mit Missständen helfe, diese zu bekämpfen.

> Opferhilfe Sachsen e.V., Karl-Liebknecht-Straße 16, 04107 Leipzig, 0341 / 22 54 318, leipzig@opferhilfe-sachsen.de

 

 


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