Das Ost-Passage-Theater setzt sich im Februar mit vielen Facetten der afrikanischen Diaspora auseinander. In persönlichen Dokumentarfilmen deutscher Filmemacherinnen und Filmemacher ergründen People-of-Color ihre Wurzeln, es gibt eine Kurzfilmnacht zum Themenkomplex und schließlich die irrwitzige afro-futuristische Zukunftsvision »Neptune Frost«, eine Mischung aus Science-Fiction-Parabel und punkigem Queer-Kostüm-Musical aus Ruanda.
»Black Cinema«, 7., 14., 21., 28.2., Ost-Passage-Theater
Es ist selten, dass Filme so starke Reaktionen hervorrufen, wie es dem neuen Werk von Regisseurin Agnieszka Holland gelungen ist. Als ihr Film »Green Border« in Polen erschien, wurde er von Vertretern der damals herrschenden PiS Partei schnell angegriffen. Ein Minister verstieg sich gar zu der Behauptung Holland, die Familienmitglieder im Holocaust verloren hat, hätte im Propagandastil der Nazis gedreht, um Polen zu verunglimpfen.
»Green Border« erzählt von den Geflüchteten, die 2021 gelockt von falschen Versprechungen Lukaschenkos nach Belarus kamen, um von dort aus weiter in die EU zu reisen. In drastischen Bildern zeigt der Film, wie sie auf polnischer Seite von Soldaten auf LKWs gezerrt und zurück an den belarussischen Grenzzaun gebracht werden. Die Botschaft ist klar: auch in Europa sind die schutzbedürftigen Menschen nicht willkommen. Holland erzählt aus der Sicht einer syrischen Familie, von Aktivisten und eines jungen Grenzsoldaten. Leider fallen ihre Geschichten jedoch allesamt ziemlich flach aus. Die Botschaft scheint das Wichtigste. Und so geraten die zweieinhalb Stunden zu einer Aneinanderreihung von Gräueltaten, die den Zuschauer in eine ähnliche Starre versetzt wie es die Bilder von Leid und Gewalt tun, mit denen wir inzwischen fast täglich konfrontiert werden. Die Frage ist, was kommt danach. Mögliche Antworten blitzen in winzigen Szenen auf, die jedoch zwischen Sümpfen und Schüssen rasch verloren gehen. JOSEF BRAUN
»Green Border«: ab 1.2., Passage-Kinos
Weitere Filmtermine der Woche
Stranger Than Paradise
USA/D 1984, R: Jim Jarmusch, D: John Lurie, Richard Edson, Eszter Balint, 85 min
Die Reflexion über Heimatlosigkeit und heiter-melancholische Schilderung des »American Way of Life« in Schwarz-Weiß begründete vor allem in Europa den Ruf des Independent-Regisseurs Jim Jarmusch.
Schaubühne Lindenfels, 02.02. 22:15 (OmU)
Das Bambuscamp der Frauen
HK 1973, R: Chih-Hung Kuei, D: Birte Tove, Lieh Lo, Terry Liu, 110 min
1943: Einer Gruppe gelingt es, große Teile beschlagnahmter Goldreserven zu entwenden. Allerdings werden sie von japanischen Truppen gefangen und in ein Foltercamp gesteckt, in dem sadistischste Praktiken angewandt werden.
Luru-Kino in der Spinnerei, 04.02. 18:00 (Analogfilmdoppel, DF)
Die dreizehn Söhne des gelben Drachens
HK 1970, R: Cheh Chang, D: David Chiang, Han Chin, Lung Ti, 93 min
Gegen Ende der Tang-Dynastie gehen die Truppen von Li Ke-yung, Herrscher von Sha To, und seine 13 Söhne gegen Rebellen vor, die die Hauptstadt Changan besetzt haIten. Martial-Arts-Klassiker.
Luru-Kino in der Spinnerei, 04.02. 20:00 (Analogfilmrolle, DF)
Das fünfte Element
F 1997, R: Luc Besson, D: Milla Jovovich, Bruce Willis, Gary Oldman, 127 min
New York, 2259. Nur alle 5.000 Jahre öffnet sich das Tor zur Dimension jenseits unserer Vorstellung. Durch diese galaktische Pforte betritt die Brut des unendlich Bösen mit ihrem Anführer Zorg die Erde. Sie hat nur ein Ziel: die Vernichtung der Menschheit. Korben Dallas, der abgefahrenste Lufttaxifahrer im Universum, stellt sich ihnen entgegen. Zitatereicher und überdrehter Science-Fiction-Film.
Cinestar, 06.02. 19:30
Cineplex, Regina-Palast, 06.02. 20:00
Dead Man
USA/D/J 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, Gary Farmer, Crispin Glover, 121 min
William Blake macht sich auf in den Westen, um dort eine Stelle als Buchhalter anzutreten. Doch er wird von einer Kugel getroffen. Aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände sieht sich William trotz seiner schweren Verletzung gezwungen, in die Wälder zu fliehen. Metaphysischer, skurriler Western von Jim Jarmusch.
Schaubühne Lindenfels, 04.02. 15:30 (OmU)
Der Mann, der nie im All war
D 2023, Dok, R: Tom Lemke, 94 min
Der Leipziger Regisseur Tom Lemke begleitet Tasilo aus Mittweida, der für die weltgrößte Sammlung von Raumfahrt-Objekten im Guinness-Buch der Rekorde steht.
Cinémathèque in der Nato, 07.02. 19:30 (mit Filmgespräch)
Die Ausstattung der Welt
D 2023, Dok, R: Susanne Weirich, Robert Bramkamp, 99 min
Ein Streifzug durch den Requisitenfundus des Studios Babelsberg.
Cinémathèque, 09.02. 19:30 (mit Filmgespräch, OmeU)
Die Zukunftsmaler
D 2023, Dok, R: Kurt Poeschl, 87 min
Der Dokumentarfilm beschreibt die Entwicklung des Hallenser Stadtviertels Freiimfelde, zwischen Abbruch, Leerstand und Verfall nach 1990 bis hin zu Neubelebung, Kultur und Eigeninitiative.
Passage-Kinos, 07.02. 18:30 (Eintritt frei, mit Filmgespräch)
Im toten Winkel
D 2023, R: Ayse Polat, D: Aybi Era, Katja Bürkle, Ahmet Varli, 117 min
Der deutsche Polit-Thriller taucht in drei Kapiteln in das Trauma mehrerer Generationen und ein Netz der Verschwörung im Nordosten der Türkei ein.
Cineding, 08.02. 19:00 (Filmgespräch mit Regisseurin Ayşe Polat, OmU)
König hört auf
D 2022, Dok, R: Tilman König, 85 min
Das Filmporträt des Jenaer Jugendpfarrers Lothar König ist die kritische Würdigung eines streitbaren Charakters, der sich mit der Pensionierung neu erfinden muss.
Budde-Haus, 04.02. 16:00
Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?
D 1932, R: Slatan Dudow, D: Herta Thiele, Ernst Busch, Martha Walter, 75 min#
Während der Großen Depression muss eine Familie ihre Wohnung räumen und in ein Zeltlager ziehen. Sozialdrama nach dem Drehbuch von Bertolt Brecht.
Frauenkultur, 01.02. 19:00 (Filmgespräch, FLINTA* on BIKES-Feministische Perspektiven)
Man on Wire
USA/GB 2008, R: James Marsh, 93 min
Der 24-jährige Philippe Petit vollführte am Morgen des 7. August 1974 einen Drahtseilakt in über 400 Metern Höhe zwischen den beiden Türmen des World Trade Centers. Spannender, oscargekrönter Dokumentar-Thriller mit atemberaubend schönen Bildern.
Stadtbüro, 06.02. 19:00 (Architektur im Film)
Roxy
D 2023, R: Dito Tsintsadze, D: Devid Striesow, Waléra Kanischtscheff, Camilla Borghesani, 100 min
Deutsche Thriller-Komödie mit Dewid Striesow als Taxifahrer Thomas Brenner, der sich durch eine kriminelle Schattenwelt navigiert.
Luru-Kino in der Spinnerei, 07.02. 19:00 (in Anwesenheit des Filmteams)
The Homes We Carry
D 2023, Dok, R: Brenda Akele Jorde, 85 min
Das Porträt einer von den Wirrungen der Weltgeschichte zerrissenen Familie zwischen Deutschland, Mosambik und Südafrika.
Ost-Passage-Theater, 07.02. 20:00 (Black Cinema, OmU)
The Lobster
IRL/GB/GR/F/NL 2015, R: Yórgos Lánthimos, D: Colin Farrell, Rachel Weisz, John C. Reilly, 114 min
Eine Gesellschaft in naher Zukunft, in der ein Leben zu zweit das oberste Gebot ist. Singles werden verhaftet und in eine Anstalt namens »The Hotel« gebracht. Dort haben sie 45 Tage Zeit, einen passenden Partner zu finden. Mit Präzision und beißendem Humor erzählt der griechische Regisseur Yórgos Lánthimos seine dystopische Geschichte als unheimliche Fabel.
Passage-Kinos, 07.02. 20:30 (OmU, Retrospektive Yorgos Lanthimos)
To Sleep with Anger
USA 1990, R: Charles Burnett, D: Danny Glover, DeVaughn Nixon, Paul Butler, 102 min
Harry Mention (Danny Glover), ein geheimnisvoller Drifter aus dem Süden, besucht seinen alten Bekannten Gideon (Paul Butler) in South-Central Los Angeles. Harrys charmante, bodenständige Art kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass er auf Ärger aus ist. Und bald wird er einen eigenartigen, aber mächtigen Einfluss auf Gideon und seine Familie ausüben.
Cineding, 01.02. 19:00 (OmeU, This isn’t America. This is LA)
Unter Brüdern – Rock & Pop aus dem Ostblock
D 2022, Dok, R: Michael Rauhut, Tom Franke, 45 min
Rock- und Popmusik aus den sozialistischen Bruderländern spielte in der DDR eine große Rolle. Der Film fragt nach Hintergründen der Kooperation der Ostblockländer und stellt prominente Künstler vor.
Zeitgeschichtliches Forum, 05.02. 19:00
Wenn Mutti zu früh zur Arbeit geht
D 2017, Dok, R: Freya Klier, Nadja Klier
Dokumentation über den Alltag von Frauen in der DDR.
Denkmalwerkstatt, 06.02. 16:00