Lasziv, lustvoll und leidenschaftlich sind nur drei Attribute, die die meisten Menschen wahrscheinlich mit Poledance verbinden. Und ich? Ab jetzt: anstrengend, abenteuerlich und anzüglich. Wenn ich ganz ehrlich bin, schreibe ich diesen Artikel immer noch mit blauen Flecken an den Beinen und Schmerzen in Armen und Händen. Aber auch mit der schönen Gewissheit, wieder etwas Neues ausprobiert zu haben: Poledance.
Angekommen in der Georg-Schwarz-Straße 114 in Leutzsch, warte ich zunächst ein paar Minuten vor dem Poledance-Studio von Josefine Köhler. Vorhänge schützen die Fenster vor neugierigen Blicken von der Straße, bunte Lichter sind dennoch schon zu erkennen. Kurz vor 20 Uhr trete ich ein und stehe fast direkt in einem schönen Raum voller deckenhoher Stangen und einem großen Spiegel. Die Gründerin des Studios erklärt mir, dass ihr besonders wichtig ist, dass jede ihre eigene Stange hat, so dass man schnell Ergebnisse erzielen kann. Nach kurzer Einweisung und Umziehen machen sich sieben Frauen einschließlich mir und der Trainerin auf Sportmatten warm. Zu Partyhits der 2000er werden vor allem Hände und Arme, Hüfte und Rumpf erwärmt. Anschließend ziehen sich alle die langen Hosen und Shirts aus, denn der Rest des Trainings wird in kurzen Sachen absolviert. Dies ist wichtig, da die Haut am besten an der Stange haftet und gerade synthetische Sportsachen an der Stange abrutschen würden.
Ursprünglich stammt Poledance aus der traditionellen asiatischen Akrobatik. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts tauchte die Sportart dann auch im Westen auf, besonders in den USA. Seit einigen Jahren erfährt Poledance einen großen Hype, so dass es im Moment etwa 150 Poledance-Studios in Deutschland gibt.
Nach der Erwärmung nimmt sich die Trainerin etwas Zeit für mich und zeigt mir zunächst zwei Drehungen. Leichtfüßig schwingt sie sich um die Stange und steht grazil wieder auf. Was so leicht aussah, stellt mich vor immense Herausforderungen. Meine Hände rutschen, gleichzeitig stockt meine Drehung und lässt sie unelegant wirken. Eine ungewohnte Mischung aus Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Eleganz wird von mir verlangt. Nach ein paar Versuchen habe ich das Gefühl – im wahrsten Sinne des Wortes –, den Dreh rauszuhaben, und kann an der Ausführung üben. Auch wenn meine Arme schnell müde werden und sich nach wenigen Versuchen die ersten Blasen an den Händen bilden, verstehe ich sofort die Faszination und den Spaß, den die Sportart mit sich bringt.
Auf die zwei Drehungen folgen drei Posen an der Stange. Eine bringt mich vor allem an meine koordinativen Grenzen. Beine, Füße, Hände und Hüfte müssen so platziert werden, dass man Halt an der Stange hat, es nicht unmenschlich weh tut und man gleichzeitig noch annähernd reizvoll aussieht. Auf einem Bild sehe ich später: Das ist mir nur in Ansätzen gelungen.
Nach eineinhalb Stunden Training bin ich überrascht. Obwohl ich mich vorher noch nie im Poledance probiert habe, gehe ich mit vielen Erfolgserlebnissen raus. Zwar hat nicht alles geklappt und sah nicht annähernd so ästhetisch aus wie bei meiner Trainerin, aber ich kann jetzt Dinge, die ich vorher noch nicht konnte. Und: Poledance macht selbstbewusst. Sich selbst eineinhalb Stunden im Spiegel zu beobachten, gibt einen unerwarteten Confidence-Push. Das bestätigt mir auch die Gründerin Josefine. Sie nutzt ihre Pole-Sessions immer ganz nach Stimmung: An einem ruhigen Tag dehnt sie sich zu ruhiger Musik an der Stange, an anderen gibt es Rock-Musik, Drehungen und Salti.
> Poledance Leipzig: Georg-Schwarz-Str. 114, 04179 Leipzig, Tel. 01 63/5 50 82 76, www.poledance-leipzig.de, Schnupperkurs: 29 €, 5er-Karte: 170 €, Jahresvertrag für ein Training pro Woche: 105 € mtl.