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Kultur

Buch trifft Film

Die Kinostarts der Woche

  Buch trifft Film | Die Kinostarts der Woche  Foto: Monster Film Comittee

Die Buchmesse ist in der Stadt. Für uns Filmfreunde heißt das vor allem Lesungen und belegte Kinos. Dazwischen sind aber durchaus einige Veranstaltungen mit Filmbezug: Die Passage-Kinos haben eine Lesung mit Schauspieler Oliver Masucci am Donnerstag im Programm, die Kinobar zeigt »9/11 Santiago – Flucht vor Pinochet« mit Buchvorstellung und das Cineplex präsentiert eine Anime-Night zur Manga Comic Con. Alle Termine zu Buch und Kino findet ihr natürlich wie gewohnt im Kreuzer Terminkalender.
 

Film der Woche: Seit mehr als drei Jahrzehnten ergründet der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda das Konzept der Familie. In gefeierten Werken wie »Nobody Knows« oder dem in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichneten »Shoplifters« dreht er das Bild der traditionellen japanischen Familie um und sucht nach alternativen Formen des familiären Zusammenlebens. Auch sein neuer Film »Die Unschuld« zeigt eine gebrochene Familie. Nach dem Tod des Vaters sind Saori und ihr Sohn Minato eine eingeschworene Gemeinschaft. Doch die Beziehung bekommt Risse als Minato beginnt sich zu entfremden. Die alleinerziehende Mutter Saori muss hilflos mit ansehen, wie ihr Sohn sich verändert. Der Zehnjährige wirkt auf einmal verschlossen und verletzt sich selbst. Ist sein Klassenlehrer Hori Schuld daran? Oder ist Minato der Aggressor, der andere Kinder in der Klasse bedroht? Kore-eda macht es dem Zuschauer nicht einfach, ein Urteil zu fällen, erzählt er doch die Geschichte aus drei Perspektiven. Zunächst begleiten wir die Mutter bei ihrem Kampf um Aufklärung und wie sie mit dem Kopf gegen die konformistische Wand der Bildungseinrichtung stößt. Dann erleben wir die Ereignisse aus Sicht des Lehrers, der sich als Opfer einer Hetzkampagne sieht. In einem aufwühlenden finalen Akt, erzählt aus Minatos Perspektive, fügt sich schließlich alles zusammen. Ein fesselndes Puzzlespiel, für das Drehbuchautor Yûji Sakamoto in Cannes die Silberne Palme erhielt. LARS TUNÇAY

»Die Unschuld«: ab 21.3., Passage-Kinos, Regina Palast


2005 endete im Sudan ein langer, blutiger Bürgerkrieg mit einem Friedensabkommen zwischen den Politikern der Hauptstadt Khartum und der größten südsudanesischen Rebellengruppe. Das Abkommen gewährte dem Südsudan Autonomie und führte zu einem Referendum über die Unabhängigkeit des Südens, die schließlich im Jahr 2011 Realität wurde. »Goodbye Julia« spielt vor dem Hintergrund dieser politisch bedeutsamen Zeit. Der Film von Regisseur Mohamed Kordofani erzählt das Zusammentreffen zweier Familien. Akram und Mona leben in relativem Wohlstand, hinter einem Eisentor, bis eines Tages ein Fremder Mona zu ihrem Haus verfolgt. Akram, in dem Wunsch seine Frau zu retten, erschießt den Eindringling und setzt damit unbeabsichtigt eine Kettenreaktion in Gang. Denn der Tote hat eine Frau und einen kleinen Sohn. Geplagt von Schuldgefühlen nimmt Mona die beiden bei sich auf. Allerdings ohne ihnen die Wahrheit über den Verbleib ihres Vaters und Ehemannes zu enthüllen, dessen Tod von den örtlichen Behörden vertuscht wird. »Unbekannter erschießt Unbekannten« heißt es lapidar im polizeilichen Bericht. Es ist nicht das einzige Mal, dass die Figuren von ihrer Gesellschaft im Stich gelassen werden. Doch während die Geheimnisse zwischen ihnen immer schwerer lasten, wächst auch die Nähe, insbesondere zwischen Mona und Julia, bis in einer einzigen Nacht alles ans Licht zu kommen droht. »Goodbye Julia« ist großes, melancholisches Versöhnungskino. JOSEF BRAUN

»Goodbye Julia«: ab 21.3., Cineding


Paul Matthews ist ein unscheinbarer Mann Ende 50, der mit seiner Frau und zwei Töchtern in der Vorstadt lebt. Beruflich doziert er wenig mitreißend an einer Uni, wo er die Studierenden kaum für seine Biologie-Themen zu begeistern vermag. Doch dann geschieht Merkwürdiges: Paul erscheint ihm bekannten und unbekannten Menschen auf einmal in ihren Träumen! Dort taucht er als unbeteiligter Zaungast auf, der selbst in gefährlichsten Situationen niemals eingreift. Als dies multimedial die Runde macht, avanciert der Durchschnittstyp zum weltweiten Phänomen, soll Werbestar und vieles mehr werden, was dem bisherigen Nobody schmeichelt – bis sein Traum-Abbild plötzlich aktiver wird und Pauls Leben eine neue, diesmal unheilvolle Wendung nimmt. Der norwegische Regisseur Kristoffer Borgli knöpft sich in seinem Hollywood-Debüt nach »Sick of Myself« thematisch erneut die Schattenseiten plötzlichen Ruhms vor. Bestechend ist dabei zum einen die originell-absurde Grundidee, zum anderen aber auch die Besetzung der Hauptrolle mit Nicolas Cage. Der mimt den brav-langweiligen Dozenten und Familienvater wunderbar zurückgenommen, dreht in den dramaturgisch passenden Momenten aber auch auf altbewährte Weise frei. Eine Idealbesetzung in einer Satire, die auch gut ins Œuvre eines Charlie Kaufman passen würde, der einst die Drehbücher zu ähnlich gelagerten Genre-Perlen wie »Being John Malkovich« und »Vergiss mein nicht!« schrieb. PETER HOCH

»Dream Scenario«: ab 21.3., Passage-Kinos, Regina Palast


Weitere Filmtermine der Woche

Manga Comic Con im Cineplex

Der Junge und der Reiher
Donnerstag, 21.03. 18:00 Uhr 

Your Name. - Gestern, heute und für immer
Donnerstag, 21.03. 20:30 Uhr & Sonntag, 24.03. 18:00 Uhr

Das wandelnde Schloss
Freitag, 22.03. 18:00 Uhr & Samstag, 23.03. 20:30 Uhr

Chihiros Reise ins Zauberland
Freitag, 22.03. 20:30 Uhr

Suzume
Samstag, 23.03. 18:00 Uhr & Sonntag, 24.03. 20:30 Uhr


9/11 Santiago – Flucht vor Pinochet 

50 Jahre nach dem Putsch in Chile unter Führung des späteren Diktators Augusto Pinochet kommen in dieser Doku erstmals Kinder, die mit ihren Eltern Chile verlassen mussten, zu Wort und berichten über Flucht und Exil.

Kinobar Prager Frühling, 21.03. 20:00 (Filmpräsentation zur Buchveröffentlichung im Rahmen von »Leipzig liest«)


Living Bach 
D 2023, Dok, R: Anna Schmidt, 114 min

Der Dokumentarfilm spürt Bach-Enthusiasten auf, reist dabei rund um den Globus, offenbart außergewöhnliche, aufregende und lebensverändernde Beziehungen zu Bachs unvergleichlicher Kunst und begleitet das größte Treffen der Familie Johann Sebastian Bachs in Leipzig mit der Kamera.

Passage-Kinos, 21.03. 18:30 (Sondervorführung an Bachs 339. Geburtstag)


Ernte teilen
D 2022, Dok, R: Philipp Petruch, 82 min

Anders ackern für die Zukunft: Visionen in der Landwirtschaft.

Cineding, 21.03. 19:00 (mit Gespräch, OmU)


Leben in Paunsdorf
D 2023, Dok, R: Hesam Yousefi, 30 min

Fünf Personen sprechen über ihre Lebensgeschichten und über Paunsdorf. Sie erzählen, was sie mit dem Stadtteil verbindet, was sie bewegt und inwieweit sie das Leben im Stadtteil beeinflusst.

Bibliothek Paunsdorf, 22.03. 16:00 (Internationale Wochen gegen Rassismus Leipzig)


Umberto Eco – Eine Bibliothek der Welt 
I 2023, Dok, R: Davide Ferrario, 80 min

Ein Rundgang durch die Privatbibliothek von Umberto Eco, die vom Autor selbst geführt wird.

Passage-Kinos, 24.03. 13:00 (OmU)


Arrival
USA 2016, R: Denis Villeneuve, D: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, 116 min

Als zwölf Alien-Schiffe auf der Erde landen, die Menschen aber nicht mit den Außerirdischen kommunizieren können, engagiert das Militär eine Linguistin und einen Physiker, um zunächst die sprachlichen Rätsel des Besuchs zu lösen.

Cinémathèque, 21.03. 19:00 (OmU)


Die Frau, die singt 
CAN/F 2010, R: Denis Villeneuve, D: Lubna Azabal, Mélissa Désormeaux-Poulin, Maxim Gaudette, 133 min

Zwillingen wird von ihrer verstorbenen Mutter ein seltsames Erbe anvertraut: Sie sollen Briefe an den Vater, den sie bisher für tot hielten, sowie an einen Bruder überbringen, von dem sie nichts wussten. Dies führt beide in den Nahen Osten, wo Leiden und Traumata ans Licht kommen.

Cinémathèque, 24.03. 19:00 (OmU)


Sicario 
USA 2015, R: Denis Villeneuve, D: Emily Blunt, Benicio Del Toro, Josh Brolin, 121 min

Der Kampf der USA gegen die Drogenkartelle, hart und schonungslos realistisch geschildert aus den Augen einer Frau. Die FBI-Agentin Kate Macer wird Teil einer Spezialeinheit im mexikanischen Grenzgebiet. In unerträglich spannenden Sequenzen schildert Denis Villeneuve einen komplexen Konflikt.

Cinémathèque, 23.03. 20:00 (OmU)


Live Flesh 
E/F 1997, R: Pedro Almodóvar, D: Javier Bardem, Francesca Neri, Liberto Rabal, 99 min

Im Madrid des Jahres 1970, während der Franco-Diktatur, verfällt ein junger Mann einer Diplomatentochter und gerät dadurch zwischen die Fronten von Polizisten und Drogendealern.

Kinobar Prager Frühling, 25.03. 16:00 (OmU)
 

Mystery Train 
USA 1988, R: Jim Jarmusch, D: Masatoshi Nagase, Youki Kudoh, Nicoletta Braschi, 112 min

Episodenfilm um Memphis, Tennessee, die Heimstätte des Rock’n’Roll, der sich allmählich als komplex zusammenhängendes Puzzle entpuppt.

Schaubühne Lindenfels, 25.03. 21:15 (OmU, The Independent Cinema of Jim Jarmusch)


Spaten statt Gewehr – Bausoldaten in der DDR
D 2004, Dok, R: Olaf Kaiser

Doku über Bausoldaten in der DDR der 1960er-, 1970er- und 1980er- Jahre, ihre Geschichten und ihre Motivationen zur Verweigerung des Dienstes an der Waffe.

Hansa-Haus, 26.03. 16:00


Moritzkino
USA 2016, R: Christian Ditter, D: Dakota Johnson, Rebel Wilson, Leslie Mann, 110 min

Moritzbastei, 28.03. 20:00


Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf
I 1979, R: Joe D'Amato, D: Kieran Canter, Cinzia Monreale, Franca Stoppi, 94 min

Ein Mann verfällt nach dem Tod seiner Frau dem Wahnsinn, bewahrt ihre Leiche auf und wird zum Serienkiller.

Luru-Kino in der Spinnerei, 27.03. 19:00 (Horror-Doppel mit Donis, um 21 Uhr folgt »Die Mörderbestien«)


Stop Making Sense 
USA 1984, Dok, R: Jonathan Demme

Der legendäre Konzertfilm der Talking Heads von Regisseur Jonathan Demme in einer restaurierten Neufassung.

Kinobar Prager Frühling, 23.03. 21:15 (Preview)
Passage-Kinos, 28.03. 20:30


Mörderbestien
I 1973, R: Joe d'Amato, D: Klaus Kinski, Angela Bo, Ewa Aulin, 90 min

In einem alten Schloss gehen seltsame Dinge vor sich: Ein verrückter Wissenschaftler sucht nach dem ewigen Leben und eine Katze verwandelt sich in eine der titelgebenden Mörderbestien. Italo-Horrortrash at its worst.

Luru-Kino in der Spinnerei, 27.03. 21:00 (Horror-Doppel mit Donis, OmU, vorher um 19 Uhr läuft »Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf«)


Das Wunder von Mals
I/A 2018, Dok, R: Alexander Schiebel, 88 min

Dokumentation über ein Dorf in Südtirol und dessen Kampf gegen Pestizide und Monokulturen beim Apfelanbau.

Kinobar Prager Frühling, 22.03. 19:00 (in Anwesenheit von Regisseur Alexander Schiebel)


Onibaba – Die Töterinnen 
J 1964, R: Kaneto Shindo, D: Nobuko Otowa, Jitsuko Yoshimura, Kei Sato, 103 min

Eine alte Frau und ihre Schwiegertochter überstehen den jahrzehntelangen Bürgerkrieg im Japan des 14. Jahrhunderts nur dadurch, dass sie verletzte Samuraikrieger überfallen, ausrauben und töten.

Luru-Kino in der Spinnerei, 24.03. 18:00 (Analogfilmdoppel, DF)


Bushido − Sie lieben und töten
J 1063, R: Tadashi Imai, D: Kinnosuke Nakamura, Ineko Arima, Masayuki Mori, 99 min

Der Selbstmordversuch seiner Verlobten bringt einen Japaner zum Nachdenken über das Schicksal seiner Samurai-Vorfahren und zur Erkenntnis, dass er sich nicht wie diese im Dienste der Herrschaft selbst aufgeben darf.

Luru-Kino in der Spinnerei, 24.03. 20:00 (Analogfilmdoppel, DF)


Die Missetäter 
ARG/CHI/BRA/LUX 2023, R: Rodrigo Moreno, D: Daniel Elias, Esteban Bigliardi, Margarita Molfino, 190 min

In diesem ungewöhnlichen und überlangen Bankraubfilm planen zwei Bankangestellte ihren Ruhestand, indem sie auf kalkulierte Weise ihren Arbeitgeber bestehlen.

Luru-Kino in der Spinnerei, 23.03. 11:00 (OmU), 25.03. 18:00 (OmU)


Die Spur deiner Lippen 
MEX 2023, R: Julián Hernández, D: Hugo Catalán, Mauricio Rico, Luis Vegas, 80 min

Ein schwuler Schauspieler arbeitet an seiner Karriere als Action-Star, als der Corona-Lockdown ihn in sein Apartment verbannt. Online lernt er einen jungen Mann kennen, der in der Nachbarschaft wohnt, seinen Job in einem Supermarkt verloren hat und sich nun mit erotischen Videos über Wasser hält.

Passage-Kinos, 27.03. 20:30 (OmU, Queer-Blick)


Die unendliche Erinnerung 
CHL 2023, Dok, R: Maite Alberdi, 85 min

Berührende Chronik einer Liebe und des geistigen Zerfalls eines geliebten Menschen.

Ost-Passage-Theater, 27.03. 20:00 (OmU)


Filmriss Filmquiz 

Wie viele Cameos hatte Marvel-Meister Stan Lee? Wann wurde der erste Tonfilm uraufgeführt? Welche Horrorserie kommt auf die meisten mörderischen Auftritte? Die beliebte Rateshow rund ums Thema Film geht in eine neue Staffel. Mit frischen Fragen, Filmausschnitten und Spielen und natürlich reichlich Preisen zu aktuellen Kinoproduktionen, präsentiert von André Thätz und kreuzer-Redakteur Lars Tunçay.

Moritzbastei, 27.03. 20:00

 

 


 


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