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Kultur

Schauspiel

Die Kinostarts der Woche

  Schauspiel | Die Kinostarts der Woche  Foto: Filmstill

Ereignisse und Begegnungen im Leben können manchmal schmerzhaft sein, aber sie bieten auch die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln. Diese Wachstumsschmerzen stellt das Konfuzius-Institut in diesem Jahr in den thematischen Mittelpunkt seines Filmfestivals »Chai«. 14 Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilme zeigen das Leben in der Kleinstadt und den Metropolen, sie setzen sich kritisch mit Geburtenkontrolle und Diskriminierung auseinander und bieten ein vielfältiges Bild einer Nation im Wandel.

»Chai – Chinesisches Filmfestival Leipzig«: 2.–4.5., Cinémathèque in der naTo, Konfuzius-Institut Leipzig


Film der Woche: Tom Lunies sitzt am Tisch seiner Mutter Lissy. Sie hat Kuchen gebacken und serviert ihm dazu die Nachricht ihres nahenden Todes. Was folgt ist eine minutenlange Abrechnung ihrer nie gewollten Rolle als seine Mutter. In dieser Szene öffnen sich bodenlose Abgründe. Die Familie Lunies ist entzweit. Sohn Tom arbeitet rund um die Uhr an seiner Karriere als Dirigent und ruft gelegentlich bei den Eltern an. Von Tochter Ellen wird nur in der dritten Person gesprochen. Lissy geht am Stock, kann kaum noch sehen, ist alleine und überfordert mit der Pflege des Vaters, der an Parkinson erkrankt ist und nicht mehr für sich selbst sorgen kann. Eine unheilvolle Konstellation, die ungebremst auf den Abgrund zusteuert. Matthias Glasners Filme (»Der Freie Wille«, »Gnade«) gehen an die Substanz. Vielleicht begeben sich deshalb so viele namhafte Schauspielerinnen und Schauspieler in seine Hände. Auch »Sterben« ist Schauspielkino in Vollendung. Die zentrale 15-minütige Szene mit Corinna Harfouch und Lars Eidinger ist in ihrer Intensität kaum zu ertragen. Glasner unterteilt sein Werk in Kapitel, die jedes Mitglied dieser dysfunktionalen Familie in den Mittelpunkt stellt. Er lässt sie lieben und leiden, aber nie wirklich zueinander finden. Drei Stunden Blut und Tränen, Liebe und Hass, das Leben und immer wieder der Tod. Bei der Berlinale gab es dafür den Silbernen Bären für das beste Drehbuch.

»Sterben«: ab 25.4., Passage-Kinos, Kinobar Prager Frühling, Regina-Palast, Schauburg


Für die Besucher des Tennisturniers in New Rochelle sind die beiden Finalteilnehmer lediglich Kontrahenten auf dem Platz. Doch die Spieler, die sich da gegenüberstehen waren einmal Freunde und sind immer noch in dieselbe Frau verknallt.

Dabei könnten sie unterschiedlicher kaum sein: Art Donaldson (Mike Faist) versucht sein Comeback nach einer langen Verletzungspause. Er spekuliert auf einen Platz bei den US Open, hat das Preisgeld aber eigentlich nicht nötig. Während er im Ritz Carlton übernachtet, pennt sein Gegner Patrick Zweig (Josh O’Connor) im Auto oder bei gelegentlichen Tinder-Dates. Für ihn ist der Sieg in New Rochelle die letzte Chance auf eine Profikarriere. Art und Patrick haben schon als Teenager ein Zimmer geteilt und zusammen onaniert. Als sie sich beide in Tashi (Zendaya) verliebten, den aufstrebenden Star der Tenniswelt, wurden sie zu Rivalen, nicht nur auf dem Platz.

Eigentlich sind die Fronten klar verteilt: Art ist mit Tashi verheiratet, Patrick pennt auf dem Parkplatz. Aber das ist nur der Auftakt für ein Liebes-Match der Extraklasse, das Regisseur Luca Guadagnino hier über 131 Minuten Spielzeit aufrollt. Dabei hat er drei der derzeit heißesten Hollywood-Stars in den Hauptrollen zu bieten und eine Hauptdarstellerin, die ihren männlichen Kollegen die Schau stiehlt: Zendaya tauscht den staubigen Planeten »Dune« gegen ein gepflegtes Hotelzimmer in der US-amerikanischen Upper Class und macht dabei eine ebenso gute Figur wie auf dem Tennisplatz.

Guadagninos Vertrauter hinter der Kamera, Sayombhu Mukdeeprom, fängt die Ball- und Partnerwechsel temporeich und stilvoll ein, Atticus Ross und Trent Raznor versehen die Partie mit treibenden Beats und Justin Kuritzkes’ Drehbuch führt die Fäden aus zahlreichen Rückblenden zu einem cleveren Abschluss – alles zusammengehalten von der sicheren Hand des Regisseurs: Spiel, Satz und Sieg Guadagnino.  

»Challengers«: ab 25.4., Cineplex, Cinestar, Passage-Kinos, Regina-Palast

 

Weitere Filmtermine der Woche

Nur eine Frau 
DDR 1958, R: Carl Balhaus, D: Karla Runkehl, Rudolf Grabow, Lore Frisch, Eva-Maria Hagen, 105 min

Ein biografischer Film über die Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters, Autorin sozialkritischer Romane und Gründerin der ersten Frauenzeitschrift Deutschlands.

Denkmalwerkstatt, 25.04. 18:00 (im Anschluss Filmgespräch mit Nane Pleger)


Im Umbruch – Go. Stay. Dance.
D 2022, R: Barbara Lubich

Filmische Begegnung mit drei Künstlerinnen aus drei Jahrgängen über ihren Tanz zwischen Alltag und Vision, Kunst und Kunstbetrieb, Eigensinn und Gemeinschaft, verschwundenen Grenzen und beständigen Werten.

Luru-Kino in der Spinnerei, 26.04. 17:30 (Im Anschluss Gespräch mit den Filmemacherinnen)


Co:memorate – Gemeinsam erinnern an rassistische Gewalt
D 2023, Dok, R: Birgit Said, Antonio Quarta, Alexander Krahmer

Der Dokumentarfilm zeigt alltägliche Orte, an denen rassistische Gewalt verübt wurde. Er möchte an Taten und Opfer, vor allem aber an Menschen, an Lebensgeschichten und Spuren erinnern.

Stadtgeschichtliches Museum, 25.04. 18:00 (Veranstaltung von Projektwohnung krudebude)


Ja, Andrei Iwanowitsch
D 2018, Dok, R: Hannes Farlock

Andrei ist einer der letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald, und unter ihnen einer der wenigen, die geistig und körperlich noch mitten im Leben stehen.

Kinobar Prager Frühling, 25.04. 17:00 (Filmvorführung mit Andrei Iwanowitsch Moiseenko und Filmteam, OmU)
Ost-Passage-Theater, 26.04. 20:00


Blue 
USA 1996, R: Derek Jarman, 75 min

Toncollage aus Derek Jarmans Tagebüchern über ausschließlich monochromem Blau. Der AIDS-kranke Regisseur war zur Entstehungszeit von »Blue« bereits erblindet und stand kurz vor seinem Tod, womit diese, seine letzte Arbeit auch und vor allem eine außergewöhnliche Auseinandersetzung über Leben und Vergehen ist.

Cinémathèque, 26.04. 19:30 (mit Einführung, OV)


Berlin Utopiekadaver
D 2024, Dok, R: Johannes Blume, 90 min

Johannes Blume beschreibt die letzten Atemzüge der Berliner Subkultur und den Istzustand einer sich rapide transformierenden Stadt.

UT Connewitz, 29.04. 20:00, 30.04. 20:00 (mit Filmgespräch)


Der Herrscher von Cornwall
USA 1962, R: Nathan Juran, D: Kerwin Mathews, Judi Meredith, Torin Thatcher, 94 min

Klassischer Abenteuerfilm: Ein Bauernjunge, der zum Ritter wird, muss eine Prinzessin vor den Plänen eines bösen Zauberers schützen.

Luru-Kino in der Spinnerei, 28.04. 18:00


American Monster
USA 1982, R: Larry Cohen, D: David Carradine, Michael Moriarty, Candy Clark, 93 min

Die NYPD-Detektive Shepard und Powell arbeiten an dem bizarren Fall eines rituellen Aztekenmordes. Währenddessen greift etwas Großes die Menschen in New York an.

Luru-Kino in der Spinnerei, 28.04. 20:00


American Psycho
USA/CAN 2000, R: Mary Harron, D: Christian Bale, Justin Theroux, Josh Lucas, 102 min

Stylisch-blutige Adaption des Romans von Bret Easton Ellis um einen sadistischen Wall-Street-Yuppie im New York der 1980er Jahre.

Passage-Kinos, 28.04. 18:30 (Literatur trifft Film, mit Einführung und Gespräch, OmU)


Berlin Utopiekadaver
D 2024, Dok, R: Johannes Blume, 90 min

Johannes Blume beschreibt die letzten Atemzüge der Berliner Subkultur und den Istzustand einer sich rapide transformierenden Stadt.

UT Connewitz, 29.04. 20:00, 30.04. 20:00 (mit Filmgespräch)


Das Streben nach Perfektion
J 2021, Dok, R: Toshimichi Saito, 79 min

Die Doku begleitet vier japanische Spitzenköche bei der Arbeit.

Passage-Kinos, 28.04. 13:00 (OmU, Preview)


DDR unterm Regenbogen. Homosexuelle in der DDR
D 2011, Dok, R: Jochen Hick

Der Dokumentarfilm beleuchtet das schwul-lesbische Leben im ehemaligen deutschen Osten.

Denkmalwerkstatt, 30.04. 16:00


Dead Man
USA/D/J 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, Gary Farmer, Crispin Glover, 121 min

William Blake (Johnny Depp) macht sich von Cleveland auf in den Westen der USA, um dort eine Stelle als Buchhalter anzutreten. Doch er wird von einer Kugel getroffen. Aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände sieht sich William trotz seiner schweren Verletzung gezwungen, in die Wälder zu fliehen. Der Indianer Nobody (Gary Farmer), der ihm dort begegnet, nimmt ihn unter seine Fittiche. Von eiskalten Kopfgeldjägern gehetzt, wird William nun selbst zum Outlaw und gefürchteten Killer.

Schaubühne Lindenfels, 27.04. 17:45 (OmU, The Independent Cinema of Jim Jarmusch)


Horror-Doppel mit Donis

Gezeigt werden Donald Cammells »Des Teufels Saat« von 1977 und Levan Gabriadzes »Unknown User« von 2014.

Luru-Kino in der Spinnerei, 30.04. 20:00 (OmU)


Light Light Light
FIN 2023, R: Inari Niemi, D: Laura Birn, Pirjo Lonka, Rebekka Baer

Die 15-jährige Mariia lernt das Mädchen Mimi kennen und ihr Leben wird mit Licht erfüllt. 20 Jahre später kehrt Mariia in ihr kleines Heimatdorf in Westfinnland zurück, um sich um ihre kranke Mutter zu kümmern. Vor Ort wird sie von ihren Kindheitserinnerungen überwältigt, die mit einem wunderbaren Sommer begann und dann im tragischen Herbst mündeten.

Kinobar Prager Frühling, 26.04. 18:00 (Lesbian Visibility Day, OmU, Preview)


Chai – Chinesisches Filmfestival Leipzig

14 Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilme zeigen das Leben in der Kleinstadt und den Metropolen, sie setzen sich kritisch mit Geburtenkontrolle und Diskriminierung auseinander und bieten ein vielfältiges Bild einer Nation im Wandel.

2.–4.5., Cinémathèque in der naTo, Konfuzius-Institut Leipzig

 

 

 

 


 


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