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Kultur

Einblicke

Die Kinostarts der Woche

  Einblicke | Die Kinostarts der Woche  Foto: Filmstill »Was von der Liebe bleibt«/Filmweltverleih

Das Programm der achten Ausgabe der Kurdischen Filmtage erzählt in sechs Spiel- und Dokumentarfilmen u.a. vom Leid jesidischer Frauen und der Übersetzung von James Joyces »Ulysses« in die kurdische Sprache. Ergänzt wird der Einblick durch ein Kurzfilmprogramm. Für seine Filmtage hat der interkulturelle Verein Doz nun auch im Leipziger Osten eine Spielstätte gefunden: Die Eröffnung am 1.Mai fand mit dem Film »Im toten Winkel« im Ost-Passage-Theater statt. Der Polit-Thriller von Ayse Polat taucht in drei Kapiteln in das Trauma mehrerer Generationen und ein Netz der Verschwörung im Nordosten der Türkei ein. Im Anschluss sind die Filmtage wie gewohnt im Cineding zu Gast.
 

»8. Kurdische Filmtage«: 1.–4.5., Ost-Passage-Theater, Cineding

 

Film der Woche: Es ist Sommer in Berlin als sich Ilyas (Serkan Kaya) und Yasemin (Seyneb Saleh) kennen und lieben lernen. Sie eröffnen ein Café, erleben glückliche Jahre miteinander. Doch dann wird Yasemin Opfer eines Anschlags. Aus dem Nichts heraus, ohne Motiv und Täter. Die Polizei ist ratlos und nimmt Ilyas ins Verhör. Gab es etwas, das ihm seine Frau verheimlicht hat? Zahlungen an kurdische Hilfsorganisationen tauchen auf, Zweifel werden gesät. Ilyas verliert jede Sicherheit, jeden Halt. Dabei müsste er eigentlich für die 15-jährige Tochter Senna (Amira Demirkiran) da sein, die ebenso wie er trauert.

Es ist der strukturelle Rassismus, der sich wie ein Krebsgeschwür in die Liebesgeschichte des Leipziger Regisseurs und Autors Kanwal Sethi (»Once Again«) frisst. Er nimmt die sogenannten »Döner-Morde« zum Anlass, eine fiktive Geschichte deutscher Realität zu zeichnen. Dabei versetzt er das Publikum konsequent in die Haut eines Menschen mit Migrationshintergrund und schildert den Druck und die Absurditäten, denen Ilyas ausgesetzt ist. Daneben erzählt er berührend von einer Liebe, die auch mit dem Tod nicht endet.

»Was von der Liebe bleibt«: ab 2.5., Passage-Kinos

 

 

Einsam sitzt der Künstler Basilio im großen Haus und ist doch nicht allein. An seiner Seite sitzt ein Kobold, ein Derwisch, gleichermaßen Inspiration und Blockade, Fluch und Segen. Basilio komponiert am Klavier, doch es will nicht gelingen. Er hört die Stimmen der Welt, aber kann sie nicht verstehen. Wenn er sich einmal über die Schwelle wagt, landet er beim Lebensmittelhändler an der Ecke, mit dem er sich spitze Wortgefechte liefert. Dort trifft Basilio eines Tages auf Klara, das einzige Mädchen, dass wahrscheinlich noch verrückter ist als er. Mit ihr ist er bereit, seine Welt zu teilen. Einen Liebesfilm für Verrückte wollte Robert Gwisdek inszenieren. Also schrieb er ein Buch und drehte drei Monate später auf Sizilien inmitten der Pandemie. In den leeren Straßen von Palermo fand er ein leerstehendes Haus. Hier tobte er sich mit Julian Vincenzo Faber und Chiara Höflich in den Hauptrollen aus. Für alle drei war es ein Debüt: Faber steht eigentlich mit seiner gleichnamigen Band auf den Bühnen. Schauspieler, Autor und Rapper Robert Gwisdek inszenierte zuvor einige Kurzfilme und Musikvideos gemeinsam mit Chiara Höflich. Mit einem leidenschaftlichen Team, dem Geld von Freunden, ohne Förderung und Verleih schufen sie etwas Einzigartiges. Gekrönt wird die quirlige, urkomische Liebesgeschichte von Schauspiellegende Denis Lavant (»Holy Motors«) und der Musik von Sophie Hunger.

»Der Junge, dem die Welt gehört«: ab 2.5., Passage-Kinos, Schaubühne Lindenfels (am 05.05., 19:45, Filmgespräch mit Regisseur Robert Gwisdek und Hauptdarstellerin Chiara Höflich)

 


Sechs Jahre lang sang Lee Majors vom »Unknown Stuntman« in der Serie »The Fall Guy«, ab 1983 auch im Westfernsehen unter dem Titel »Ein Colt für alle Fälle«. Colt Seavers war für uns Heranwachsende der Held obwohl er eigentlich in der zweiten Reihe spielte. Stuntmen sind in Hollywood Austauschware. Dabei sind nicht zuletzt durch den Einfluss des Hongkong-Actionkinos Kampfsequenzen zu kunstvollen Choreographien geworden und Stunts durch Blockbusterreihen wie »Fast & Furious« und »Mission: Impossible« zu Publikumsmagneten.

Regisseur David Leitch war selbst Stuntman und Stuntkoordinator. Motiviert durch seinen Freund Chad Stahelski (»John Wick«) wechselte er erfolgreich auf den Regiestuhl und machte sich mit »Atomic Blonde« und »Bullet Train« selbst einen Namen. Mit der Kinoadaption von »The Fall Guy« zollt er nun seiner ehemaligen Profession Tribut.

Colt Seavers (Ryan Gosling) ist der Mann fürs Grobe in den Actionvehikeln des Hollywood-Stars Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson). Durch einen Unfall am Set wird er aus der Bahn geworfen. Ein Jahr lang lebt er zurückgezogen und leckt seine Wunden. Bis er einen Anruf von der Produzentin Gail Meyer (Hannah Waddingham) erhält und mit ihm die Chance auf ein Comeback und, das Herz seiner Flamme Jody Moreno (Emily Blunt) zurückzugewinnen. Dafür muss er allerdings den Star des Films ausfindig machen und Licht in ein Mordkomplott bringen, für das er selbst als »Fall Guy« herhalten soll.

Ryan Gosling hat nach seiner grandiosen Darbietung als Ken auch als Actionfigur eine Menge Spaß. Der Plot, den Drehbuchautor Drew Pearce (»Iron Man 3«) dafür zurechtgelegt hat, ist nur Vorwand für eine Kaskade an schwindelerregenden Stunts. Pearce liefert reichlich absurde Szenen, Unmengen Referenzen zu Actionklassikern wie »Miami Vice«, Witz und coole Sprüche, so dass die zwei Stunden höchst unterhaltsam vergehen – auch wenn die Bezüge zum Original nur charmantes Beiwerk sind.

»The Fall Guy«: ab 2.5., Cineplex, Cinestar, Regina-Palast

 

 

Weitere Filmtermine der Woche

Chai – Chinesisches Filmfestival Leipzig

Ereignisse und Begegnungen im Leben können manchmal schmerzhaft sein, aber sie bieten auch die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln. Diese Wachstumsschmerzen stellt das Konfuzius-Institut in diesem Jahr in den thematischen Mittelpunkt seines Filmfestivals »Chai«. 14 Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilme zeigen das Leben in der Kleinstadt und den Metropolen, sie setzen sich kritisch mit Geburtenkontrolle und Diskriminierung auseinander und bieten ein vielfältiges Bild einer Nation im Wandel.

2.–4.5., Cinémathèque in der naTo, Konfuzius-Institut Leipzig

 

Dead Man 
USA/D/J 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, Gary Farmer, Crispin Glover, 121 min

William Blake (Johnny Depp) macht sich von Cleveland auf in den Westen der USA, um dort eine Stelle als Buchhalter anzutreten. Doch er wird von einer Kugel getroffen. Aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände sieht sich William trotz seiner schweren Verletzung gezwungen, in die Wälder zu fliehen. Der Indianer Nobody (Gary Farmer), der ihm dort begegnet, nimmt ihn unter seine Fittiche. Von eiskalten Kopfgeldjägern gehetzt, wird William nun selbst zum Outlaw und gefürchteten Killer.

Schaubühne Lindenfels, 05.05. 16:00 (OmU, The Independent Cinema of Jim Jarmusch)
 

The Virgin Suicides 
USA 1999, R: Sofia Coppola, D: Kirsten Dunst, Josh Hartnett, Kathleen Turner, 97 min

Familiendrama um fünf Mädchen, die in den 1970ern an den Erziehungsmethoden ihrer ultrareligiösen Mutter zugrunde gehen.

Passage-Kinos, 02.05. 20:30 (OmU, Passagen-Werke)


Architektur im Film 

Kurzfilm-Doppel: »Sabaudia« dokumentiert die Entstehung eines sozialen Bauprojekts in der Nähe von Rom, »Wolfsburg – Eisenhüttenstadt« zeigt die Heimat vom Reißbrett.

Stadtbüro, 07.05. 19:00 (mit den Kurzfilmen »Sabaudia« und »Wolfsburg – Eisenhüttenstadt: Heimat vom Reißbrett«)


Bodies Bodies Bodies
USA 2022, R: Halin Reijn, D: Amandla Stenberg, Maria Bakalova, Rachel Sennott, 95 min

Während draußen ein heftiger Hurrikan tobt, feiern sieben Freunde in einem luxuriösen Anwesen eine Party – bis der Erste mit durchtrennter Kehle auf der Veranda aufgefunden wird.

Ost-Passage-Theater, 08.05. 20:00 (OmdU)
 

Der große Diktator 
USA 1940, R: Charles Chaplin, D: Charles Chaplin, Jack Oakie, Paulette Goddard, 125 min

Charlie Chaplins brillante Nazi-Satire um Diktator Hynkel und dessen jüdischen Barbier-Doppelgänger hat auch nach 84 Jahren nichts von ihrem Biss verloren. Sein Appel an die Menschlichkeit ist aktueller denn je.

Kinobar Prager Frühling, 08.05. 17:30


Digimon Adventure 02: The Beginning
J 2023, R: Tomohisa Taguchi, 87 min

Die Digiritter müssen mal wieder die Welt retten.

Regina-Palast, 02.05. 18:00, 20:15, 05.05. 17:00, 07.05. 18:00, 08.05. 16:30
Cinestar, 02.05. 18:00, 05.05. 17:00


El Problema – Testimony of the Sahrawi People
E 2009, Dok, R: Pablo Vidal Santos, Jordi Ferrer Cortijo, 82 min

Preisgekrönter Dokumentarfilm über die hierzulande wenig bekannte Westsahara. Eine Willkürjustiz verhindert die Wiedervereinigung und damit die politische Lösung per Volksentscheid seit 20 Jahren.

Liebknecht-Haus, 10.05. 18:00 (mit anschließener Diskussion mit Mohammed Badati,Khadja Bedati,Mohamed Mayara und Limam Ba)


Golda 
USA/GB 2023, R: Guy Nattiv, D: Helen Mirren, Camille Cottin, Rami Heuberger, 100 min

Helen Mirren als israelische Staatschefin Golda Meir, die ihr Land 1973 durch den Yom-Kippur-Krieg navigieren muss.

Passage-Kinos, 05.05. 16:00 (Ausblick)
 

Im Land der Wölfe

D 2023, Dok, R: Ralf Bücheler, 102 min

Der Wolf kehrt 100 Jahre nach seiner Ausrottung in das von Menschen dominierte Deutschland zurück. Der Dokumentarfilm erzählt vom Leben der Tiere und den Bemühungen, dass das neue Zusammenleben gelingt.

Passage-Kinos, 02.05. 18:00 (vorab Filmgespräch mit Experten des „Naturpark Dübener Heide“ und dem Wolfsbeauftragten der Sächsischen Schweiz)
 

Joana Mallwitz – Momentum 
D 2024, Dok, R: Günter Atteln, 88 min

Dokumentarfilm über die Chefdirigentin, die seit der Saison 2023/24 die künstlerische Leitung des Konzerthausorchesters in Berlin übernimmt und damit die erste Frau ist, die diese Position innehat.

Passage-Kinos, 08.05. 14:00 (mit Joana Mallwitz und Filmteam)
 

M-A-C-H-T 
D 2023, R: Anne Berrini, D: Susann Toni Wagner, 79 min

Elisabeth ist die Präsidentin eines demokratischen Staates, der in den Abgrund driftet. Ihre Amtszeit steht kurz vor dem Ende und die Mehrheit im Land neigt sich mehr und mehr nach rechts. Nachdem sie auf einem öffentlichen Termin angegriffen wird, bringt ihr Bodyguard Serge sie in Sicherheit. Im leeren Regierungsbüro kommen die beiden sich langsam näher.

Passage-Kinos, 02.05. 18:45 (Premiere mit der Regisseurin)


The Doors
USA 1991, R: Oliver Stone, D: Val Kilmer, Meg Ryan, Kyle MacLachlan, 138 min

Biopic über die legendäre Rockband und insbesondere ihren Sänger Jim Morrison und dessen Drogen- und Alkoholexzesse.

Cinestar, 07.05. 19:30, Cineplex, Regina-Palast, 07.05. 20:00 (Best of Cinema)
 


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