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Editorial

Editorial 06/24

Das neue Heft ist da!

  Editorial 06/24 | Das neue Heft ist da!  Foto: Willi Sitte / Kunstmuseum Moritzburg Halle/Saale / Tanja Kirmse (Layout)

»Du erinnerst mich an einen mit Bart,
der, wenn er denn sitzt, Richtung Tür sein Bein hat«

– Nichtseattle, am 6.6. im Conne Island


Zur Siesta am Tag der Arbeit blättere ich in Vorbereitung dieser kreuzer-Ausgabe in einem französischen Kafka-Band, den ich in Amsterdam gekauft habe, und labe mich daran, wie mondän das klingen würde, wenn ich das aufschrübe. Ja, schrübe! Das in Leder gebundene Buch zeigt mir nicht nur mein wenig mondänes Fremdsprachendefizit auf, sondern auch tolle Grafiken von Jiří Slíva – und von Kafka himself. Die finden später auch die Kunst- und die Bildredakteurin ziemlich gut – der Terminredakteur hingegen zuckt nur mit den Schultern, die kenne ja wohl jeder, spätestens seit dieser neuen Kafka-Serie, er habe Postkarten mit diesen Zeichnungen zu Hause. Schon toll, mit was für Leuten man beim kreuzer so zusammenarbeitet.

Ich selbst lehne Serien aus religiösen Gründen ab, habe nur ganz zufällig genau eine Szene aus dieser Kafka-Serie gesehen, in der der kleine Franz nachts ins Schlafzimmer der Eltern kommt und ganz schüchtern der Mutter sagt, er habe Durst. Woraufhin auch der Vater wach wird, den Jungen wegzerrt – und auf den Balkon aussperrt, nachts, allein. Mir drehte sich der Magen um oder wie man sagt: Sofort ausmachen! Armer kleiner Franz.

Weil Kafka groß ist, weil er vor 100 Jahren starb und weil er 1912 und 1914 zweimal in Leipzig war, haben wir Leipziger Schriftstellerinnen und Schriftsteller gefragt, ob sie für den kreuzer etwas über oder zu oder mit Kafka schreiben wollen. Wollten sie. Und nun liegt also ein Leseheft vor Ihnen, mit literarischen Texten von Ulrike Draesner, Clemens Meyer, Martina Lisa, Kerstin Preiwuß und Jaroslav Rudiš.

Kafka taucht übrigens auch abseits der Titelgeschichte an einigen Stellen im Heft auf – und mit Aiko Kempens Erfahrungsbericht zum sächsischen Transparenzgesetz wird es sogar ganz unliterarisch kafkaesk (S. 18). Ebenfalls ein modern classic ist unser Interview des Monats, das ich Ihnen diesmal besonders ans Herz legen möchte: Torben Ibs und Tobias Prüwer haben dafür mit dem unfreiwillig scheidenden Ballettdirektor Mario Schröder gesprochen (S. 30).


chefredaktion@kreuzer-leipzig.de


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