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Konflikt ums Konstrukt

Die Auseinandersetzung um die Zukunft der Kleinmesse geht in die nächste Runde

  Konflikt ums Konstrukt | Die Auseinandersetzung um die Zukunft der Kleinmesse geht in die nächste Runde  Foto: Stefan Ibrahim

Adrian Habermann (Jugendparlament) wird grundsätzlich in seiner Rede: »Red Bull ging es nie um Leipzig.« Auf Antrag des Jugendparlaments setzt sich der Stadtrat mal wieder mit dem Konflikt »Kleinmesse vs. Stellplätze am Stadion« auseinander, wie ihn Falk Dosin (CDU) bezeichnet. Denn die 1155 Parkplätze, die die Stadt RB nach der Erweiterung des Stadions vertraglich auf dem Kleinmessegelände am Cottaweg zusicherte, waren in der Vergangenheit zum Unmut des Bundesligisten an einigen Spieltagen nicht nutzbar – weil die Kleinmesse stattfand. Im Februar die Ansage von Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD): Die Kleinmesse könne nur noch in den Spielpausen im Sommer und Winter stattfinden, das faktische Aus für die Veranstaltung an der gewohnten Stelle.

»Im Jahr 2023 fand an 92 Tagen die Kleinmesse statt. An 9 dieser 92 Tage hatte Rasenballsport Leipzig ein Heimspiel«, rechnet Habermann vor. »Weil der Platz an 9 Tagen als Parkplatz gebraucht wird, sollen in Zukunft 92 Tage Kleinmesse nicht mehr stattfinden. Diese Rechnung geht für uns nicht auf.« Habermann will wissen, warum die Stadt überhaupt Parkplätze auf öffentlichem Grund als Baulast eintragen ließ, »damit ein privater Betreiber sein privates Stadion ausbauen kann.« Jung, qua Amt RB-Fan, schüttelt im Hintergrund den Kopf.

»Ich glaube, ich bin nicht verdächtig, dass ich immer die Verwaltung und den Oberbürgermeister in Schutz nehme«, sagt Sven Morlok (Freibeuter) und versucht sich an einer Rekonstruktion des Konflikts. »Warum haben wir denn die Baulast auf dem Kleinmessegelände?«, fragt Morlok. Aufgrund der Stellplatzordnung hätten die Parkplätze entstehen müssen, die Verwaltung habe diese durch Parkhäuser sicherstellen wollen, was am Unwillen von Rot-Grün-Rot gescheitert sei. »Wer die Kleinmesse auf diesem Gelände erhalten möchte, der muss sich konsequenterweise für Parkhäuser einsetzen«, schließt Morlok. Jung nickt zufrieden. Der OBM kann sich eine Bemerkung nicht verkneifen. Wäre sein Plan damals vom Stadtrat abgesegnet worden, »stünde heute schon eine Geschäftsstelle in Bau mit einem Parkhaus und ein Sportmuseum, das noch mitfinanziert werden würde von RB.«

Die Grünen hätten mit ihrem Änderungsantrag die Gunst der Stunde genutzt, den Cottaweg in einen Teil des Auwalds zu verwandeln, sagt Volker Külow (Linke). »Der Auwald war zuerst da«, begründet das Kristina Weyh (Grüne). »Deshalb bleiben wir bei unserer Forderung, am Cottaweg muss die Stärkung des Grünzugs zwischen nördlichem und südlichem Auwald realisiert werden.« Dafür müsse ein Teil der Versiegelung am Cottaweg zurückgebaut werden.

Nur Jugendparlament und Linke bleiben bei der Position, die Kleinmesse müsse am Cottaweg erhalten bleiben, die Gründe dafür nennt Külow: »zentrumsnahe Lage, Standortsicherheit der Fundamente, Verkehrsanbindung, geringe Windlast.« Eine Mehrheit beschließt, dass die beiden Kleimessen im Jahr und der Weihnachtszirkus, der zukünftig möglichst tierfrei sein soll, zu den üblichen Terminen und ohne Unterbrechung stattfinden sollen – dafür sollen aber auch alternative Standorte geprüft werden. Außerdem soll die Verwaltung ein Verkehrskonzept erarbeiten, mit stadionnahem Parkhaus und funktionierenden P+R-Plätzen, der Veranstaltungsplatz am Cottaweg soll aber bleiben. Der Änderungsantrag der Grünen zur Stärkung des Auwalds findet keine Mehrheit.


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