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»Handball ist meine Familie, Fußball meine Geliebte«

Lutz Walter ritt die Leutzscher Welle, heute fährt er nach Meuselwitz oder geht zum SC DHfK

  »Handball ist meine Familie, Fußball meine Geliebte« | Lutz Walter ritt die Leutzscher Welle, heute fährt er nach Meuselwitz oder geht zum SC DHfK  Foto: Christiane Grundlach

»Ich bin Sportler, also duzen wir uns!« – Schon am Telefon gibt Lutz Walter den Ton vor. Beim Treffen folgt der Sportsfreund, den man vor allem vom Internetradio Leutzscher Welle kennt, in einem Fluss seiner großen Leidenschaft: dem Kommentieren des Fußballgeschehens. Dass er sich vom Kicken ab- und dem Handball zugewandt habe, stimmt nicht, Hoodie und Käppi ziert das Logo von Union Berlin.

»Handball ist meine Familie, Fußball meine Geliebte«, erklärt Walter. Der Vater des in Weißenfels Geborenen war Handballfunktionär. Also betrieb auch der Sohn diesen Sport, wirkte als Schiedsrichter. Daher war es für ihn kein Problem, als der SC DHfK ihn fragte, ob seine Leutzscher Welle nicht auch dessen Handball-Spiele übertragen könnte. Zumal ihm der Verein dafür eine halbe Stelle bot. Walter sagte zu und verpasste seit 2011 nicht eine Partie. Aber: »Fußballfan war ich immer!«

Zu seinem langjährigen Verein in Grün und Weiß, dem FC Sachsen Leipzig, fand Lutz Walter nach dem BWL-Studium in Merseburg. Bürgerlich heißt er anders, aber alles Sportjournalistische, das der in Journalismus und Promotion Tätige betreibt, unterschreibe er mit »Lutz Walter«. Dass das Pseudonym die Initialen mit der Leutzscher Welle teilt, ist dabei netter Zufall. »Ich will mich immer einbringen, wenn ich mich für etwas begeistere, will meine Aufgaben.« So hat er an Fanzines mitgearbeitet, später gegen Honorar an Programmheften.

Die Leutzscher Welle entstand aus dem grün-weißen Internetprojekt von Ralf Kaiser: Dem aus Leipzig weggezogenen Fan war der MDR-Videotext nicht schnell genug beim Vermelden der Ergebnisse des FC Sachsen. Also ließ er sich diese für seine Seite von Freunden in den Stadien per Funktelefon durchgeben. Walter stieß zu ihm, meldete ihm Tore, später Zwischenberichte: Ein Ticker entstand, die Idee zum Radio reifte. Im August 2001 ging die Leutzscher Welle dann als erstes deutsches Fanradio – ein früheres wurde in Dortmund vom Verein initiiert – auf Sendung. Und blieb lange dabei: »Man muss die Leute immer ein bisschen hopsnehmen. Man kann objektiv nicht kommentieren«, so der meinungsstarke Walter, der zwar auch mal gern zum Roten Stern geht, dessen Verständnis von Links-Sein aber nicht teilt: »Ich habe im Studium noch gelernt, was links ist« – »damals« in der DDR, beim Studium »ökonomischer Gesetzmäßigkeiten«. Politik im Stadion müsse man leise vermitteln, Berlin gebe es vor: »Wenn der Ball rollt, zählt nur noch Union.«

Beim FC Sachsen stieg Walter 2008 wegen Streitigkeiten aus, 2016 wegen Meinungverschiedenheiten auch bei der BSG Chemie. Mittlerweile ist er bei Union Vereinsmitglied, plant ein Buchprojekt über den wahnwitzigen letzten letzten Spieltag und den Ligaverbleib. Da passt es, dass der SC DHfK die Handballberichterstattung umbaut in Richtung Audiodeskription statt Kommentierung, was Walter nicht gut findet. Seine halbe Stelle behält er trotzdem, ist nun im Bereich Bewerbung tätig und wird »auch mal Brezeltütchen abholen und verteilen«. In seiner Freizeit fährt er mit dem Sohn zu Union. Oder überträgt mal Fußballspiele aus Meuselwitz oder Eilenburg. Wo ihn seine Geliebte eben so hinführt.


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