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Stadtleben

Mit Herzblut, aber knappen Ressourcen

Tageseltern in Leipzig brennen für ihren Beruf, fühlen sich aber gegenüber Kitas benachteiligt. Ein Update

  Mit Herzblut, aber knappen Ressourcen | Tageseltern in Leipzig brennen für ihren Beruf, fühlen sich aber gegenüber Kitas benachteiligt. Ein Update  Foto: Christiane Gundlach

Am 5. August geht in Sachsen die Schule wieder los. Viele Kinder werden dann zum ersten Mal in die Schule gehen. Kindergartenplätze werden frei, ein erneuter Wettbewerb um knappe Betreuungsplätze geht los – oder? Tatsächlich sind die Plätze für Kinderbetreuung bis zur Grundschule in Leipzig, im Gegensatz zur Lage im Bund, überhaupt nicht mehr knapp. Vielmehr existiert ein deutliches Überangebot an Kitas und Tagespflege. Es ist sogar so groß, dass teilweise wieder von Kita-Schließungen die Rede war und der Verein der Tageseltern Ende Mai mit einer Aktionswoche auf die Situation aufmerksam machte. Viele Tageseltern mussten ihren Beruf bereits an den Nagel hängen, da zum großen Angebot, das die Stadt in den letzten Jahren mit dem Kita-Neubau schuf, sinkende Geburtenraten hinzukamen.

Kitaschließungen sind vorerst kein Thema mehr, aber die Tageseltern leiden weiterhin. Von der beschlossenen Erhöhung der Geldleistungen sei noch nichts bei ihnen angekommen, sagt Madeleine Hoffmann, Vorstandsvorsitzende des Vereins Tageseltern Leipzig. Außerdem wünschen sie sich eine höhere Beteiligung der Stadt an den Sachleistungen, da jeder freie Platz finanzielle Einbußen bedeutet. Die meisten Tageseltern bieten Betreuung für bis zu fünf Kinder an; können nur vier Plätze gefüllt werden, verdienen sie weniger, die Kosten für die Miete des Betreuungsraums bleiben die gleichen. Auch die hohe Belastung sei ein Problem. Es gibt nur sieben Krankheitstage für Tageseltern, jeder weitere Ausfall müsse zurückgezahlt werden. Das ist bei einem Job, in dem man ständig von verschnupften Kindern umgeben ist, natürlich wenig.

Tageseltern pochen auf Qualität ihrer Betreuung

Ausfälle können nicht so gut kompensiert werden wie in anderen Städten, da es an sogenannten Springern mangelt. Aktuell vertritt eine Person 15 Tageseltern im Notfall, in Dresden liegt der Schlüssel bei 1 zu 4, sagt Hoffmann. Dass die Themen im Stadtrat diskutiert werden, ist dem Verein bekannt, aber gegen den Personalmangel könne kurzfristig nichts gemacht werden. Die Stadt nennt die Kindertagespflege eine »wertvolle fachliche Alternative zur Krippenbetreuung«. Madeleine Hoffmann spricht von einer Erpressung der Eltern durch die Kitas. Immer wieder bekämen diese bei Nachfrage nach einem Kitaplatz gesagt, dass sie ihre Kinder schnellstmöglich anmelden müssten, da die Plätze sonst sofort anders belegt würden. Viele Eltern melden daher ihre Kinder früher als notwendig aus der Tagespflege ab. Auch das Portal Kivan, über das sich Betreuungsangebote suchen lassen, benachteilige Tageseltern, da sie nicht gesondert ausgewiesen seien.

Vor allem, da die Tageseltern in den knappen Jahren einen Großteil der Kinderbetreuung aufgefangen haben, wünschen sie sich mehr Unterstützung. Die Gründe, Tageseltern einer Kita vorzuziehen, liegen für Hoffmann auf der Hand. In den kleinen Gruppen könne ein familiäreres Umfeld geschaffen werden, die Ansteckungsgefahr bei Infekten sei geringer und es könne besser auf die einzelnen Kinder eingegangen werden. Das schließe auch Inklusion ein, da Kinder mit gesundheitlichen Einschränkungen besser betreut werden könnten.

Aktionstag im August geplant

Eine individuellere Betreuung der Kinder liegt auch im Interesse der Stadt Leipzig. Diese will das Überangebot und statt Kitas zu schließen, eine kindbezogenere Förderung ermöglichen. Frühkindliche Bildung soll intensiviert werden. Auch dabei stünden die Angebote der Tageseltern denen der Kitas und ausgebildeten Erziehungskräfte in nichts nach, so Hoffmann. Vielmehr würden sie das Angebot durch Möglichkeiten erweitern, über die Kitas gar nicht verfügen. Sie selbst biete ein »Naturkonzept« an, bei dem die Kinder einen Gemüsegarten kennenlernen und selbst ernten können.

Letztlich kommt es natürlich immer auf das Kind selbst an, in welcher Umgebung es sich am wohlsten fühlt. Die Tageseltern fordern, zumindest den Einrichtungen gegenüber nicht benachteiligt zu werden. Deshalb werden sie im August einen Aktionstag veranstalten, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen, damit für jedes Kind ein passender Betreuungsplatz gefunden werden kann und die Eltern ein echtes Wunsch- und Wahlrecht haben.

> www.leipziger-tageseltern.de


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