Bing! Die Fahrstuhltür geht auf. An der Tür im vierten Stock in der Biedermannstraße in Connewitz sind Sticker angebracht, dahinter liegen die Räumlichkeiten des Vereins Hörfunk- und Projektwerkstatt Leipzig. In den Zimmern links und rechts des langen Ganges befinden sich verschiedene Studios mit Mikrofonen, Mischpulten, Tischen und Stühlen, im größten Raum am Ende des Ganges sitzen zwischen zehn und fünfzehn Personen um einen Tisch herum. Heute ist Redaktionssitzung von »Radio Inklusive«, die alle zwei Monate eine einstündige Radiosendung bei »Radio Blau« sendet.
Das Projekt »Radio Inklusive« gibt es seit 2017. Hier machen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Radio. Bei den wöchentlichen Sitzungen sind Betreuende dabei – Ehrenamtliche und Medienpädagoginnen und Medienpädagogen der Hörfunk- und Projektwerkstatt, einem Verein für Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Gemeinsam planen und nehmen sie Radio-Sendungen auf, die sich um Themen, für die sich die Redaktion interessiert, drehen: In den letzten Monaten entstanden Sendungen über den Alltag in der DDR, die Buchmesse oder barrierearmen Nahverkehr. Hierfür moderieren die Redaktionsmitglieder die Sendungen, sind Radio-DJs, führen Interviews oder befragen Leute auf der Straße nach ihrer Meinung. Heute ist ein Interview mit einem der Veranstalter von »Beatz im Block« geplant, einem Festival im Schönauer Park.
Doch zuvor wird eine Runde Eis ausgeteilt – Johannes hatte Geburtstag. Es wird miteinander gequatscht und sich ausgetauscht. David hat für jede Antwort einen passenden Witz auf Lager. Die Fragen für das Interview wurden bereits bei der letzten Sitzung ausgearbeitet. Nun werden Freiwillige, die das Interview durchführen, gesucht, und die Fragen verteilt.
Als der Interviewgast erscheint, gehen die vier Redakteure und Betreuer Alex, in eins der Studios. Nach einem kurzen Soundcheck kann es losgehen. Bis auf ein, zwei Aussetzer, läuft alles reibungslos ab – nach sechs Minuten ist alles im Kasten. »Kurz und knackig«, kommentiert Alex. Alle bedanken sich. Der Veranstalter hat es eilig, es habe ihm aber Spaß gemacht, sagt er. Die Redaktion wird auch zum »Beatz im Block« gehen, um dort noch ein paar Tonaufnahmen für die Sendung machen. Alex schlägt vor, diese in einen »Teaser« als Vorspann zu verwandeln.
In einem anderen Studio wird derweil ein Interview für Social Media aufgenommen. Einer der Medienpädagogen filmt Simone und David, wie sie eine Moderation einsprechen. Die kurzen Videos sollen auf die Spendensammel-Aktion auf der Crowdfunding-Plattform Startnext aufmerksam machen. Denn das »Radio Inklusive« wird lediglich zu 90 % vom Leipziger Sozialamt gefördert – so fehlen jedes Jahr 6.000 €, die die Redaktion selbst aufbringen muss. Von dem Geld werden Honorare an die Medienpädagogen und -pädagoginnen gezahlt, aber auch barrierefreie Technik finanziert. Die letzten Jahre habe man sich mit gewonnenen Preisgeldern über Wasser halten können, schreibt Erik Tenzler, Inklusions-Manager in der Hörfunk- und Projektwerkstatt Leipzig in der Pressemitteilung. Doch die seien inzwischen ausgeschöpft. Im Juni wurde bereits eine »Soli-Party« organisiert, um Spenden zu sammeln.
»Hoffentlich kriegen wir das Geld zusammen«, sagt Simone. Für die Redaktionsmitglieder ist das Projekt ein wichtiger Ort – hier sind enge Freundschaften entstanden. »Wir sind richtig alte Hasen«, sagt Astrid. Die übrige Zeit an diesem Dienstag wird für die Planung der nächsten Sendung genutzt, die am 31. August um 14 Uhr laufen soll.
> Blog der Redaktion mit den vergangenen Sendungen
> Crowdfunding-Aktion von Radio Inklusive