Der Leipziger Osten rund um »Detroitnitz« und »Danger-Crottendorf« hat`s nicht leicht: Immer wieder im Schlaglicht der Medien (»gefährlichste Straße Deutschlands«), dazu das ironisch-gefärbte Spiel mit dem Image (etwa der Blog »Dunkel.Dreckig.Reudnitz«) sowie die immer stärker werdende Gentrifizierung.
All diese Themen fließen ein in Birk Poßeckers 90-minütigen Dokumentarfilm »Hütten sind für alle da«. Der aus Leipzig stammende Filmemacher wohnt selbst in der Ludwigstraße und hat über drei Jahre seine Gegend porträtiert – hautnah dran, wie man etwa an den Ausschreitungen rund um die Hausbesetzung in der Ludwigstraße sehen kann. Der Kampf um Wohnraum ist eine der Säulen des Films. Erklärend zu Wort kommen Leidtragende der Gentrifizierung, wie etwa die Bewohner des Bauwagenplatzes »Trailermoon«, aber auch die Stadt in Form der für die Entwicklung des Stadtteils zuständigen Verantwortlichen Marlen Försterling. So erhält man neben eindrucksvollen Bildern ein abgerundetes Bild über ein komplexes Problemfeld – und nicht das einzige.
Denn auch das verzerrte Image rund um den Kriminalitäts-Hotspot Eisenbahnstraße wird gerade gerückt, vor allem von den Einwohnern selbst. Schuld seien natürlich die Medien, wie auch der kleine Junge mit Einwanderungsgeschichte anmerkt. Er zeigt den Zuschauenden den Bauspielplatz in der Ludwigstraße, von dessen Regeln auch der Titel des Films herrührt.
Es sind vor allem die vielfältigen liebevoll gezeichneten Persönlichkeiten und lokalen Originale und ihre Anekdoten, die den Stadtteilstreifen so sehens- und hörenswert machen: Von den Machern des legendären »Goldhorns« über den putzigen Senior, vom rührigen Boxclub-Besitzer bis hin zu den anonym bleibenden Grafitti-Sprayern, mit denen die Kamera auch bei ihren nächtlichen Streifzügen mitgeht. Fast erwartet man bei der Vielfalt, dass man gleich noch jemanden aus seinem Bekanntenkreis erkennt – oder sich noch eine Polizeistreife äußert. Da stört auch der von Poßecker bewusst gewählte »trashig-romantische VHS-Vibe« – gefilmt wurde mit einer ebensolchen Kamera – wenig am gelungenen Gesamtkunstwerk.
Passend zur steigenden Beliebtheit des Leipziger Ostens als Wohngegend waren auch die ersten Vorstellungen des Dokumentarfilms ausverkauft.
Weitere Termine:
Sommerkino auf der Feinkost, 1.9., 20:15 Uhr
Kinobar Prager Frühling, 30.8., 21 Uhr, 1.9., 19:30 Uhr, 2.9., 19:15 Uhr, 12.9. 19 Uhr in Anwesenheit von Regisseur Birk Poßecker
Luru-Kino in der Spinnerei, 31.8., 17 Uhr, 3.9.,19 Uhr
Schaubühne Lindenfels, 6.9., 21:15 Uhr