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Kultur

Aufruhr als teures Hobby

Robert Stadlober singt und spielt seine Vertonungen von Kurt-Tucholsky-Gedichten im Literaturhaus

  Aufruhr als teures Hobby | Robert Stadlober singt und spielt seine Vertonungen von Kurt-Tucholsky-Gedichten im Literaturhaus  Foto: Promo

Robert Stadlober ist zurück: Gemeint ist in diesem Falle nicht der Schauspieler – der war erst kürzlich im Film »Führer und Verführer« in der Rolle des Joseph Goebbels auf der Kinoleinwand zu sehen –, sondern der Musiker. Wobei Stadlober selbst die strikte Trennung zwischen beiden Sparten eher befremdlich findet: »Heutzutage gilt es manchmal fast als anrüchig, als Schauspieler zugleich auch Musik zu machen«, erzählt er dem kreuzer. Das sei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch ganz anders gewesen.

Nachdem er vor drei Jahren mit »Vom Aufstoßen der Fenster« ein Album veröffentlichte, auf dem er Gedichte von Stefan Heym vertonte, folgt nun mit »Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seien gut« erneut ein Album mit Bezug auf einen großen Schriftsteller: Diesmal bringt er Gedichte von Kurt Tucholsky zum Klingen.

Dabei erscheint es zunächst durchaus ungewöhnlich, innerhalb einer so kurzen Zeit die Lyrik zweier Männer zu vertonen, die zeitlebens nicht gerade durch ein hohes Maß an Pop-Appeal aufgefallen sind. Das sieht Stadlober auch so, ergänzt aber, »dass sich Texte im Bereich der Pop- und Rockmusik oftmals im Kreise drehen«. Er sehe seine Stärken eher im Bereich der Textexegese und im Songwriting als darin, selbst Texte zu schreiben. Ohnehin sei er überrascht über die Aktualität der mal sozialkritischen, mal schwermütigen Texte Tucholskys, die teils schon über 100 Jahre alt sind.

Musikalisch bewegt sich Stadlober auf dem Album wie schon beim Vorgänger im Bereich zerbrechlicher, melancholischer Chansonmusik. Gleich der Opener »Bellevue« erinnert an die balladesken Momente von Element of Crime oder auch – um eine andere singende Schauspielerin und Zeitgenossin Tucholskys zu nennen – an die Musik Marlene Dietrichs. Aufrührerisch und aggressiv wird es nur an einer Stelle: Im Song »‘s ist Krieg« ruft, ja schreit er wiederholt und verzweifelt den Titel des Songs. Wie sollte es auch anders sein?

Dass seine Musik in den vergangenen Jahren zumeist hinter der Schauspielerei zurückstehen musste, erzählt Stadlober am Ende des Gesprächs, hänge damit zusammen, dass sich mit der Musik heute kaum noch Geld verdienen ließe. »Auf Tour zu sein, ist ein teures Hobby.«

Man kann von Glück reden, dass Robert Stadlober sich und uns diesen Luxus von Zeit zu Zeit dennoch leistet.


> 12.9., 19.30 Uhr, Literaturhaus Leipzig


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