34 Einwohneranfragen zur Parksituation in der Karl-Heine-Straße hatten die Stadtverwaltung zuletzt erreicht. Seit kurzem geht die Stadt dort mit Knöllchen gegen Autobesitzerinnen und -besitzer vor, die irregulär auf dem Gehweg parken. Er könne den Frust und das Unverständnis der Anwohnerinnen und Anwohner nachvollziehen, sagt Baubürgermeister Thomas Dienberg (Grüne). »Selbstkritisch« müsse er einräumen, dass es im Vorfeld »sicherlich elegantere Lösungen« für die Umsetzung der städtischen Vorhaben hätte geben können.
Dienberg steht am Pult, hinter ihm läuft eine Diashow mit den schönsten Parkvergehen der Karl-Heine-Straße. KFZ- und Lieferdienstwägen würden über Stellen mit abgesenktem Bordstein auf den Gehweg gesteuert, um etwa »Pakete besser zustellen zu können oder einen Parkplatz zu finden«. Hinzukomme »eine ganz erhebliche Gefahrensituation« beim rückwärts Ausparken der Fahrzeuge aus ihren senkrechten Positionen auf dem Bürgersteig. Menschen auf dem Radweg zwischen Fahrbahn und Gehweg gerieten womöglich entweder in direkten Konflikt mit Autos oder kämen bei Ausweichmanövern den Straßenbahnen in die Quere.
Dienberg und sein Dezernat seien sich aber ebenso der steigenden Parkraumknappheit in Leipzig bewusst. Deshalb solle auf den teils neun Meter breiten Gehwegen der Karl-Heine-Straße abschnittsweise auch senkrecht geparkt werden dürfen. Eben dort, wo das »kommunale Ziel der Vision Zero im Straßenverkehr« nicht durch die parkenden Verkehrsmittel gefährdet würde – Die Vision bezeichnet den Plan, Todes- und Schwerverletztenfälle im Leipziger Straßenverkehrsgeschehen auf Null zu senken. »Davon sind wir leider noch ein bisschen weg«, stellt Dienberg fest. Zum Ende spricht der Baubürgermeister die vier anwesenden Anwohnerinnen und Anwohner aus Plagwitz an: »Ich kann Ihnen zusichern, dass wir rechtlich zulässige Parkplätze an der Karl-Heine-Straße ausweisen und dann auch entsprechend markieren werden«.
Zwei der erschienenen Plagwitzerinnen und Plagwitzer haben noch Fragen. Alexander Bräuer etwa, der Dienbergs Einschätzung zur Gefährdungslage beim Ausparken der Senkrechtparker nicht teilt: »Es ist kein einziger Fall bekannt an dem diese Gefährdungslage zu einem echten Problem geführt hat«. Die wortwörtlich enger gewordene Parksituation sei die eigentliche Gefahr – so habe Bräuers Privatauto in den vergangenen Wochen Schaden genommen. Wie komme Dienberg zu seiner Einschätzung? Der Baubürgermeister hebt grinsend den Zeigefinger. »Aus eigener regulärer Benutzung der Parkbereiche« wisse Dienberg um die »gefährliche und komplexe Gesamtsituation«, welche er auch als Fahrradfahrer schon selbst erlebt habe. Der ursprüngliche Anlass zum Behördenhandeln gegen das irreguläre Gehwegparken seien ebenfalls Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern gewesen. OBM Burkhard Jung (SPD) unterstützt Dienbergs Begründung: »Wir können nicht zulassen, dass Anwohnerinnen und Anwohner und Kinder aus der Tür treten und damit rechnen müssen, dass ihnen über die Füße gefahren wird – und diese Situation hatten wir dort«.
Mitte Oktober sollen die städtischen Planungsarbeiten für die Markierung der regulären Senkrecht-Parklücken abgeschlossen sein. Dann möchte Dienberg »Kontakt zu den Anwohnerinnen und Anwohnern der Karl-Heine-Straße aufnehmen«, um alle Perspektiven des Interessenkonflikts in die Umsetzung vor Ort miteinbeziehen zu können. »Wir kommen auf Sie zu«, verspricht auch Jung.