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Jetzt erst recht gegen rechts

Das Ergebnis der Landtagswahl sieht der Verein Land in Sicht als Ansporn

  Jetzt erst recht gegen rechts | Das Ergebnis der Landtagswahl sieht der Verein Land in Sicht als Ansporn  Foto: Enrico Meyer

Das Landtagswahlergebnis war nicht für alle schlecht. Dem Förderverein Land in Sicht zum Beispiel sind seitdem 30 neue Mitglieder beigetreten – insgesamt verzeichnet er nun 143. Aber natürlich ist das ein schlechtes Zeichen. Denn der Verein hatte sich zur Landtagswahl im Jahr 2019 aus den Reihen von Leipziger Kulturschaffenden gegründet, um dem damals zu beobachtenden Aufschwung von Rechten in Politik und Gesellschaft entgegenzutreten. Also genau genommen, um zu verhindern, dass die rechten Wahlerfolge sich wiederholen oder gar noch steigern. Nicht umsonst trägt der Verein diesen pragmatischen Titel (siehe kreuzer 3/2020).

Im Gespräch mit dem kreuzer betonen Christian Seyde und David Schnell, dass es nimmermüde weitergeht mit der Vereinsarbeit: »Jetzt erst recht«, bringt es David Schnell auf den Punkt. »Unsere Legitimation hat sich mehr als verdoppelt«, ergänzt Christian Seyde. Es bestehe nach der Landtagswahl mehr denn je die Notwendigkeit, dass die demokratischen Parteien und Initiativen an einem Strang ziehen.

Land in Sicht fördert seit nun fünf Jahren »Vereine, die sich in kleinen Gemeinden für kulturelle Vielfalt, Teilhabe und politische Bildung einsetzen, die sich mit ihrer kulturellen und sozialen Arbeit für Weltoffenheit, humane, demokratische und soziale Denkweisen engagieren«. Dabei werden in der Regel nicht mehr als 80 Prozent der Gesamtkosten eines Projekts und höchstens 2.500 Euro pro Jahr und Antragssteller vergeben. Das Geld dafür stammt aus privaten Spenden. Bereits im letzten Jahr verdoppelten sich die Anträge und die Tendenz werde sicher nicht nach unten gehen, sagen Seyde und Schnell, die Akteure im ländlichen Sachsen würden gewiss nicht aufstecken.

Insgesamt 125 Projekte unterstützte Land in Sicht seit 2019 mit insgesamt rund 200.000 Euro. In den drei Förderrunden pro Jahr werden aktuell jeweils 20–25.000 Euro verteilt. 2024 erhielten bisher 37 gemeinnützige Projekte über 60.000 Euro Unterstützung, die letzte Förderrunde im Oktober ist da noch nicht eingerechnet.

Unterstützt wurden bisher zum Beispiel das Treibhaus in Döbeln für den dortigen Christopher-Street-Day, das Weltentausch-Festival der Meinungen in Löbau, der Verein Colorido in Plauen für eine Veranstaltung zur (Nach-)Wendezeit, das Netzwerk für Demokratische Kultur in Wurzen beim Erstellen eines Reiseführers zu Orten der Demokratie in Sachsen. Das Jugendhaus Roßwein besuchte mit Jugendlichen die Leipziger Buchmesse dank der Unterstützung von Land in Sicht. Aber auch die Leipziger Rosalinde wurde bei »Can you hear us?« unterstützt, einem interdisziplinären Projekt zur Erforschung und Sichtbarmachung historischer und aktueller queerer Orte im ländlichen Sachsen.

Aber nicht nur finanzielle Unterstützung bietet Land in Sicht, sondern auch Netzwerke bzw. eine Plattform »für all jene Menschen, die sich positionieren wollen – für ein Miteinander ohne Diskriminierung, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Sexismus«, so der Verein auf seiner Homepage. Zuletzt initiierte der Verein auch die Plakataktion »Mach dein Kreuz« zur Europa-, Kommunal- und Landtagswahl mit. Und ein nicht zu unterschätzender Beitrag: die Anerkennung der Arbeit in den ländlichen Gebieten. »Die Wertschätzung von außen«, erklärt David Schnell, sei ebenso wichtig, »auch um den Stadt-Land-Konflikt abzubauen und so in einen Dialog zu treten« und die Stereotype auf beiden Seiten aufzuheben.

Dies alles lässt sich nur mit viel Engagement realisieren. Das Ergebnis der Landtagswahl bedeutet laut Seyde und Schnell auf jeden Fall noch mehr Arbeit für den Verein – und es brauche noch mehr Geld, um die Initiativen im Freistaat unterstützen zu können. Daher hoffen die beiden darauf, dass sich noch mehr Menschen nach den Wahlergebnissen für eine aktive Arbeit zugunsten von Vielfalt und gegen die Rechten entscheiden – und Land in Sicht per Spende und/oder Mitgliedschaft unterstützen, denn »für ein tolerantes und vielfältiges Sachsen zählt jede Stimme«.


> www.land-in-sicht-ev.de


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