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Flugbahnhof

Der Stadtrat will einen ICE-Halt am Flughafen Leipzig/Halle

  Flugbahnhof | Der Stadtrat will einen ICE-Halt am Flughafen Leipzig/Halle  Foto: Stefan Ibrahim

Andreas Nowak, Leipzigs CDU-Kreisvorsitzender und sächsischer Landtagsabgeordneter, tritt als neu gewählter Stadtrat erstmals ans Mikrofon. Thema: Verkehr. »Wenn die Bahn es nicht erkennt, braucht es Druck aus der Region«, sagt Nowak. Die CDU drängt darauf, dass Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sich für einen ICE-Halt am Flughafen Halle/Leipzig einsetzt. Bisher fahren die Züge ohne Stopp durch bis zum Leipziger Hauptbahnhof. Laut Verwaltungsstandpunkt habe die Stadt schon im Januar 2024 Kontakt zur Deutschen Bahn aufgenommen. Der Tenor: Wegen zu geringer Nachfrage strebe die DB keinen Stopp am Flughafen an. Die Stadt unterstützt daher den Vorschlag der Freien Fraktion und der Linken, dass Jung erneut mit »den zuständigen Ministerien auf Bundes- und Landesebene sowie der Deutschen Bahn« Kontakt aufnehmen soll.

Andreas Nowak lehnt den im Änderungsantrag der Freien Fraktion geforderten Gruppenantrag im sächsischen Landtag ab. »Herr Morlok«, sagt Nowak zum Freien-Fraktions-Chef und ehemaligen sächsischen FDP-Verkehrsminister, »aus ihrer Zeit im Parlament sollte Ihnen ja in Erinnerung sein, dass die Trennung von Regierung und Opposition viel strikter ist.« Ein gemeinsamer Antrag sei daher nicht realistisch. Den Änderungsantrag der Linken, der darauf drängt, dass keine Stopps am Hauptbahnhof entfallen, übernimmt die CDU.

»Ich möchte jetzt im Stadtrat keine Geschichtsstunde halten«, sagt Morlok, um dann aber doch auszuholen. Als die ICE-Verbindung zwischen München und Berlin besprochen wurde, war auch die Nordkurve vorgesehen, die einen Stopp am Flughafen bedeutet hätte. »Diese Nordkurve gibt es aber nicht«, sagt Morlok, weil damals die Angst bestand, dass dadurch weniger Züge am Hauptbahnhof halten würden. Biedenkopf, Kohl, Tiefensee – Morlok beschwört alte Geister, um dann wieder im Jetzt anzukommen: »Der einzige Markt, der interessant wäre für den Flughafen Leipzig, ist der Berliner Markt. Der kann aber nicht bedient werden, weil eben die Nordkurve fehlt.« Er wirft Nowak vor, einen »Schaufensterantrag« zu stellen, weil der auf das CDU-Vorhaben im Landtag verweist. Die CDU hatte den zusätzlichen ICE-Stopp in ihr Wahlprogramm aufgenommen. Ginge es ihm um die Sache, würde er den von Morlok geforderten Gruppenantrag nicht ablehnen. »Dafür müsste man auch im Landtag sitze«, kontert Nowak von seinem Platz aus gegen die in Sachsen auf 1,4 Prozent im politischen Niemandsland verschwundene FDP.

»Ein Satz, bevor Legenden entstehen«, sagt Jung. Die Wenigsten hätten 2004 und 2005 geahnt, wie sich die Stadt entwickle. »Damals war nach bestem Wissen und Gewissen die Überzeugung da, sollten wir dir Nordkurve bauen, werden wir erleben, dass wir im Hauptbahnhof abgehängt werden.« Da Leipzig inzwischen 100.000 Menschen mehr habe, würde man sich wahrscheinliche heute anders entscheiden. Kristina Weyh (Grüne) äußert Bedenken. Den Grünen sei es nicht wichtig, dass am Flughafen viele Züge hielten, sondern nur, dass Menschen den Leipziger Hauptbahnhof schnell mit der Bahn erreichten.

Den Antrag der Freien Fraktion lehnt der Rat mit 31 Gegenstimmen ab. Mit 52 Stimmen wird der Antrag der CDU angenommen, in dem nun der Änderungsantrag der Linken aufgenommen wurde.


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