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An den Rändern der Geduld

Wie soll es mit der Begrünung von Randstreifen weitergehen?

  An den Rändern der Geduld | Wie soll es mit der Begrünung von Randstreifen weitergehen?  Foto: Stefan Ibrahim

Andreas Geisler (SPD) fordert mehr Grün neben Asphalt und Feld. Begrünte Randstreifen seien wichtige Lebensräume für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Doch in den letzten fünf Jahren okkupierten immer mehr Landwirte illegalerweise diese öffentlichen Grünflächen, zitiert Geisler den Naturschutzbund Schleswig-Holstein. Auch in Leipzig gebe es dieses Problem: Bereits bis zu 80 Zentimeter würden Felder teilweise in die Grünstreifen reichen. Das Ergebnis: geschädigte Pflanzen und schwindende Artenvielfalt. Doch fehlt es an Anreizen für Landwirte, Randstreifen ökologisch zu gestalten.

Geisler will, dass die Parteien ein Konzept erarbeiten, das für alle eine Win-Win-Situation herstellt. Das Know-How der Bauern und Bäuerinnen könne bei der Instandhaltung und Bewirtschaftung der Grünstreifen helfen, wovon Grundstückbesitzerinnen und -besitzer, Stadt, Pflanzen, Tiere sowie das Klima profitierten. Für die die Landwirtinnen und -wirte schlägt Geisler wiederum finanzielle Anreize für Begrünungsmaßnahmen vor. Um auch »die urbaneren Stadträte« zu überzeugen, betont Geisler die »überwältigende« Bejahung seines Plans bei acht Ortsräten. Einer davon, Klaus-Ruprecht Dietze (Bürger für Mölkau) vom Ortschaftsrat Mölkau, ist im Rathaus und bekräftigt Geisler »auf der ganzen Linie«. Sein Vorschlag: Der Verkauf von Fläche sei für Landwirte wenig attraktiv, der Flächentausch mit der Stadt allerdings schon.

Baubürgermeistern Thomas Dienberg (Grüne) gibt zu verstehen: Die Zusammenarbeit zwischen städtischen Ämtern und externen Akteuren sei bereits in vielen bestehenden Umweltschutzprojekten möglich. Geisler sieht das anders. Mit verschränkten Armen und empörter Stimme tritt er zurück ans Pult: »Es funktioniert nicht!« Dialoge mit Grundstückbesitzerinnen und Landwirten seien derzeit kaum existent, aber angesichts drastisch schwindender Bäume und Büsche »jetzt nötig« und nicht weiter hinauszuschieben. Wenn schon nicht sein beantragtes Maßnahmenkonzept, dann müsse zumindest »irgendein Konstrukt« her, denn: »Dieses Warten regt uns auf!«

Kristina Weyh versucht sich an einem diplomatischen Ton – die Grüne stimme zwar dem Verwaltungsstandpunkt gegen ein zusätzliches Konzept zu, doch sei eine weitere thematische Auseinandersetzung im Stadtrat wichtig. Dem stimmt Dienberg zu. Dass das Anliegen wichtig sei, »da sind wir, glaube ich, alle d’accord«, sagt er beschwichtigend. Auf seine harmoniesuchende Einladung an Geisler, gemeinsam zwei Fallbeispiele »durchzudeklinieren«, reagiert dieser sichtlich ungeduldig: Er wolle kein »kleines Bröckchen«, sondern eine klare Antwort. Da bevorzuge er, den Beschluss direkt in den November zu verschieben. Auf Falk Dossins (CDU) Vorschlag, den Beschluss in den noch ferneren März 2025 nach dem Landwirtschaftsdialog zu vertagen, um sich die Meinung von »Landwirtschaftsexperten« einzuholen, reagiert der Stadtrat mit einem unmutigen Raunen. Geislers Vorschlag der Vertagung hingegen stößt auf breite Zustimmung. »Einstimmig!«: Für seinen triumphalen Ruf erntet Geisler lautes Lachen. »Herr Geisler trinkt heute Abend ein Bier«, prophezeit OBM Jung. Auch wenn nur die Verschiebung gesiegt hat.


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