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Stadtleben

Mit dem Herzen stolpern

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und Stolperstein-Putzen

  Mit dem Herzen stolpern | Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und Stolperstein-Putzen  Foto: Christiane Gundlach

»Man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen. Und wenn du den Namen lesen willst, musst du dich vor dem Opfer verbeugen.« – Dass Gunter Demnigs Stolpersteine als größtes dezentrales Mahnmal der Welt gelten, ist als reiner Superlativ nicht wichtig. Dass die mittlerweile mehr als 100.000 Stolpersteine aber an jene Menschen erinnern, die durch die Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben, deportiert, ermordet oder in den Selbstmord getrieben wurden, ist sehr wohl sehr wichtig. Die immer wieder unfassbare Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden und Jüdinnen wird hier greifbar und persönlich: Wir lesen auf einem Stein einen Namen, der zu einem echten Menschen gehört, der ein normales Leben geführt und dann ein schreckliches Schicksal erlebt hat. Wir stolpern über den Stein und verbeugen uns vor dem Menschen, dessen Namen wir lesen (und dessen Biografie wir unter www.stolpersteine-guide.de finden), wie Gunter Demnig sein Projekt zu schön beschreibt.

In Leipzig gibt es bisher 264 dieser Stolpersteine, erst im Oktober sind 25 neue dazugekommen – für Frieda Glaser und Willy Michaelis sowie die Familien Altmann, Beer, Gembitz, Katzenellenbogen und Malkomes. Am 6. März (in Anwesenheit von Gunter Demnig) und am 17. Juni 2025 werden weitere folgen.

In Erinnerung an die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 lädt die Leipziger Stolperstein-Arbeitsgruppe am 10. November zu Mahnwachen und dem Putzen der Stolpersteine in der ganzen Stadt ein: »Eine Mahnwache an einem Stolperstein-Verlegeort findet ganz individuell in der Zeit zwischen 10 Uhr und 18 Uhr statt. Die PutzpatInnen können selbst entscheiden, wann und wie lange sie an ›ihren‹ Stolpersteinen verweilen möchten. Biografien, Kerzen, Steine oder Blumen können hierbei gerne an den Stolpersteinen niedergelegt werden.«

Einige Stolpersteine haben für dieses Jahr noch keine Putzpatinnen oder Paten – dafür kann man sich ganz einfach auf der Website des Erich-Zeigner-Haus anmelden. Die Stolpersteine finanzieren sich übrigens ausschließlich über Spenden. Einer kostet 120 Euro, auch kleinere Spenden sind möglich. 

> Spendenkonto: Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V., IBAN: DE22 8605 5592 1180 0794 06, Sparkasse Leipzig, Verwendungszweck: Stolpersteine

> Infos unter: www.stolpersteine-leipzig.de, www.stolpersteine-guide.de, www.archiv-buergerbewegung.de, www.erich-zeigner-haus-ev.de

 

Weitere Gedenkveranstaltungen am 8./9./10. November:


> Theaterstück »Empfänger Unbekannt«, 8./9.11., 19:30 Uhr: Dach-Theater im Haus Steinstraße

> Stolpesteinputzen und Vortrag über Familie Weißblüth und Samuel Hundert: 9.11., 17:30 Uhr, vor der Eisenbahnstr. 47 – Kooperation von Erich-Zeigner-Haus und Ost-Passage-Theater

> Gedenken am Partheufer mit anschließendem Kerzenweg zur Gottschedstraße: 9.11., 18:30 Uhr

 

> Gedenkaktion »Mahnwache und Stolpersteine putzen«: 10.11., 10–18 Uhr

> Auftaktveranstaltung des Erich-Zeigner-Haus: 10.11., 15 Uhr, Dittrichring 13 bei den Stolpersteinen der Familie Frankenthal

> Städtische Gedenkveranstaltung: 10.11., 16 Uhr, an der ehemaligen Synagoge in der Gottschedstraße


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1 Kommentar(e)

Gabriella Meros 13.11.2024 | um 10:03 Uhr

Gerade eine so innovative Stadt wie Leipzig sollte ein eigenes Gedenken an die Shoah-Opfer im öffentlichen Raum erarbeiten. Anstatt die verletzenden, unwürdigen, überholten, bequemen Stolpersteine. Der gesamte Habitus der Stolpersteine ist verletzend- am Boden im Strassendreck in Fußsohlenhöhe wo die Opfer damals getreten, geschlagen und ermordet wurden wo die Opfer gezwungen wurden mit Zahnbürsten den Boden zu schrubben schrubbt man heute weiter und wieder-mit Minitext a la NS-Deportationsliste- alle sehen gleich aus wie die Gleichschaltung und Nummerierung von den Opfern damals- die Individualität wurde genommen ebenso mit allen Stolpersteinen heute. Stolpersteine haben nichts an Empathie gebracht bisher bei dem steigenden Judenhass. Sie werden seit Anfang an mutwillig geschändet bundesweit werden egelrecht am Boden angeboten. Von Anfang an als Markenwert patentiert das ist Shoah-Bizz und bringt Gunter Demnig Millionen. Und oftmals die Nähe zu BDS mit dem selben Fanatismus wie BDS, schlimm. Stoppt Stolpersteine und gedenkt mit würdigen Inhalten.