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Kultur

»Es ist ganz anders geworden als gedacht«

International Music tritt beim Transcentury-Update auf

  »Es ist ganz anders geworden als gedacht« | International Music tritt beim Transcentury-Update auf  Foto: Lukas Vogt

Fünf von fünf Schiffchen gab es kürzlich im September-kreuzer für »Endless Rüttenscheid«, das dritte Album von International Music. Die Band um Peter Rubel und Pedro Goncalves Crescenti ist zweifelsohne die beste Band Essens. Neben The Düsseldorf Düsterboys. Wir sprachen mit Goncalves Crescenti über beide Bands, die neue Platte und den bevorstehenden Auftritt beim Leipziger Transcentury-Update.

Das neue Album ist viel kürzer, kompakter und poppiger als die beiden Vorgänger. War das so geplant?

Ursprünglich war unsere Idee, dass wir mit dem dritten Album mal ein kürzeres, schnörkelloses Rockalbum machen könnten. Das war allerdings, bevor wir die Songs fertig geschrieben und aufgenommen hatten. Letztendlich ist es dann doch ganz anders geworden als gedacht.

 

Die ersten beiden Platten von International Music sind ziemlich eingeschlagen in der Indie-Blase. Wie haben Sie sich den Hype um die Band selbst erklärt?

Ich selbst habe mir darüber eigentlich keine so großen Gedanken gemacht. Gemerkt habe ich es auch am meisten daran, dass unsere Konzerte kontinuierlich besser besucht und somit auch größer wurden. Viele Leute projizieren ihren Erfolg gern darauf, dass sie etwas vermeintlich besonders Gutes und Innovatives erschaffen haben. Ich glaube hingegen, dass der Glücksfaktor dabei oft unterschätzt wird. Wir sind mit unserer Musik wahrscheinlich einfach zur richtigen Zeit gekommen und haben damit einen Nerv getroffen. Ob Erfolg oder nicht: Die Musik würden wir so oder so genau so machen, wie wir sie machen.

 

Sie wirkt nun zugegebenermaßen auch nicht wie ein kalkuliertes Erfolgsprodukt ...

… und wenn, dann wäre es ein sehr mutiges Kalkül (lacht).

 

Sie und Ihr Duopartner Peter Rubel machen seit mittlerweile 18 Jahren zusammen Musik – seit Sie 14 Jahre alt waren. Wie kann man sich den Sound Ihrer ersten Band in etwa vorstellen?

Wir nennen das Genre gern Shark-Rock. Das ist der Sound, der erklingt, wenn man durch einen Jugendhausflur läuft und von links und rechts erschallen diffuses Getrommel, Gitarren-Sounds und dumpfe Gesänge. Wir haben uns damals an unseren Gitarren-musikalischen Idolen orientiert: Libertines, Strokes, Nirvana, System of a Down.

 

Auch heute noch stehen Gitarren im Mittelpunkt des International-Music-Sounds. Dieser vereint Elemente aus so unterschiedlichen Genres wie Shoegaze, Folk, Krautrock und mitunter sogar Schlager. Welches Genre wird die Band definitiv auf Lebzeiten großflächig umschiffen?

Mhh … Drum’n’Bass vielleicht? Mir fällt sonst nichts weiter ein. Was sind denn noch so schlimme Genres? Na ja, wir werden bestimmt niemals Rechtsrock spielen.

 

Das ist doch mal ein Versprechen! Viele würden an der Stelle sicher Schlager nennen. Aber ich finde, er ist oftmals besser als sein Ruf.

Ja, Schlager ist nicht umsonst ein sehr beliebtes Genre. Er ist zugänglich und erzählt einfache Geschichten. Die Leute wissen: Das ist fake, aber wir lassen uns alle auf diese Illusion ein. Das finde ich viel charmanter als eine Illusion, die als echt verkauft wird.

 

Neben International Music spielen Sie und Peter Rubel auch zusammen bei den Düsseldorf Düsterboys. Gibt es bestimmte Kriterien, die einen Song mehr für die eine Band prädestinieren als für die andere?

Grob lässt sich sagen, dass die Songs, die auf einer Akustikgitarre geschrieben werden, Düsterboys-Songs sind, und die E-Gitarrensongs bei International Music landen. Das geht in der Regel auch so auf. Es gibt aber auch Ausnahmen: »Fehler«, ein Stück aus »Endless Rüttenscheid«, habe ich eigentlich für die Düsterboys geschrieben. Aber Peter meinte dann: Lass uns das mal zu dritt anspielen. Und es hat tatsächlich ultragut funktioniert.

 

Eins der markantesten Charakteristika Ihrer Musik ist der zweistimmige Harmoniegesang. Haben Ihre Eltern tatsächlich so viel Simon & Garfunkel gehört, wie es scheint?

Ich glaube nicht. Meine Mutter und meine Schwester haben im Chor gesungen, und Peter und ich waren im Musikleistungskurs und haben da auch Chormusik gemacht. Über die Jahre haben sich unsere Stimmen miteinander entwickelt. Ich mag es sehr, wenn unsere Stimmen sich abwechseln und mitunter überlagern. Es ist eine gute Möglichkeit, mit Nähe und Intensität zu spielen.

 

Sie haben 2019 schon mal mit International Music beim Transcentury-Update gespielt. Wie haben Sie das Festival damals empfunden, und schauen Sie sich dieses Jahr andere Acts an?

Ich habe total gute Erinnerungen ans Festival. Nicht zuletzt wegen des UT Connewitz, das für mich eine Schönheit und Anmut hat, die schwer vergleichbar ist mit anderen Locations in Deutschland. Wir haben damals mit Fenster im Backstage abgehangen und zusammen Cate Le Bon angeschaut, mit zwei Saxofonen auf der Bühne. Das war krass! Dieses Jahr freue ich mich besonders auf Andreya Casablanca – die ersten beiden Singles ihres kommenden Albums fand ich richtig gut. Und auch Discovery Zone ist ein fantastischer Act.

 

> Transcentury-Update: 14.–17.11., Cammerspiele, Conne Island, Ilses Erika, Schnellbuffett Süd, UT Connewitz, Werk 2 – International Music am 16.11. im UT

www.transcenturyupdate.com


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