»Was machst du so?«
»Ich bin in der Werbung.«
»Oh, wow! Das ist stark!«
»Ja, ich mag Menschen.«
»Ich auch! Ich liebe Menschen! Kommst du oft hierher?«
»Ja, ja …«
»Ich dachte, ich hab dein Gesicht schon mal gesehen hier. Kennst du vielleicht Katrin?«
»Kann sein.«
»Wow! Das ist super, ich liebe dieses Lied, Moby hat echt eine tolle Stimme.«
– Die Goldenen Zitronen, am 7.12. im Conne Island
Natürlich sind wir alle nicht nur wegen der Liebe oder Freundschaften in Leipzig hängengeblieben. Sondern auch wegen des Kulturlebens in dieser Stadt. Aber das hat auch Grenzen! Beispiel: 16. November. Frank Spilker in der Moritzbastei, Transcentury-Update mit International Music im UT Connewitz und Mrs. Pepsteins glamouröse Gala im Werk 2 – an ein und demselben Abend. Wenn ich drei Highlights aus einer Blase gleichzeitig in meiner Stadt haben wollte, wäre ich nach Berlin oder Hamburg gezogen. Und dann auch noch an einem kreuzer-Arbeitswochenende kurz vor Drucklegung. Was bilden »die da oben« sich eigentlich ein! Wobei, Moment: Spilker liest 20 Uhr, International Music spielt planmäßig – und was heißt das schon auf einem Festival – 21.20 Uhr und die Pepstein-Gala geht bis Ultimo, die ganze Sache hält sich also vielleicht doch noch aus. Ha!
Also 19.45 Uhr aus der Redaktion auf der Feinkost in die Moritzbastei, ein Chili und ne große Cola reingestürzt: 15 Euro, ich werde alt. Aber Frank Spilker macht mich wieder jung, indem er den Ich-erkläre-euch-mal-wie-das-in-den-Achtzigern-im-Westen-war-Onkel gibt. Äußerst uninteressant. Dann spielt er »Die Interessanten« und ein paar weitere Sterne-Songs auf der Akustikgitarre. Wobei man Sterne-Songs natürlich nicht auf der Akustikgitarre spielen kann. Nach den unsere Titelgeschichte (S. 22) ankündigenden Zeilen »Wohin zur Hölle / Mit den Depressionen? / Ich geh in die Disko / Ich will da wohnen« muss ich los. Ins UT.
Zu International Music. Und was soll ich sagen. Beste Band. Aus unerfindlichen Gründen spielen sie »Raus aus dem Zoo« nicht, singen dafür aber die unsere Titelgeschichte (S. 22) ankündigenden Zeilen: »Ich glaub, ich werde später in die Disko gehen / Er geht in die Diskothek«. Und der ehemalige kreuzer-Grafiker Falk Schwalbe sitzt am Eingang und verkauft seine schönen Konzertposter. Weswegen ich nun eine Plakatrolle rüber ins Werk 2 trage, wo die Gala zu Ehren von Mrs. Pepstein gerade bei der eher mauen Band Kapa Tult angekommen ist. Nach einer Stunde entdecke ich kreuzer-Kolumnistin Gaby (Name von der Redaktion geändert), sie wirkt beseelt (S. 31). Als das Programm zu den unsere Titelgeschichte (S. 22) ankündigenden DJ-Sets übergeht, steige ich aufs Rad. Muss ja morgen früh raus, der Dezember-kreuzer ist noch nicht fertig. Zu Hause gucke ich mir die beiden Stempel und das Festivalbändchen an meiner Hand an und habe eine Idee fürs Editorial.