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Kultur

Kino zum Entdecken

Die Kinostarts der Woche

  Kino zum Entdecken | Die Kinostarts der Woche  Foto: Filmstill / Universal Pictures Germany

Nur wenige Filme aus Italien erreichen unsere Leinwände. Da ist die Übersicht des Cinema Italia im Dezember eine gute Gelegenheit, um aktuelles italienisches Kino zu entdecken. Dabei geht es um Kriminalität, Depression und Vergewaltigung, aber auch um die Liebe, die Kunst und die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern. Als Sahnehäubchen gibt es ein Wiedersehen mit Federico Fellinis »Julia und die Geister«.

»Cinema Italia«: 5.-11.12. Passage-Kinos


Film der Woche: Der schüchterne Edward (»Winter Soldier« Sebastian Stan) lebt zurückgezogen in einem ranzigen New Yorker Mietshaus. Wild wuchernde, gutartige Tumore entstellen sein Gesicht, weshalb er sich nur selten vor die Tür wagt. Als Ingrid (Renate Reinsve) die Wohnung nebenan bezieht, ändert sich das. Die hübsche Frau ist fasziniert von Edward. Aber sind es echte Gefühle oder nur die Neugier, die sie antreibt? Ohne ihr Wissen unterzieht sich Edward einer experimentellen Operation und tatsächlich: Die überschüssige Haut fällt wie eine Maske von seinem Gesicht und darunter kommt ein gut aussehender Mann mit makellosem Äußeren zum Vorschein. Edward gibt sich Ingrid gegenüber nicht zu erkennen und sie verlieren sich aus den Augen. Er macht erfolgreich Karriere als Immobilienmakler, bis er ihr wieder begegnet: Ingrid inszeniert in einem kleinen Off-Broadway-Theater ein Stück auf Basis ihrer Begegnung mit dem alten Edward und der neue setzt alles daran, die Hauptrolle zu bekommen.

Die Krankheit, unter der der Protagonist leidet gibt es wirklich. Sie nennt sich Neurofibromatose und an ihr ist auch der Schauspieler Adam Pearson erkrankt. Dessen ungewöhnliches Erscheinungsbild thematisierte Regisseur Aaron Schimberg bereits in seinem Spielfilm »Chained for Life«. Pearson spielt auch bei hier eine signifikante Rolle. »A Different Man«, der seine Premiere im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale feierte, ist eine gelungene, düstere Gesellschaftssatire, die sich pointiert um innere Werte und äußere Wahrnehmung dreht.

»A Different Man«: ab 5.12., Passage-Kinos, Regina-Palast


Mit nur zwei Spielfilmen positionierten sich die Schweizer Zwillinge Roman und Silvan Zürcher als zwei der interessantesten Filmemacher Europas. Ihre Familienaufstellung »Das merkwürdige Kätzchen« sorgte vor elf Jahren bei der Berlinale für Aufsehen. Der Nachfolger »Das Mädchen und die Spinne« gewann dort 2021 den Preis der internationalen Filmkritik. Mit »Der Spatz im Kamin«, den Ramon erstmals allein inszenierte und Silvan produzierte, schließt sich nun die Trilogie der Tiere. Wobei die drei Filme eigentlich inhaltlich nicht zusammenhängen. Was ihnen gemein ist, ist das genaue Beobachten familiärer Dynamiken und menschlicher Verhaltensweisen. Unbeteiligt geht die Kamera dabei stets auf Distanz und ist den Emotionen dank der durchweg bemerkenswerten Schauspielerinnen und Schauspieler doch ganz nah. Auch bei dem Familientreffen von Karen und Jule. Die Schwestern verbindet eine traumatische Kindheit unter der dominanten Mutter. Während Jule frisch verliebt und gerade Mutter geworden ist, hat Karen nicht nur das Haus ihrer Kindheit geerbt, sondern auch viel von der eigenen Mutter, die ihre Familie tyrannisierte. Ihr passiv-aggressives Verhalten und unausgesprochenen Geheimnisse, die unter der Oberfläche brodeln sorgen für ein verbales Blutvergießen mit messerscharfen Dialogen. LARS TUNÇAY

»Der Spatz im Kamin«: 12., 13.12., Cineding


Der Dokumentarfilm »No Other Land« ist eine Kooperation von einer palästinensisch-israelischen Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten und engagierten Filmemacherinnen und -machern. In ungefilterten Bildern zeigt er das menschliche Schicksal palästinensischer Bewohner der Dorfgemeinde Masafer Yatta, die sich im Westjordanland gegen ihre geplante Umsiedlung wehren. Der Film hatte im Februar 2024 auf der Berlinale seine Weltpremiere in der Sektion Panorama und wurde mit dem Berlinale Dokumentarfilmpreis und dem Panorama Publikums-Preis in der Kategorie Dokumentarfilm ausgezeichnet und wird als heißer Kandidat für den Dokumentarfilm-Oscar im kommenden Jahr gehandelt. An Leipzig ging der Start bisher vorbei. Jetzt hat dieses wichtige Zeitdokument doch noch eine Leinwand gefunden.

»No Other Land«: ab 5.12., Passage-Kinos

 

Mit »Systemsprenger« legte Regisseurin Nora Fingscheidt vor fünf Jahren einen bemerkenswerten zweiten Spielfilm vor, der vielfach Preise gewann und auch international Beachtung fand. Danach entstand »The Unforgivable«, ein Rachedrama für Netflix mit Sandra Bullock und ihr erster englischsprachiger Film. Nun hat sie Saoirse Ronan für die Verfilmung von Amy Liptrots autobiographischem Roman »The Outrun« ins Boot geholt. Die Irin spielt Rona, die ursprünglich von den schottischen Orkney Inseln stammt und das Londoner Nachtleben in vollen Zügen genießt. Als ihr Alkoholkonsum für ihren Freund Daynin zunehmend zum Beziehungskiller und für Rona zu einem ausgewachsenen Suchtproblem wird, sucht sie sich Hilfe. Zunächst bei einer Suchtberatung, dann bei ihren Eltern auf der heimatlichen Insel. Die Distanz zu ihrem alten Leben schmerzt und ihre Vorbelastung macht schnell die Runde. Also sucht Rona die Abgeschiedenheit, um alleine wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Hauptdarstellerin Saoirse Ronan (»Abbitte«) ist die Vorlage und ihre Protagonistin ein Anliegen. Das merkt man an ihrem Einsatz für den Film vor und hinter der Kamera. Mit ihrem Freund Jack Lowden (»Dunkirk«) gründete sie sogar eine eigene Produktionsfirma, um den Stoff zu realisieren. Gemeinsam mit den »Systemsprenger«-Produzenten Jakob und Jonas Weydemann drehten sie zwei Monate auf den Inseln, wo sie auf viele liebenswerte Charaktere trafen, die ihren Weg in den Film fanden. Das macht den Charme des berührend erzählten Suchtdramas aus.

»The Outrun«: ab 5.12., Passage-Kinos, Schauburg

 

 

Weitere Filmtermine der Woche
 

Filmriss Filmquiz

Das Filmriss-Team versorgt sein Publikum nicht nur mit Empfehlungen zu aktuellen Filmstarts im wöchentlichen Kinomagazin, sondern überprüft auch, ob alle fleißig Filme geschaut haben. In der Rateshow Filmquiz kann dann das geballte Film(Nerd-)wissen bei Fragen und Spielchen in Preise umgewandelt werden.

Moritzbastei, 11.12. 20:00


Vessel
USA/TZ/ESP/PT/PL/PAK/IRL/NL/ECU 2014, Dok, R: Diana Whitten, 90 min

Dr. Rebecca Gomperts reist mit einem Schiff durch die Weltmeere mit der Mission, Frauen in internationalen Gewässern eine Abtreibung zu ermöglichen, die legal keine andere Möglichkeit haben.

Kinobar Prager Frühling, 05.12. 17:30 (mit Gespräch)


Soundtracks for the Silenced
USA/F/AUS 1900-1984, R: Mary Ellen Bute, Alice Guy, Claire Parker u.a., 65 min

18 Kurzfilme von denen, die Großes schafften und zu wenig gehört und gesehen wurden.

Cinémathèque in der Nato, 05.12. 19:30 (Musik: Pausa a Pausa, Stummfilm-Live-Vertonung)
 

Schöne Bescherung
USA 1989, R: Jeremiah S. Chechik, D: Chevy Chase, Beverly D’Angelo, Randy Quaid, 97 min

Der Klassiker der Weihnachtskomödien mit der Familie Griswold und ihrem herrlich chaotischen Fest.

Cinestar, 06.12. 20:00
 

Tatsächlich ... Liebe
GB/USA/F 2003, R: Richard Curtis, D: Bill Nighy, Hugh Grant, Emma Thompson, 135 min

Der britische Ensemblekomödienhit mit Top-Besetzung zum Fest der Liebe.

Cineplex, 08.12. 17:00 (Weihnachtsklassiker)
 

Gimme Danger
USA 2016, Dok, R: Jim Jarmusch, 108 min

Dokumentarische Anekdoten über Iggy Pop und The Stooges.

Schaubühne Lindenfels, 06.12. 18:30 (OmU, The Independent Cinema of Jim Jarmusch)


Smile – Siehst du es auch?
USA 2022, R: Parker Finn, D: Sosie Bacon, Jessie T. Usher, Kyle Gallner, 115 min

Das Horrordoppel im Dezember mit dem aktuellen Horror-Hit, der es in Donis’ Gunst unter die Filme des Jahres geschafft hat.

Luru-Kino in der Spinnerei, 11.12. 19:15 (OmU, Doublefeature mit Teil 2 um 21:15 Uhr)


Die Muppets-Weihnachtsgeschichte
USA 1992, R: Brian Henson, D: Michael Caine, Steven Mackintosh, Jerry Nelson, 85 min

Was für ein verbitterter Geizkragen ist doch dieser Ebenezer Scrooge. Erst durch eine magische Reise erkennt er die wahre Bedeutung von Weihnachten.

Kinobar Prager Frühling, 08.12. 14:15
 

Von wegen Schicksal
D 1979, Dok, R: Helga Reidemeister, 121 min

Irene Rakowitz ist 48 Jahre alt und lässt sich nach 20 Ehejahren von ihrem Mann scheiden. Sie möchte neben ihrer Rolle als Mutter und Hausfrau aktiv sein und ihre anderen Bedürfnisse nicht unter den Tisch fallen lassen – nicht zuletzt um ihren Kindern zu zeigen, dass man den Mut haben sollte, bessere Lebensverhältnisse für sich selbst zu erkämpfen.

Ost-Passage-Theater, 11.12. 20:00
 

Golda – Israels eiserne Lady
USA/GB 2023, R: Guy Nattiv, D: Helen Mirren, Camille Cottin, Rami Heuberger, 100 min

Helen Mirren als israelische Staatschefin Golda Meir, die ihr Land 1973 durch den Yom-Kippur-Krieg navigieren muss.

Passage-Kinos, 08.12. 16:00 (Sondervorstellung anlässlich des Todestages von Golda Meir)
 

Gundi-Legend of Love
BUL 2019, R: Dimitar Dimitrov, D: Pavel Ivanov, Alexandra Svilenova, Dimiter D. Marinov, 166 min

Der Film erzählt die Geschichte des bulgarischen Fußballspielers Georgi Asparuhov.

Kinobar Prager Frühling, 07.12. 17:00 (OmeU)
 

James Bond – Fiktion oder Realität?

In Filmen verschwimmen oftmals die Grenzen von Fiktion und Realität. Im Rahmen der Film- und Diskussionsreihe Wissenschaftskino erörtert Physikprofessor Guido Reuther gemeinsam mit dem Publikum die (Un-)Möglichkeiten des berühmtesten Geheimagenten der Welt.

Zeitgeschichtliches Forum, 10.12. 19:00 (Wissenschaftskino)
 

Kyiv Shorts
UKR 2018-2023, R: Nadia Parfan, Mykhailo Volkov, Yarema Malashchuk u.a., 80 min

Geschichten über die Stadt Kyiv, die Hauptstadt eines Landes, in dem trotz des Krieges das Leben in all seinen Erscheinungsformen nicht zum Stillstand kommt.

Cinémathèque in der Nato, 10.12. 19:30 (In der Reihe Postkino-UA, OmeU)
 

Little Women
USA 2019, R: Greta Gerwig, D: Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh, 135 min

Greta Gerwig adaptierte den Klassiker »Betty und ihre Schwestern« von Louisa May Alcott als kitschfreies Kostümdrama.

Pöge-Haus, 11.12. 19:30 (Filme mit Freund*innen)
 

Dieses Gefühl, dass die Zeit, etwas zu tun, vorbei ist neu
USA 2023, R: Joanna Arnow, D: Joanna Arnow, Scott Cohen, Alysia Reiner, 89 min

30-Jährige in der Krise zwischen ihrer langjährigen BDSM-Beziehung, ihrem langweiligen Job in irgendeinem mittelständischen Unternehmen und ihrer zänkischen jüdischen Familie.

Passage-Kinos, 09.12. 20:30 (Freaky Monday, OmU)
 

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
CZ/D 1973, R: Václav Vorlíček, D: Libuše Šafránková, Pavel Trávnícek, Carola Braunbock, 75 min

Passage-Kinos, 08.12. 11:30 (Sandtheater trifft Kino), 16:00 (Sandtheater trifft Kino)
Der Weihnachtsdauerbrenner auf der großen Leinwand.

Cinestar, 07.12. 15:00
 

Filipka
PL 2020, Dok, R: Dawid Nickel, 26 min

Dokumentarfilm über Aktivist*in und Drag-Künstler*in Filipka Rutkowska.

Lofft, 13.12. 19:15 (OmeU)


3 ½ Stunden
D 2021, R: Ed Herzog, D: Sasha Goldberg, Carla Engel, Gerd Kügler, 95 min

Der Fernsehfilm schildert die Dramatik des 13. August 1961 aus ungewöhnlicher Perspektive. Die Reisenden des Interzonenzuges von München nach Ost-Berlin erfahren 3 ½ Stunden vor Grenzübertritt, dass in Berlin die Mauer gebaut wird. Sie müssen eine existenzielle Entscheidung treffen: Aussteigen oder Weiterfahren.

Zeitgeschichtliches Forum, 09.12. 19:00 (Eintritt frei, Reihe: Vor 35 Jahren … Filme zur Friedlichen Revolution)


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