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Kultur

Zwischenmenschliches

Die Kinostarts der Woche

  Zwischenmenschliches | Die Kinostarts der Woche  Foto: Filmstill

Das Cineding zeigt in der neuen Reihe »Grenzgänger« deutsche Filme, die sich abseits des Mainstreams bewegen und irgendwo zwischen den Bildern von Genre und Arthouse changieren. Das kann ein Vertreter der Berliner Schule sein oder ein Kriminalfilm aus den experimentierfreudigen 70er Jahren. Den Anfang macht Bungalow, ein Vertreter der Berliner Schule aus den frühen 2000ern. Der Debütfilm von Ulrich Köhler erzählt in reduzierter, fast dokumentarischer Bildsprache von Stillstand, Entfremdung und dem Schwebezustand zwischen Jugend und Erwachsensein.

»Bungalow«: 24.4., 19 Uhr, Cineding


Film der Woche: Marianne ist schon lange Single und soll nun von ihrer besten Freundin mit Ole Harald verkuppelt werden. Der ist allerdings zweifacher Familienvater, und seine geschiedene Frau wohnt lediglich einen Katzensprung entfernt, damit es für die Kinder einfacher ist. Mariannes Kollege Tor ist schwul und bändelt gerne auf einer Fähre mit Hilfe einer Dating-App mit Gleichgesinnten an – für schnellen, unverbindlichen Sex. Aber als er auf diese Weise die Bekanntschaft mit Bjørn macht, ist alles anders als sonst, denn die beiden reden nur miteinander. Und Tor kann den deutlich älteren Bjørn danach einfach nicht vergessen.

Mit »Liebe«, »Sehnsucht« (OT: »Sex«) und »Träume« hat Dag Johan Haugerud eine Trilogie realisiert, die in Berlin und Venedig ihre Weltpremieren feierte und jetzt vom Verleih als »Oslo-Stories« in die deutschen Kinos gebracht wird. Inhaltlich sind die Filme unabhängig voneinander, lediglich der Handlungsort Oslo und die thematische Klammer um zwischenmenschliche Beziehungen hält sie zusammen. In »Liebe« geht es nicht etwa um langjährige Zweisamkeit, sondern um den Neuanfang einer hetero- und einer homosexuellen Bindung. Haugerud wollte dabei keine umfassende oder allgemeingültige Gefühls- oder Beziehungsanalyse abliefern, sondern erzählt zwei ganz individuelle Geschichten über die Wege der Liebe, was ihm kurzweilig und unterhaltsam gelungen ist. Interessant wird es auch durch das Verweben der Handlungsstränge, weil der schwule Blick auch Mariannes Ansichten verändert. FRANK BRENNER

»Oslo-Stories: Liebe«: ab 17.4., Passage-Kinos, ab 1.5. Schaubühne, 29.-31.5. Cineding


Julia (Julia Jentsch), Tobias (Felix Kramer) und Teenagertochter Marielle (Laeni Geiseler) haben es sich in ihrem Leben eingerichtet. Hinter der scheinbaren familiären Harmonie liegen die unausgesprochenen Wahrheiten und kleinen Lebenslügen der Eltern. Damit ist allerdings plötzlich Schluss, als Marielle nach einem Vorfall in der Lage ist, alles zu sehen, was ihre Eltern tun. Die heimliche Zigarette, die Gespräche im Bett, der Flirt mit dem Arbeitskollegen – nichts bleibt unentdeckt. Das clevere Gedankenspiel von Regisseur und Autor Frédéric Hambalek ist ein bissiger Kommentar über den Verlust von Privatsphäre und die Frage, ob unsere Kinder ihre Eltern immer noch lieben würden, wenn sie alles über sie wüssten. Eine herrlich entlarvende Gesellschaftssatire auf der Balance zwischen Komik und Drama, getragen von einem überzeugenden Ensemble.

»Was Marielle weiß«: ab 17.4., Passage-Kinos, Schauburg, Regina-Palast

 

Weitere Filmtermine der Woche

Eraserhead
USA 1977, R: David Lynch, D: Jack Nance, Charlotte Stewart, Allen Joseph, 89 min

Henry und seine Freundin Mary bekommen ein Kind. Das ist allerdings ein wahres Monstrum und lässt das Paar einen Albtraum erleben, aus dem es nur ein böses Erwachen geben kann.

Luru-Kino in der Spinnerei, 18.04. 21 (OmU)


Mein Weg – 750 km zu mir neu
AUS 2024, R: Bill Bennett, D: Chris Haywood, Jennifer Cluff, Laura Lakshmi, 98 min

Regina-Palast, 22.04. 18:00 (Premiere in Anwesenheit des Regisseurs und Autors)


Opus
USA 2025, R: Mark Anthony Green, Ayo Edebiri, John Malkovich, Murray Bartlett, 103 min

Eine junge Musikjournalistin und ihr Chef werden auf das abgeschieden in der Wüste gelegene Anwesen eines einstigen Superstars eingeladen. Der plant offenbar ein Comeback, doch seine tatsächlichen Absichten sind finster.

Passage-Kinos, 21.04. 20:30 (OmU, Preview, Freaky Monday)


Wittstock-Quadruple
D 1975-1984, Dok, R: Volker Koepp, 100 min

Luru-Kino in der Spinnerei, 23.04. 19:00


Between the Lines
D 2024, Dok, R: Kone, Smith, 60 min

Der Berliner Regisseur Kone begibt sich drei Wochen lang als Trainwriter – Menschen, die Graffitis auf Züge sprühen – ins Schienensystem von NRW.

Kinobar Prager Frühling, 19.04. 20:00 (OmeU, Premiere mit Regisseur)


Bollwerk
D 2025, Dok, R: Jakob Wehner, 60 min

Doku über drei Aktivist*innen gegen Rechts und ihre schwierige Arbeit in der sächsischen Kleinstadt Wurzen.

Ost-Passage-Theater, 23.04. 20:00 (mit Regiegespräch)
 

Bordell Deutschland
D 2017, Dok, R: Natalie Zinkand, Christian Stracke, 90 min

Deutschland ist wegen seiner liberalen Prostitutionsgesetze zum beliebten Sex-Reiseziel für Menschen aus der ganzen Welt geworden. Zwangsprostitution und Menschenhandel sind dabei an der Tagesordnung. Die Doku beleuchtet, wie das geschehen konnte.

Kinobar Prager Frühling, 24.04. 19:00 (mit Gästen)


Bungalow
D 2002, R: Ulrich Köhler, D: Lennie Burmeister, Devid Striesow, Trine Dyrholm

Paul, ein junger Bundeswehrsoldat, will nicht mehr dienen und flüchtet in den Ferienbungalow seiner Eltern. Dort haben es sich aber bereits sein älterer Bruder und dessen Freundin gemütlich gemacht, in die Paul sich verliebt.

Cineding, 24.04. 19:00 (Reihe Grenzgänger)
 

Easy Rider
USA 1969, R: Dennis Hopper, D: Peter Fonda, Dennis Hopper, Jack Nicholson, 94 min

Wyatt und Billy reisen mit ihren Motorrädern und Rauschgift im Gepäck von Los Angeles nach New Orleans und begegnen dabei allerlei seltsamen Menschen. Das Kult-Roadmovie mit Starbesetzung atmet den Geist der 1960er Jahre.

Bibliotheca Albertina, 23.04. 20:00 (Eintritt frei, in der Reihe »New Hollywood«)


El Shatt – A Blueprint for Utopia
KRO/SRB 2023, Dok, R: Ivan Ramljak, 96 min

Ein 1944 errichtetes Geflüchtetenlager in Ägypten wird zum Gesellschaftsmodell für Titos Jugoslawien. Archivmaterial und Zeitzeugen erzählen eine gelebte sozialutopische Ur-Geschichte.

Cineding, 25.04. 19:00 (OmeU, Vortrag und Film)
 

Jazz / People
D 2022, Dok, R: Sebastian Lautenbach

Doku aus Leipzig über drei Jazz-Musiker*innen und die Dynamiken und Entwicklungslinien der Jazzszene.

Schaubühne Lindenfels, 23.04. 19:00 (mit Regiegespräch)
 

S/He Is Still Her/e: The Official Genesis P-Orridge Documentary
USA 2024, Dok, R: David Charles Rodrigues, 99 min

Doku über die 2020 verstorbene Performance- und Musik-Kunstperson Genesis P-Orridge.

Kinobar Prager Frühling, 25.04. 17:30 (Leipzig-Premiere, OmeU, Queer Music Festival)
 

Verschwinden / Izginjanje
A/SLO 2022, Dok, R: Andrina Mračnikar, 99 min

Andrina Mračnikar formuliert in ihrem essayistischen Dokumentarfilm auf persönliche Weise eine hochpolitische Dringlichkeit: Was passiert, wenn einem die Muttersprache im Alltag genommen wird?

Cinémathèque, 22.04. 19:30 (mit Gespräch, OmU)


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