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»Unser Journalismus hat auch einen aktivistischen Aspekt«

Björn Wilda und Sandy Feldbacher sind verantwortlich für das Leipziger Straßenmagazin Kippe – dessen 30. Geburtstag nun ansteht

  »Unser Journalismus hat auch einen aktivistischen Aspekt« | Björn Wilda und Sandy Feldbacher sind verantwortlich für das Leipziger Straßenmagazin Kippe – dessen 30. Geburtstag nun ansteht  Foto: Christiane Gundlach

Björn Wilda beugt sich über den Papierbogen, auf dem die Kippe-Cover der letzten 30 Jahre ein Mosaik ergeben. Kurz hält er inne und überfliegt die bunten Bilder in Briefmarkengröße. Der Projektleiter des Leipziger Straßenmagazins steckt in den Vorbereitungen der Jubiläumsausgabe, die gleichzeitig eine seiner letzten sein wird. Auf ihn folgt im Herbst Sandy Feldbacher, die bisher die Redaktion leitet. Gemeinsam nehmen die beiden am Konferenztisch Platz. Heute sind es ausnahmsweise sie, die interviewt werden. Es geht um journalistischen Aktivismus, die Heftproduktion mit einer kleinen Redaktion und natürlich um die hauptamtlichen Verkäuferinnen und Verkäufer.

Könnt ihr euch erinnern, wann ihr eure erste Straßenzeitung gekauft habt?

BJÖRN WILDA: Das war in den Neunzigern bei Elke Jäpelt, die heute noch als Verkäuferin für uns tätig ist. Sie stand immer in dem ehemaligen Fußgängertunnel am Wilhelm-Leuschner-Platz. Da habe ich aus Neugier mal eine Straßenzeitung gekauft.

SANDY FELDBACHER: Meine Mutter hat letztens ein Bild von mir gefunden, wie ich als Sechzehnjährige die Kippe lese, das war also 1996.


Habt ihr Erinnerungen, wie ihr damals auf Obdachlosigkeit geblickt habt?

FELDBACHER: Ich kann mich nicht bewusst erinnern und glaube, Obdachlosigkeit war damals noch verdeckter. Die offene Obdachlosigkeit ist mir eher in Berlin aufgefallen. In Leipzig ist das erst mit den Jahren stärker sichtbar geworden – so zumindest ist mein Gefühl.


WILDA: Da muss ich zustimmen. Das war ein Thema in den großen Städten, hier in Leipzig noch nicht.


Weil es damals noch genug Wohnungen gab?

WILDA: Genau. In den neunziger Jahren hatten wir die bequeme Situation, dass es durch den Wegzug viel günstigen Wohnraum gab.


Wann wurde Obdachlosigkeit denn hier sichtbarer?

FELDBACHER: Wir wissen heute von Kolleg:innen und Expert:innen, mit denen wir im Zuge des Jubiläums gesprochen haben, dass es Wohnungs- und Obdachlosigkeit auch in den Neunzigern gab. Aber so richtig wahrgenommen habe ich sie in Leipzig vor etwa fünf Jahren. Da bin ich mit Timmi to help durch Leipzig gegangen. Der Verein versorgt Obdachlose einmal die Woche mit dem Nötigsten. Das war ein echter Aha-Moment für mich.


Zurück zu euch: Wann und wie seid ihr zur Kippe gekommen?

WILDA: Den ersten Kontakt zur Kippe hatte ich über eine ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, Anm. d. Red.). Das war 2002. Da saß die Redaktion noch in Schleußig in der Brockhausstraße. Ich habe früher als Journalist gearbeitet und mir hat es in der Kippe-Redaktion sehr gefallen. Vor allem das Konzept der »Hilfe zur Selbsthilfe«. Ich hätte gerne weitergemacht, aber die Maßnahme war auf ein Jahr begrenzt. Neun Jahre später wurde ich vom Geschäftsführer angerufen, der einen Nachfolger für den Projektleiter suchte. Das wurde ich im März 2011. Dieser Anruf war für mich wie ein Sechser mit Zusatzzahl.

FELDBACHER: 2007 habe ich als feste Freie angefangen und seit 2011 bin ich fest angestellt.


Was ist für euch das Schöne an dem Job, den ihr nun so lange macht?

FELDBACHER: Am Ende meines Germanistik-Studiums war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich in diesen Bereich möchte und habe deshalb ein Praktikum gemacht, passenderweise bei einem Projekt des Suchtzentrums. Ich bin dann zwar doch erst mal zu einem Verlag, fand den sozialen Bereich aber weiterhin spannend. Hier bei der Kippe bin ich jetzt an einer Schnittstelle. Ich kann journalistisch arbeiten und trotzdem spüre ich den Effekt, den diese Arbeit hat. Wir geben den Menschen mit dem Magazin etwas in die Hand. Sie können sich etwas dazuverdienen und gleichzeitig im Kontakt mit der Gesellschaft bleiben.

WILDA: Wir bringen den Blick von unten in unsere journalistische Arbeit ein. Das zeichnet uns aus.

FELDBACHER: Im Kontext des Suchtzentrums haben wir viel Kontakt mit Menschen, die hier Hilfe suchen und mit Sozialarbeitenden. Diese Perspektiven lassen wir in unsere Arbeit einfließen und versuchen, sie der breiten Bevölkerung zu vermitteln.


Klingt, als würde eure Arbeit über den klassischen Journalismus hinausgehen. Versteht ihr eure Rolle auch anders?

WILDA: Bei meinen früheren Tätigkeiten bei Tageszeitungen haben wir ganz anders gearbeitet. Es gibt ja das Sprichwort »Nichts ist älter als eine Zeitung von gestern«. Wir haben viel mehr Zeit, auf Themen einzugehen.

FELDBACHER: Unser Journalismus hat auch einen aktivistischen Aspekt und wir sind ein niederschwelliges Magazin. Für uns schreiben sehr unterschiedliche Ehrenamtliche: vom ehemaligen Uniprofessor über eine Theologin bis hin zu Studierenden. Die meisten sind keine ausgebildeten Journalist:innen, aber trotzdem finden wir es bereichernd, dass sie mit ihren Perspektiven in der Kippe auftauchen. Genauso handhaben wir es mit Praktikant:innen: Die kochen bei uns keinen Kaffee, sondern werden gleich motiviert zu schreiben.


Wie entsteht denn bei euch so ein Heft?

WILDA: Wir machen zum Jahresende mit unseren Ehrenamtlichen eine Konferenz, wo wir grob die kommenden Titelthemen festlegen. Wir arbeiten trotzdem von Ausgabe zu Ausgabe, denn mehr schaffen wir mit dem kleinen Team nicht. Aber wir waren noch nie in der Situation, in der wir uns etwas aus den Fingern saugen mussten. Es häufen sich Themen durch Vorschläge von den Ehrenamtlichen oder uns selbst.

FELDBACHER: Wir sind ein gutes Team, nur manchmal wäre ein langer Vorlauf schön. Aber weil wir beide die einzigen Festangestellten in der Redaktion sind, schaffen wir das nicht. Andere Straßenmagazine sind personell besser aufgestellt und arbeiten manchmal schon am übernächsten Heft.


Weil die einfach mehr Ressourcen haben?

WILDA: Ja. Wir waren gerade erst beim Treffen der deutschsprachigen Straßenzeitungen, das dieses Jahr in Basel stattfand. Wir haben uns die Redaktion der dortigen Surprise angesehen. Das ist ein Großraumbüro mit 20 bis 30 Plätzen. Das ist eine ganz andere Liga.

FELDBACHER: Bezüglich der Ressourcen merken wir ganz stark den Unterschied zwischen Ost und West und natürlich auch zur Schweiz oder zu Österreich. Die haben da ganz andere Spendeneinnahmen und werden teilweise stärker von öffentlicher Seite gefördert.


Wie finanziert sich denn die Kippe?

WILDA: Wir bekommen eine Fördersumme vom Sozialamt, als Sponsor haben wir die LWB. Trotzdem müssen wir den Großteil selbst erwirtschaften. Das passiert durch den Straßenverkauf und Abos. Akquise bestreiten wir beide zusätzlich.

FELDBACHER: Das ist inhaltlich natürlich nicht ideal und wir machen das auch nur nebenher. Deshalb haben wir auch kein riesiges Anzeigenaufkommen. Wir haben eher Stammkunden, zu denen wir den Kontakt gut pflegen.


Wie funktioniert das Prinzip des Straßenverkaufs?

FELDBACHER: Grundsätzlich dürfen bei uns alle bedürftigen Menschen verkaufen. Ursprünglich ist die Kippe zwar in der Wohnungslosenhilfe angesiedelt, aber nicht alle unsere Verkäufer:innen sind wohnungslos. Wir haben Seniorinnen und Senioren mit einer kleinen Rente oder Langzeitarbeitslose. In den letzten Jahren kamen verstärkt Migrant:innen aus dem EU-Raum, vor allem aus Rumänien, zur Arbeitssuche nach Deutschland. Den Vertrieb betreut unser Kollege Mathias, die Menschen kaufen dort die Zeitung, um sie weiterzuverkaufen. Bei uns sind die Verkäufer:innen nicht in den Redaktionsablauf eingebunden, dafür gibt es die Rubrik »Verkäuferecke«, wo zum Beispiel kleine Anekdoten der Verkäufer:innen veröffentlicht werden. Es sollen zukünftig wieder regelmäßig Treffen stattfinden, damit sie sich mehr mit der Kippe identifizieren und sich hier aufgehoben fühlen.

WILDA: Wir arbeiten nach dem Prinzip »Hilfe zur Selbsthilfe«. Wir wollen uns in Zukunft mehr darauf konzentrieren, dass die Kippe nur eine Zwischenstation bleibt. Sie soll eigentlich ein Sprungbrett sein, um die Leute wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen.

FELDBACHER: Das Ziel der Kippe ist eigentlich, dass wir am Ende gar nicht mehr notwendig sind. Das ist natürlich utopisch, aber wir wollen in der Zeit, in der Menschen auf der Kippe stehen, unterstützen und sie wieder stabilisieren.


Wie schafft die Kippe das?

FELDBACHER: Der Zugang ist niederschwellig. Die Leute sind nicht angestellt, sie müssen keine Zeugnisse oder Sozialversicherungsnummern vorweisen. Sie kommen, unterschreiben unsere Verkaufsregeln und bekommen dann zehn Freiexemplare, mit denen sie ausprobieren können, ob das Konzept für sie funktioniert.

WILDA: Es gibt bei uns auch keine Vorgaben, wie viele Hefte jeder mindestens verkaufen muss. Das kann jeder und jede selber entscheiden.

FELDBACHER: Wir bieten Flexibilität. Niemand muss hier von 8 bis 16 Uhr verkaufen. Das macht es für viele einfacher im Vergleich zu einem richtigen Job. Gleichzeitig ist es dafür die Vorstufe.


Es gab in der Vergangenheit Probleme mit Fake-Verkäuferinnen und -Verkäufern. Ist das noch aktuell?

WILDA: Es ist nicht mehr so krass, aber es passiert noch, dass Menschen abgelegte Magazine einsacken und verkaufen. »Ehrenamtliche Verkäufer« haben wir die genannt. (lacht) Bei uns bekommt jede Verkäuferin, jeder Verkäufer einen Ausweis mit Verkäufernummer, Passbild und Name.

FELDBACHER: Und unsere Hefte sind durchnummeriert. Wenn legitimierte Verkäufer:innen sie weitergeben, können wir das anhand der Nummer nachvollziehen.


Wie viel verdienen die Menschen durchschnittlich durch den Verkauf der Kippe?

FELDBACHER: Das ist ganz unterschiedlich. Manche finanzieren ihr Leben größtenteils darüber. Manche kommen nur zweimal im Monat, um sich einfach was Kleines dazuzuverdienen. Das Heft kostet 2,40 Euro, Verkäuferinnen und Verkäufer bekommen davon die Hälfte.


Sandy, im Vorgespräch hast du erzählt, dass du als Schülerin den kreuzer verkauft hast. Hilft das heute zu verstehen, wie es den Verkäuferinnen und Verkäufern geht?

FELDBACHER: Ich habe das mit einer Freundin zusammen gemacht und es hat total Spaß gemacht. Aber es ist schon etwas anderes, wenn ein junges Mädchen Magazine verkauft, als wenn ein älterer Wohnungsloser oder jemand aus Rumänien das macht. Ich hatte keine Probleme in Sachen Anfeindungen im Gegensatz zu manchen unserer Verkäufer:innen. Aber ich verstehe, wie es ist, wenn man eine halbe Stunde dasteht und nur zwei Hefte verkauft.


Gibt es häufig Anfeindungen?

FELDBACHER: Ab und zu hören wir, dass Verkäufer:innen angepöbelt oder respektlos behandelt werden. Bisher sind es zum Glück Einzelfälle, trotzdem haben wir in der aktuellen politischen Situation die Befürchtung, dass sich das ändern könnte und wir unsere Verkäufer:innen noch mehr schützen müssen. Aber Leipzig ist ja größtenteils sehr offen marginalisierten Menschen gegenüber.


Es hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert, wer die Kippe verkauft, oder?

WILDA: Begonnen hat es mit deutschen Verkäuferinnen und Verkäufern, Elke Jäpelt ist die dienstälteste Verkäuferin. Sie ist schon über 80 und immer noch unterwegs, das ist eine tolle Leistung. Das hat hohen Respekt verdient.

FELDBACHER: Damals waren es sonst vor allem männliche, ältere Suchtkranke.

WILDA: Alkoholsucht, Drogensucht, Spielsucht war dabei.

FELDBACHER: Dann gab es diesen Shift. Wir haben immer weniger Leute gefunden, die verkaufen wollten. Plötzlich standen wir nur noch mit zehn Verkäufer:innen da. Irgendwann wollten Menschen aus Rumänien die Kippe verkaufen.

WILDA: Das hatte mit der EU-Osterweiterung ab 2004 zu tun. Wir haben das ab 2017 gespürt. Heute sind von allen unseren Verkäuferinnen und Verkäufern ungefähr 90 Prozent aus Osteuropa, hauptsächlich aus Rumänien.

FELDBACHER: Es wurden dann auch Stimmen laut, die sich beschwert haben, was mit den deutschen Obdachlosen sei. Ob die nicht mehr verkaufen dürften. Wir sind nach wie vor für alle offen. Aber es kommen einfach wenige Deutsche. Wir haben das Gefühl, dass es da eine höhere Hemmschwelle gibt. Wenn man die Situation um den Bahnhof herum beobachtet, dann tendiert die deutsche »Obdachlosenszene« eher zum Schnorren. Das ist vielleicht noch einfacher. Europa wurde erweitert, weil es für die Wirtschaft gut ist. Aber dass Menschen aus prekären Verhältnissen aus Südosteuropa herkommen und versuchen, hier ihr Glück zu finden, das wurde nicht mitbedacht. Straßenmagazine können das zumindest ein Stück weit auffangen.

WILDA: Es gibt viele Vorurteile, das bekommen wir durch Leserbriefe mit. Da kommen dann solche Formulierungen wie: »Die Rumänen kommen hier nach Deutschland und kriegen so eine Art Begrüßungsgeld.« Das ist völliger Irrsinn. EU-Bürger haben in der Regel erst nach fünf Jahren Aufenthalt in Deutschland Anspruch auf Sozialleistungen. Sie müssen sich selbst organisieren, um Fuß zu fassen. Aber das geistert in vielen Köpfen noch rum: Sofort, wenn sie kommen, kriegen die Geld.


Björn, deine Kippe-Zeit ist bald vorbei. Wie geht es dir damit?

WILDA: Der September ist mein letzter Monat, dann gehe ich in Rente. Diese 15 Jahre waren die abwechslungsreichste und erlebnisreichste Zeit in meinem Berufsleben. Vielleicht sehe ich das mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Es wird ein Einschnitt sein. Man kommt dann auch endlich mal zur … na ja, was heißt schon Ruhe. Ich werde hin und wieder auch ehrenamtlich weiterarbeiten. Ich werde hier nichts total kappen, das könnte ich gar nicht.


Gab es besondere Highlights für dich?

WILDA: Zum Tag der Sachsen 2016 haben wir zusammen mit der Drobs – das ist das Straßenmagazin in Dresden – eine gemeinsame Ausgabe gemacht: halb Drobs, halb Kippe. Man musste die Ausgabe umdrehen, dann hatte man die andere Zeitung. Zu unserem 20-jährigen Jubiläum haben wir eine CD mit Leipziger Musikerinnen und Musikern rausgegeben, mit Unterstützung von Sebastian Krumbiegel. Neo Rauch hat uns das Cover gemacht und Udo Lindenberg eine Begrüßung draufgesprochen.


Wie hast du das Magazin in den letzten 15 Jahren denn umgekrempelt?

WILDA: Das war ich nicht allein. Ohne das Team, ohne Sandy, wäre das nicht möglich gewesen. Als ich angefangen habe, sind wir noch in Schwarz-Weiß erschienen, hatten relativ wenige Ehrenamtliche und sind nur alle anderthalb Monate erschienen. Das hat sich Stück für Stück entwickelt.

FELDBACHER: Dadurch, dass wir regelmäßig erschienen, dass wir das Layout geändert haben, ist die Kippe populärer geworden und das Image hat sich verbessert, wodurch wieder mehr Ehrenamtliche kamen.

WILDA: In der Neunziger-Jahre-Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum gibt es eine Rubrik über Presse-Erzeugnisse. Da gibt es die kleine Notiz, dass der kreuzer und die Kippe die einzigen Neugründungen nach 1990 sind, die bis heute existieren.


Was ist der Grund dafür, dass die Kippe es schafft, weiterhin gelesen zu werden?

FELDBACHER: Ganz allein hätte es die Kippe wohl nicht geschafft. Es gab einen Umbruch rund um die Jahrtausendwende. Die Kippe wurde 1995 vom Verein Hilfe für Wohnungslose gegründet. Der war nach fünf Jahren bankrott, woraufhin das Suchtzentrum eingestiegen ist. Es hilft sehr, zu einem großen Träger zu gehören. Ein anderer Grund ist wahrscheinlich, dass Straßenmagazine die Printkrise nicht so stark spüren. Es gibt zwar einige Straßenmagazine mit Auflagenrückgängen, bei uns – toi, toi, toi – nicht. Das hat damit zu tun, dass Straßenmagazine stärker mit dem Printprodukt verbunden werden. Auch bei anderen Straßenmagazinen ist das die Erfahrung. Der Kontakt mit den Verkäufer:innen stärkt das Magazin.


Sandy, du übernimmst die Projektleitung. Gibt's schon Pläne, was sich ändern soll?

FELDBACHER: Ich möchte Entwicklungen weiterführen, die wir gemeinsam begonnen haben. Dazu gehört, stärker die jüngere Zielgruppe in den Blick zu nehmen. Wir versuchen, unsere Inhalte über Social Media zu streuen.

WILDA: Bei einer Umfrage vor einigen Jahren kam heraus, dass unsere Hauptleserschaft 40 plus ist. Wir haben aus Spaß gesagt: Unsere Hauptleser sind die sozial eingestellten Besserverdiener.

FELDBACHER: Ein Thema ist natürlich digitales Bezahlen. Immer weniger Leute haben Bargeld in der Tasche. Perspektivisch wollen wir, dass die Kippe auch online bezahlt werden kann.


Woher kommt eigentlich der Name Kippe?

FELDBACHER: Der war schon vor uns da. (lacht)

WILDA: Genau, das ist nicht auf unserem Mist gewachsen. Das hat mit der Redensart zu tun, auf der Kippe zu stehen.

FELDBACHER: Es gab Überlegungen, den Namen zu ändern, weil er doch negativ konnotiert ist, mit Zigarette oder Müllhalde als Synonym. Auch dazu haben wir eine kleine Umfrage gemacht. Da kam klar raus: »Nee, der Name ist so etabliert.«


Biografie:
Sandy Feldbacher wurde 1980 in Leipzig geboren, machte hier Abitur und studierte 1999 bis 2006 Germanistik-, Theater- und Filmwissenschaften in Leipzig und Zürich. Seit 2011 ist sie Redakteurin bei der Kippe, davor war sie als freiberufliche Lektorin und Journalistin tätig und arbeitete beim Drogeninfoprojekt Drug Scouts. Björn Wilda wurde 1957 in Rostock geboren, machte sein Abitur in Berlin-Köpenick und kam 1979 zum Journalistik-Studium nach Leipzig. Nach verschiedenen Stationen, u. a. bei den Mitteldeutschen Neuesten Nachrichten, der Morgenpost und der Bild in Leipzig sowie dem Berliner Kurier, wurde er 2011 Projektleiter der Kippe.


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