Sommer, Sommer, Sommerkino

Das Sommerkino hat seinen Höhepunkt erreicht: Feinkost, Spinnerei, Conne Island, Plagwitzer Markthalle, Scheibenholz, Parkschloss, Schkeuditz – so viel Freiluftkino war nie! Im August kommt dann auch noch das Open Air im Hildegarten und (voraussichtlich) auch wieder an der Dölitzer Wassermühle hinzu. Kino für Naturverbundene zum Sonnenuntergang und dem Soundtrack von Grillenzirpen – Mückenspray nicht vergessen!

Film der Woche: Nach etwa zwanzig Minuten sitzen alle am Wasser. Eine Gruppe Jugendlicher in einer Wald- und Wiesenlandschaft. Es ist ein warmer Tag, die Stimmung träge. Ein Pärchen flüstert sich unter dem Handtuch heimlich Liebesschwüre zu. Andere spielen Karten. Etwas abseits von ihnen sitzt Simon. Aus einer Laune heraus hat er den Unterricht verlassen. Jetzt ist er bei der Gruppe, die er kaum kennt. Hört zu, ohne wirklich dazuzugehören.

Simon ist der Protagonist im Spielfilmdebüt des Hamburger Regisseurs Willy Hans. Ein stiller, in sich gekehrter Typ. Erkennungsmerkmal: seine Flasche, die er immer wieder hoch in die Luft schleudert und überall mit sich herumträgt. Wunderbar gespielt von Leo Konrad Kuhn hat Simon Ähnlichkeit mit dem Protagonisten aus Alice Rohrwachers’ »Glücklich wie Lazzaro«. Beide vereint dieses leichte Neben-sich-stehen. Ihre durchdringenden Blicke, die unmerklich zum Blick des Films selbst zu werden scheinen.

Ruhig bewegt sich die Kamera zwischen den Jugendlichen. Begleitet Simon, wie er sich mit einem Mädchen eine Pommes teilt. Wie sie später durch den Wald streifen. Scheinbar Alltägliches wird dabei zum visuellen Ereignis.

Das gilt auch für die Naturaufnahmen. Selten sahen Wasser, Wind und Blätter auf der Leinwand so gut aus. Bedenkt man dann noch den, an klassischer Musik geschulten, Soundtrack, sowie das tolle Ensemble, bleibt nur ein Schluss: »Der Fleck« ist ein fantastisches Debüt. Vielleicht gar das Debüt des Jahres.

JOSEF BRAUN

»Der Fleck«: ab 10.7., Passage-Kinos, Luru-Kino in der Spinnerei

Der kauzige Lotteriegewinner Charles (Tim Key) träumt davon, seine Lieblingsband McGwyer Mortimer wieder zusammenzubringen. Sein exzentrischer Wunsch nimmt endlich Gestalt an, als die zerstrittenen Bandmitglieder und ehemaligen Liebhaber Herb McGwyer (Tom Basden) und Nell Mortimer (Carey Mulligan) zustimmen, ein Privatkonzert auf der abgelegenen Insel Wallis Island zu spielen. Doch unausgesprochene verletzte Gefühle und die Erinnerung an vergangene Zeiten bringen die Mini-Reunion zwischen Herb und Nell aus dem Takt. Während Charles verzweifelt versucht, den lang ersehnten Auftritt zu retten, erkennt er, dass Harmonie in der Musik wie auch im Leben stets den Ton angeben sollte.

Basierend auf seinem Kurzfilm »The One and Only Herb McGwyer Plays Wallis Island« inszenierte Regisseur James Griffiths (»A Million Little Things«, »Episodes«) eine Geschichte über langjährige Missverständnisse, verlorene Liebe und neue Hoffnung.

»The Ballad of Wallis Island«: ab 11.7., Passage-Kinos

Ein Rudel von Streunern – sieben Hunde und eine Frau – lebt in den Schatten der Stadt Moskau. Von den totalitären Behörden verborgen, teilen zwei Spezies ihre Existenz am Rande des Verschwindens. Sie streunen in ständiger Unruhe durch eine wilde Landschaft, wo die Stadt in die Brüche geht. Aus der Perspektive der Tiere gedreht, beginnen die Muster von gegenseitiger Abhängigkeit und Zähmung zu zerfließen.

In »Space Dogs« beschäftigte sich das Regieduo Elsa Kremer und Levin Peter mit dem ungezähmten hündischen Leben auf den Straßen von Moskau und dem menschlichen Missbrauch von Tieren in der frühen Raumfahrt. In ihrem neuen Film »Dreaming Dogs« widmen sie sich der gegenseitigen Abhängigkeit dieser beiden Spezies. Was bedeutet es, wenn sich Hund und Mensch so sehr annähern, dass ein Leben ohneeinander unmöglich scheint?

»Dreaming Dogs«: ab 11.7., Luru-Kino in der Spinnerei, 13.7., 13 Uhr, Passage-Kinos

Weitere Filmtermine der Woche

D 2024, Dok, R: Clara Stella Hüneke, 97 min

Doku über drei jugendliche Mädchen – Jamila, Rachel und Faseeha – die an einem Rap-Projekt in Berlin teilnehmen.

​2cl – Sommerkino auf Conne Island, 10.07. 21:30 (OmeU, DOK Leipzig Sommerkino)

John Wick
USA 2014, R: Chad Stahelski, D: Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen, 101 min

Ein Ex­-Auftragskiller sinnt auf Rache für die Ermordung seines ge­liebten Hundes. Actionfest mit Keanu Reeves.

​Parkschloss Leipzig, 10.07. 19:30

Dirty Dancing
USA 1987, R: Emile Ardolino, D: Jennifer Grey, Patrick Swayze, Jerry Orbach

Eine Tochter aus gutem Hause verliebt sich in einem Ferienhotel in den sechziger Jahren in einen Tänzer. Rhythmische Romanze, die inzwischen ebenso Kultstatus genießt wie ihr Soundtrack.

​Parkschloss Leipzig, 11.07. 19:30
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The Fall Guy
USA 2024, R: David Leitch, D: Ryan Gosling, Emily Blunt, Aaron Taylor-Johnson, 114 min

Actionkomödie, angelehnt an die Serie »Ein Colt für alle Fälle«: Ryan Gosling versucht als ausgebrannter Stuntman, den Film seiner Ex-Freundin zu retten, als deren Star abhandenkommt.

​Marktplatz Schkeuditz, 12.07. 22:00 (DHL Sommerkino)
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Top Gun / Top Gun: Maverick
USA 1986/2022

Doppelfilmabend mit dem Action-Klassiker der Achtziger und der ungemein erfolgreichen Fortsetzung aus dem vergangenen Jahr.

​Parkschloss Leipzig, 12.07. 19:30
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Der Elefantenmensch
USA 1980, R: David Lynch, D: Anthony Hopkins, John Hurt, Anne Bancroft

Im England des späten 19. Jahrhunderts wird der durch Tumore und andere Wucherungen deformierte John Merrick in einem Wanderzirkus ausgestellt. Ein Wissenschaftler erlöst ihn eines Tages von seinem Leid und nimmt ihn mit nach London, doch seine tragische Vergangenheit holt John ein.

​Kinobar Prager Frühling, 13.07. 19:45 (In Memoriam David Lynch, OmU)
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Eraserhead
USA 1977, R: David Lynch, D: Jack Nance, Charlotte Stewart, Allen Joseph, 89 min

Der Nobody Henry und seine Freundin Mary bekommen ein Kind. Das ist allerdings ein wahres Monstrum und lässt das Paar einen Albtraum erleben, aus dem es nur ein böses Erwachen geben kann.

​Sommerkino auf der Feinkost, 18.07. 21:30 (In Memoriam David Lynch, OmU)
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Der Weedtrain der never ancame
D 2025, 45 min

Eine Kartoffel-Western-Mockumentary über den Untergang der Industriekultur in den quirligen Zeiten der Cannabislegalisierung.

​Kinobar Prager Frühling, 17.07. 20:00 (mit Gästen und Gespräch)
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Haut et Fort
MAR/F 2021, R: Nabil Ayouch, D: Anas Basbousi, Ismail Adouab, Zineb Boujemaa, 102 min

Regisseur Nabil Ayouch inszeniert ein modernes Hip Hop-Musical, in dem ein ehemaliger Rapper seinen Schützlingen beibringt, sich durch Tanz und Gesang auszudrücken.

​Sommerkino vor der Plagwitzer Markthalle, 15.07. 21:45 (OmU, Soirée cinéma)
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Leonora im Morgenlicht
D/MEX/RO/GB 2025, R: Thor Klein, Lena Vurma, D: Olivia Vinall, Alexander Scheer, Ryan Gage, 103 min

Biopic über die britische Malerin Leonora Carrington. Verfilmung der Buchvorlage von Michaela Carter.

​Passage-Kinos, 14.07. 20:15 (Premiere mit Gästen)
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Nope
USA 2022, R: Jordan Peele, D: Daniel Kaluuya, Keke Palmer, Barbie Ferreira, 130 min

Über den dritten Spielfilm von »Get Out«-Regisseur Jordan Peele sollte man im Vorfeld möglichst wenig wissen, aber wer seine Werke kennt, darf sich auf außergewöhnlichen Horror mit gesellschaftskritischen Untertönen freuen.

​Passage-Kinos, 11.07. 20:30 (mit Einführung und Gespräch, OmU, Passagen Werke Alien Invasion)

Rock-A-Doodle
GB/IRL/USA 1991, R: Don Bluth, 77 min

Ein Hahn wird von seiner Farm verjagt, als die anderen Tiere entdecken, dass die Sonne auch ohne sein Zutun täglich aufgeht. Zuflucht findet er in einer Großstadt, wo er zum Rockstar aufsteigt.

​Passage-Kinos, 10.07. 13:15, 11.07. 13:15, 12.07. 14:00, 14.07. 13:15, 15.07. 13:15, 16.07. 13:15
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Shorts Attack: Cannes Shorts

Das Shorts Attack Kurzfilmprogramm präsentiert in diesem Monat eine Auswahl außergewöhnlicher Kurzfilme aus dem Cannes Wettbewerb 2022.

Kinobar Prager Frühling, 17.07. 18:15 (OmU)