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Kultur

»Es ist schwere Musik in jeglicher Hinsicht«

Swansea Concerts ist nach 13 Jahren Geschichte – aber Golden Rhino nimmt den Faden auf

  »Es ist schwere Musik in jeglicher Hinsicht« | Swansea Concerts ist nach 13 Jahren Geschichte – aber Golden Rhino nimmt den Faden auf  Foto: Christiane Gundlach

Im Juni endete, was 13 Jahre lang einen exzellenten Klang in der Szene hatte: Konzerte unter dem Label Swansea. Alexander Obert, der die Booking-Agentur einst gründete, hört auf – sein Kollege Kay Pester kümmert sich aber weiterhin um die härteren und dunkleren Klänge auf Leipzigs Bühnen. Wir haben mit beiden über das Ende und den Neuanfang sowie ihre Begeisterung für düstere Musik gesprochen.

Was ist eigentlich so faszinierend an harter und »trostloser« Musik?

ALEXANDER OBERT: Ich komme aus dem Punk- und Hardcore-Bereich. Ende der Neunziger bin ich damit groß geworden. Dann hat sich diese Musik diversifiziert, es kamen etwas düstere Elemente rein. Bands wie Wolves in the Throne Room habe ich damals live in Leipzig gesehen. Das hat mich umgehauen! Das war ein enormes Erlebnis, ganz anders als dieses Metal-Klischee. Und das hat sich auch mit meiner Sicht auf die Welt gedeckt, auf Politik. Es ist ja nicht unbedingt eine schöne Welt, in der wir gerade leben. Dann suchst du natürlich auch eine Musik, die das widerspiegelt. Das hat mich fasziniert, obwohl ich kein negativer Mensch bin. Mich hat das eher aufgebaut und weitergebracht.

KAY PESTER: Ich finde gar nicht, dass das alles so hart und so trostlos ist, was wir machen. Ich würde eher sagen: Es ist schwere Musik in jeglicher Hinsicht. Schwer zu greifen, schwer zu verdauen, manchmal auch schwer zu hören. Mich fasziniert Musik, wenn sie eben nicht so einfach ist. Und vielleicht auch zum Nachdenken anregt, wenn sie introspektiv ist. Und das spiegelt sich doch oft in härteren Klängen wider.


Wie kam es vor 13 Jahren zur Gründung von Swansea
Concerts?

OBERT: Das ist recht typisch aus meinem Freundeskreis entstanden. Wir sind zusammen auf Konzerte gegangen und haben dann im Leipziger DIY-Underground selbst Konzerte veranstaltet. Daraus haben wir dann ein Kollektiv gegründet. Ein guter Mitbegleiter von mir damals, Björn, hat diesen Namen rausgehauen: Swansea Constellation. Der Name basiert auf einer Vice-Doku über diese walisische Stadt Swansea. Da ging es um die Drogenproblematik. Und wir haben diesen Abfuck, den wir da in dieser Drogen-Metal-Szene aufgenommen haben, irgendwie in die Musik transportiert, weil die auch sehr destruktiv und sehr schräg war.


Was waren die Meilensteine seitdem
?

OBERT: Also ganz klar die Professionalisierung aus dem Underground-Bereich hin zu den größeren Läden. Daraus ist dann auch unser Festival Doom over Leipzig entstanden, das wir acht Jahre lang gemacht haben. Alle acht Editionen waren natürlich wichtige Meilensteine.

PESTER: Ich bin schon auch stolz, dass wir so gut über die Corona-Zeit gekommen sind, mit den Ideen, die wir da entwickelt haben. Daraus haben sich ja auch noch mal schöne Sachen entwickelt. Wir haben damals viel in der Kirchenruine in Wachau gemacht, woraus am Ende auch das Ancient-Echoes-Festival mit entstanden ist.


Und warum ist das Kapitel Swansea Concerts nun zu E
nde?

OBERT: Swansea Concerts ist mein Baby gewesen. Seitdem ich 16 bin, habe ich Konzerte und Veranstaltungen organisiert und habe dafür immer eine normale Karriere beiseitegestellt. Stattdessen habe ich mich mit Minijobs über Wasser gehalten. Irgendwann bin ich dann dazu gekommen, hauptberuflich als Booking Agent zu arbeiten. Das mache ich nun bei einer größeren Booking-Agentur. Da bleibt leider keine Zeit mehr für Swansea Concerts.


Wie geht es weiter mit dem Booking »schwerer« 
Sounds in Leipzig?

PESTER: Ich mache alleine weiter unter dem Namen »Golden Rhino«. Darin steckt viel von dem Sound, der präsentiert werden soll. Das Schwere, das Seltene, das Einzigartige, das vom Aussterben Bedrohte. Und es muss nicht immer nur böse und finster sein. Es kann ruhig auch mal ein bisschen golden glänzen.


Was wird anders sein als bisher
?

PESTER: Zunächst einmal die Anzahl der Konzerte. Alleine möchte ich keine 50 Konzerte im Jahr organisieren. Die Ausrichtung bleibt gleich, aber ich möchte bei den Genres noch ein bisschen mehr nach links und rechts gucken. Die Frage bleibt letztlich: Wie kann man das, was man eigentlich will, nämlich musikalisch anspruchsvolle Events organisieren, mit dem verheiraten, was offenbar eine Notwendigkeit ist, nämlich finanziell rentabel zu sein? Ein Weg ist, wenige, aber dafür spezielle Events zu veranstalten, wie das Ancient-Echoes-Festival.


Was ist dort zu erwarten
?

PESTER: Ich bezweifle, dass viele Leute das Line-up kennen. Das Festival besetzt eine Nische in der Nische. Es spielen einen Tag lang Ambient-, Drone- und Folk-Bands in der Kirchenruine Wachau mit reduziertem Set-up. Das Festival soll Künstlern die Möglichkeit geben, in so einem schönen Rahmen auch mal vor mehr als 50 Leuten ihre Musik zu präsentieren. Ich hoffe, dass Besucher sich trauen zu kommen und sich überraschen lassen, auch wenn sie nicht ihre Lieblingsband auf dem Plakat sehen.


> Ancient Echoes III: 12.7., 15 Uhr, Kirchenruine Wachau, mehr Infos


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