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Kultur

Neugierige Augen

Die Kinostarts der Woche

  Neugierige Augen | Die Kinostarts der Woche  Foto: Alamode Film


Film der Woche: Brasilien in der nahen Zukunft: Die autoritäre Regierung hat eine drastische Maßnahme gegen die Überalterung der Bevölkerung erlassen: Wer das 80. Lebensjahr erreicht, wird zum »lebenden Nationalerbe« erklärt und bekommt neben einem Kranz auch gleich ein Ticket für den Bus. Der bringt die Alten in eine Kolonie, wo sie der jüngeren Generation nicht mehr zur Last fallen und somit ihre Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen. Gerade wurde das Eintrittsalter gesenkt und die 77-jährige Tereza muss auf einmal ihre Koffer packen – dabei steht sie mitten im Leben. Kurzerhand beschließt Tereza aufzubrechen und ihren Traum vom Fliegen zu verwirklichen. Damit beginnt eine wundervolle Odyssee, die die resolute Frau zu ungewöhnlichen Begegnungen entlang des Amazonas treibt, wo sie etwa auf eine alleinstehende Frau trifft, die elektronische Bibeln verkauft, und einen einsiedlerischen Skipper, der ihr die Kraft psychoaktiver Schnecken näher bringt. Was als Gesellschaftssatire beginnt, wird so zu einer transzendentalen Reise. Der brasilianische Regisseur und Autor Gabriel Mascaro (»Neon Bull«) inszeniert diese in berauschenden Bildern und fand mit Denise Weinberg eine großartige Hauptdarstellerin. Bei der Berlinale erhielt das tiefsinnige, charmante Road Movie in diesem Jahr den Großen Preis der Jury.

»Das tiefste Blau«: ab 25.9., Passage-Kinos


In den 1930ern arbeitet die Dresdnerin Maria Reiche als Lehrerin in Lima. Hier lebt sie fern der missbilligenden Eltern und der im Faschismus versinkenden Heimat mit ihrer amerikanischen Lebensgefährtin Amy, die in PerusHauptstadt ein Kosmopoliten-Café betreibt. Zufällig gerät sie dort an den Archäologen Paul D’Harcourt, der sie bittet, für ihn in der Wüste nahe der Kleinstadt Nazca Aufzeichnungen eines deutschen Kollegen zu übersetzen, der vor ihm dort geforscht hatte. Im steinigen Boden vermutet der Franzose eine uralte Bewässerungsanlage, wobei er vor allem Interesse daran hat, mögliche Fundstücke an Museen zu verkaufen. Reiche ist jedoch schnell anderweitig interessiert und stellt anhand der verfügbaren Daten fest, dass die riesigen Furchensysteme im Boden mehr sein könnten, als es für alle anderen den Anschein hat. Regisseur Damien Dorsaz hatte die 1998 verstorbene Maria Reiche, die in Peru dank ihrer Bemühungen um die präkolumbianische Kultur heute wie eine Heilige verehrt wird, in den Jahren vor ihrem Tod noch persönlich kennen gelernt. 2006 drehte er bereits eine Dokumentation über sie, mit diesem Spielfilm setzt er ihr nun auch ein (bisweilen etwas zu stark) fiktionalisiertes Denkmal. Das beeindruckt vor allem durch seine von Devrim Lingnau (»Die Kaiserin«) bravourös verkörperte, starke Frauenfigur und fördert durchaus Erhellendes über die ebenso monumentalen wie mysteriösen Nazca-Linien zutage. PETER HOCH

»Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien«: ab 25.9., Passage-Kinos, Regina-Palast, Schauburg


Weitere Filmtermine der Woche

Filmkunstmesse

Wie in jedem Herbst trifft sich die Kinobranche in Leipzig und auch das Publikum lockt die Filmkunstmesse wieder mit einer Auswahl der kommenden Kinostarts.

bis 26.09., Passage-Kinos, Schauburg


Urban Cowboy
USA 1980, R: James Bridges, D: John Travolta, Debra Winger, Scott Glenn, 135 min

Der junge Hilfsarbeiter Bud Davis zieht aus der ländlichen Kleinstadt Spur in Texas nach Pasadena und findet Arbeit bei einer Raffinerie im Osten der Ölmetropole Houston. Seine Abende verbringt er in dem riesigen Saloon »Gilley’s Club«.

Luru-Kino in der Spinnerei, 25.09. 18:00 (Houston on Film, OmU, Eintritt frei)

Cranko
D 2024, R: Joachim Lang, D: Sam Riley, Max Schimmelpfennig, Hanns Zischler, 128 min

1960 kommt der gebeutelte Choreograf John Cranko ans Stuttgarter Ballett, um dort wieder Schwung in die Kompanie zu bringen. Jedoch ist er den Weg aus London nicht ganz freiwillig angetreten. Denn dort, in Großbritannien, wurde das Leben als Homosexueller für ihn immer unerträglicher.

Schaubühne Lindenfels, 25.09. 19:00 (Tanztheaterwochen)

An ihrer Seite
CDN 2006, R: Sarah Polley, D: Julie Christie, Gordon Pinsent, Olympia Dukakis, 105 min

Berührendes Altersliebesdrama um eine Alzheimer-Patientin und ihren Ehemann.

Kinobar Prager Frühling, 25.09. 17:00 (Woche der Demenz mit anschließendem Gespräch)

Der zweite Blick
D 2008, Dok, R: Carsten Möller, 81 min

Sein Name ist weltbekannt. Doch was war der Social Club Buena Vista tatsächlich? Im gleichnamigen Film suchten Compay Segundo und Wim Wenders den Club vergeblich. War der klangvolle Name nur eine Erfindung? Zwei deutsche Studenten begeben sich auf die Suche. Doch in Havannas Stadtteil Buenavista ernten sie nur ratlose Blicke.

Budde-Haus, 28.09. 16:00 (mit Regiegespräch, OmU)


Freiheit für die Liebe
BRD 1969, Dok, R: Eberhard und Phyllis Kronhausen, 83 min

Luru-Kino in der Spinnerei, 29.09. 20:00 (Double Feature, Luru Archive, ab 18 J.)


Im Bett der nackten Schwestern
USA 1969, R: Harry Wuest, 80 min

Luru-Kino in der Spinnerei, 29.09. 21:30 (Double Feature, Luru Archive, ab 18 J.)


Shorts Attack: Arbeit und Ekstase
82 min

Das kann heiter werden: Auf einer Vernissage werden Menschen inszeniert, eine Hotline-Arbeiterin will die KI austricksen und eine Frau vom Land sucht mit Huhn Arbeit in der Stadt. Das und mehr in acht Filmen in 82 Minuten.

UT Connewitz, 27.09. 20:00
Schaubühne Lindenfels, 28.09. 20:00


Un petit frère
F 2023, R: Lénor Seraille, D: Annabelle Lengronne, Stéphane Bak, Kenzo Sambin, 116 min

Eine kleine Familie von der Elfenbeinküste versucht, in einem Pariser Vorort Fuß zu fassen, stößt dabei aber immer wieder auf Widerstand.

Schaubühne Lindenfels, 29.09. 19:00 (OmeU)


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