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Die Glocke bröckelt

Schüler des Schiller-Gymnasiums beschweren sich über den Zustand ihrer Schule

  Die Glocke bröckelt | Schüler des Schiller-Gymnasiums beschweren sich über den Zustand ihrer Schule  Foto: Stefan Ibrahim


»Ich sehe noch zwei – ich nehme an – Schülerinnen und Schüler«, sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und beweist: Er hat es noch, das Lehrergen. Die zwei, die während der Stunde der Einwohneranfragen ans Mikro laufen, gehören zum Schülerrat des Schiller-Gymnasiums in Gohlis. Das ist eine der Leipziger Schulen, die baufällig ist, aber wohl erst 2035 saniert werden kann. Früher hat die Stadt keine Auslagerungsschule parat. Bis dahin heißt es: flicken, was zu flicken geht.

Und die Mängelliste ist lang. »Wir haben Klassenzimmertüren, die nicht mehr richtig zu gehen, wodurch es im Winter auch ziemlich kalt wird«, sagt Schülerin Fritzi Fendler. Und: »Wir haben Wände, die abbröckeln und ganz viel Staub, der immer unten auf dem Boden liegt.« Und: »Wir haben keine Gegensprechanlage, können die Tür deshalb nicht zulassen über den Schultag.« Davon hat sich auch schon SPD-Stadtrat Andreas Geisler überzeugt. »Ich wollte mir ein eigenes Bild machen: Ich durfte übers Schulgelände laufen, ohne behelligt zu werden«, erzählt Geisler. »Das war für mich als jahrelangen Elternsprecher schon etwas schräg, dort einfach Einlass zu finden, ohne dass irgendjemand merkt, dass ich da fremd bin.«

Die fehlende Gegensprechanlage führt noch zu weiteren Problemen, erzählt Schüler Anton Deichsel. Es seien bereits Schulranzen geklaut worden. Zumindest dafür scheint Jugendbürgermeisterin Vicki Felthaus (Grüne) eine praktische Lösung finden zu können. Zwei Tage später wird ihr Amtsleiter nochmal zur Visite an die Schule kommen. Für alle weiteren Probleme hat die Stadt einen genialen Einfall: Bis 2035 sollen einfach weniger Schüler aufs Schiller gehen. Dafür will die Stadt die Klassen bis 2031 schrittweise von 32 auf 25 reduzieren.

»Aber das macht die Schule ja nicht besser«, sagt Fendler. »Wir bekommen regelmäßig Ansprachen, dass wir besser auf die Schule achten müssen und aufpassen sollen. Aber das ist ein Ort, an dem 900 Menschen jeden Tag sind. Es ist schwer, eine Schule unbenutzt zu lassen.«

»Die Reduzierung der Menge an Schülerinnen und Schülern wird schon erstmal zu einer räumlichen Entlastung führen«, sagt Felthaus. »Ich will das jetzt nicht vermischen, das macht die Räume nicht schöner, da haben Sie recht. Das habe ich aber auch nicht gesagt.« Die Stadt habe einen Sanierungsstau, noch dazu in diesem Jahr keine Fördermittel zur Schulsanierung vom Freistaat bekommen. Zusammen mit dem Stadtrat habe man deshalb versucht zu unterscheiden zwischen Schulen, »wo es nicht ganz so schlimm ist« und Schulen, »wo es sehr schlimm ist«. Deshalb könne man an den Schulen, die später dran sind, nur Schüler reduzieren. »Etwas anderes können wir gerade nicht anbieten.«

Burkhard Jung will bereist zum nächsten Thema übergehen, da schickt ihn Deichsel zum Nachsitzen: »Eine Sache noch zum Thema Internetanschluss.« Seine Schule sei eine der ersten gewesen, die einen Glasfaseranschluss bekommen habe. Frühere Generationen von Schülern bekommen Schnappatmung. Schnelles, funktionierendes Internet? Außerhalb des TC-Raums? Aber man beruhigt sich schnell, deutsche Schulen haben das 21. Jahrhundert noch nicht erreicht. Denn die schönen 1000 Mbit am Schiller, sie nutzen nichts, »weil wir eine Firewall haben, die nur 300 Mbit pro Sekunde zulässt«, sagt Deichsel. Zudem sei seit Schuljahrbeginn die Firewall immer wieder abgestürzt. »Wir haben über mehrere Stunden am Tag gar kein Internet.« Und das IT-Unternehmen, das die Schule ausstattet, könne frühstens in einem Jahr nachbessern. »Da sage ich mal ganz kühn: Das scheint lösbar«, sagt Jung.


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1 Kommentar(e)

Gustav Deichsel 12.11.2025 | um 12:00 Uhr

anton der sigma