Speeddating mit Wau-Effekt

Aufgeregtes Bellen tönt über die Hundewiese im Rosental – erstmal nichts Besonderes an diesem grauen Samstagmorgen Ende September. Aber viele der Hunde, die hier aufgeregt um ihre Frauchen und Herrchen herumwuseln, tragen rote Halstücher. Auf ihnen steht in weißer Schrift »Adopt me«. Denn heute findet ein Bark Date statt, bei dem sich Hunde aus dem Tierschutz und Interessierte beschnuppern können.

So auch Tina, eine 10-jährige Hündin aus Niederwiesa. Sie lebt dort in einer Pflegestelle, begleitet wird sie heute von Mirabelle. »Wir haben gute Erfahrungen mit dem Bark Date gemacht«, erzählt die junge Frau vom Tierschutzverein. »Wir können Hunde mitbringen, die nicht so verträglich sind und die Leute können sie in Ruhe kennenlernen.« Die Hunde und ihre Begleitpersonen sind auf der ganzen Wiese verteilt, manche mit Picknickdecken, viele mit Leckerlis. Große Plakate erklären, wie das Bark Date funktioniert: Es ist – wie ein richtiges Date – vor allem zum gegenseitigen Kennenlernen da. Adoptiert werden können die Hunde heute nicht. Dafür können direkt Kontaktdaten ausgetauscht werden, die Vermittlung erfolgt dann hinterher über die jeweilige Tierschutzorganisation, die heute aus ganz Sachsen gekommen sind. Die Idee für die Veranstaltung stammt von der Tierärztin Lisa Williamson aus Köln, die Anfang 2024 für ihre eigenen Pflegehunde das erste Bark Date organisiert hat. In Leipzig findet das Treffen zwei- bis dreimal im Jahr statt, erzählt Nell Kohlmann, die es hier ehrenamtlich mitorganisiert. »Etwa fünfzig Prozent der Hunde, die zum Bark Date kommen, werden hinterher vermittelt«, erzählt sie. Die Tierschutzorganisationen, die zum Date kommen, müssen sich vorher anmelden und werden anschließend von der Dachorganisation »Bark Date« in Köln überprüft. Sie müssen zum Beispiel einen Sachkundenachweis vorweisen können und sicherstellen, dass ihre Hunde geimpft sind und das Bark Date für sie geeignet ist.

Der Verein Hoffnung für Tiere sitzt zwischen Dresden und Bautzen und hat mit dem Bark Date schon in Chemnitz gute Erfahrungen gemacht. Heute ist der Verein mit vier Hunden in Leipzig, einer davon ist Hamstaff, ein schwarzer Mischlingsrüden. Er schnüffelt aufgeregt und behält die anderen Hunde auf der Wiese im Blick. »Er muss auf jeden Fall noch Ruhe lernen«, erzählt Josie, die sich heute um ihn kümmert. Sein bisheriges Leben hat der 6-Jährige hauptsächlich in einem polnischen Tierheim verbracht, seine neuen Besitzer müssen bereit sein, sich viel mit ihm zu beschäftigen. Gerade für Hunde wie Hamstaff ist das Bark Date eine gute Möglichkeit, eine andere Seite von sich zu zeigen. »Die Leute, die hierher kommen, werden von den Hunden fröhlich begrüßt, da entsteht ein ganz anders Bild als im Tierheim«, erzählt Josie. Denn Tiere aus dem Tierschutz haben es schwer, vor allem schwarze und alte Hunde gelten als schwer vermittelbar, deshalb sind auch einige davon heute in Leipzig. Bei den älteren Tieren ist immer die Gefahr, dass sie nur noch schlecht Treppen laufen können, eher krank werden oder bald sterben könnten. Bei schwarzen Hunden ist es vor allem Aberglaube, der sie lange in Tierheimen oder Pflegestellen festhält.

Xox ist so einer, klein, kompakt, schwarz und schon 15 Jahre alt. Um ihn scharen sich trotzdem viele Besucherinnen und Besucher. »Wir sind eigentlich nur zum Hundestreicheln hergekommen. Aber jetzt bin ich ein bisschen verliebt«, sagt Lisa aus Leipzig und wirft Xox einen liebevollen Blick zu. So schnell kann der Funke auf dem Bark Date überspringen, aber ob es für etwas Längerfristiges reicht, ist noch nicht klar: »Zu wenig Platz«, erklärt Lisas Begleiter Tom mit bedauerndem Blick. Neben Streicheleinheiten für die Tiere gibt es viel Zeit für Gespräche.

Das nutzen auch Laura und Lars, die heute gezielt ins Rosental gekommen sind, um einen Hund zu finden, der sich mit ihren Katzen versteht. »Es ist eine tolle Möglichkeit, die Tiere in der Natur kennenzulernen. Und es klappt viel spontaner als im Tierheim.« Diese Möglichkeit wollen heute etwa hundert Menschen nutzen, manche sind mit ihren eigenen Hunden da, viele Familien mit Kinder, junge Paare. 30 Hunde dürfen pro Bark Date kommen, heute sind es 27. Ob es für sie ein Happy End gibt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. »Es waren einige Interessenten für Tina dabei«, erzählt Mirabelle am Ende des Dates, »aber sie ist eben schon alt. Wir werden sehen.«

> Barkdate.com