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Kultur

Zwischen Krieg und Frieden

Die Compania Sincara steigt dem Olymp aufs Dach

  Zwischen Krieg und Frieden | Die Compania Sincara steigt dem Olymp aufs Dach  Foto: Rolf Arnold


Drei Clowns erzählen vom Krieg – was im ersten Moment wie eine Zusammenfassung der letzten UN-Vollversammlung klingt, geschah bei der Premiere der Compania Sincara. Dabei wollten die drei eigentlich »Frieden« spielen; und zwar frei nach Peter Hacks Adaption der Aristophanes-Komödie. Doch wer über den Frieden sprechen will, kommt am Krieg nicht vorbei. Was Anfang November Premiere am Schauspiel hatte, ist nun in der Schaubühne zu sehen.

Nach kurzem Ausschauhalten stellen Waldemar, Eusebius und Kerbel fest, dass überall auf der Welt Krieg herrscht. Was kann Theater schon dagegen ausrichten? Nicht viel, resümieren sie, außer gemeinsam vom Frieden zu träumen. Und so funktionieren sie den Saal unter Begleitung von Livemusik in eine mythologische Welt um. Sie nehmen das Publikum mit in die Geschichte rund um den Winzer Trygaios, der die Säufernase gehörig voll hat vom ewigen Zank zwischen den griechischen Städten. Daher beschließt er, zum Olymp zu fliegen, um die Götter zur Rede zu stellen. Doch muss er mit der Zeit feststellen, dass gar nicht alle Menschen an Frieden interessiert sind. In Sachen profitabler Rüstungsindustrie unterscheiden sich die antiken Geschäftsleute nicht von den zeitgenössischen.

Beim Erzählen unterbrechen sich die Maskierten ständig selbst – um zu klären, wer als nächstes welchen Griechen mimen darf. Oder wie man aus Holzleitern und einem Laken einen Stall für artgerechte Mistkäferhaltung baut. Durch den präzisen Einsatz von körperbetontem Spiel schlüpfen sie in jede Rolle. »So geht Lätzchentheater!«, kündigt Kerbel einmal hochmütig die nächsten Rollenwechsel an. Und dann liefern alle ab: Kleidungsstücke werden so oft umfunktioniert, bis die Grenzen zwischen Kostüm und Requisite verschwimmen. Aus einem Reifrock wird da mal eben ein Mörser und später ein Brunnen. Der kreative Umgang mit der Ausstattung ist dabei nicht nur Mittel zum Zweck, sondern genau das, was beim Zusehen Spaß macht.

Die Spielenden sind ganz in der Manier der Commedia dell’arte durch ihre abstrakten Masken derart verfremdet, dass ihre Körper zu einer Art unbemalter Leinwand werden. Auf der kann jede Figur entstehen, die gerade für die Story gebraucht wird. Die große Erkenntnis des Abends liegt darin, dass der Effekt des verfremdeten Maskengesichts nicht Entfremdung erzeugt, sondern genau das Gegenteil – Nähe zur Geschichte.

Zur Bekanntschaft mit Waldemar, Eusebius und Kerbel sei daher geraten. Wer bisher mit Clowns gefremdelt hat, bekommt die Chance, mit ihnen Frieden zu schließen.


> »Frieden«, 14./15.11., 20 Uhr, Schaubühne, www.schaubuehne.com


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