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Kultur

Ab in die Besenkammer

Die Torgauer Ausstellung »Made in Leipzig« muss mit wenig Platz auskommen und irritiert mit ihrer Hängung

  Ab in die Besenkammer | Die Torgauer Ausstellung »Made in Leipzig« muss mit wenig Platz auskommen und irritiert mit ihrer Hängung

Das Torgauer Schloss Hartenfels ist von beeindruckender Größe: Vier Flügel umspannen einen Innenhof, der groß genug wäre, um Turniere abzuhalten. Warum man die aktuelle Ausstellung »Made in Leipzig« in die – um in den Größenverhältnissen des Schlosses zu sprechen – Einliegerwohnung verbracht hat, ist eine der Fragen über eine Schau, die Leipziger Kunst aus vier Generationen in bisher nie da gewesener Geschlossenheit zeigt. Der überwiegende Teil der Bilder stammt aus der Sammlung des Österreichers Karlheinz Essl, der »Made in Leipzig« letztes Jahr in seinem Museum in Klosterneuburg bei Wien präsentierte.

Das Torgauer Schloss Hartenfels ist von beeindruckender Größe: Vier Flügel umspannen einen Innenhof, der groß genug wäre, um Turniere abzuhalten. Warum man die aktuelle Ausstellung »Made in Leipzig« in die – um in den Größenverhältnissen des Schlosses zu sprechen – Einliegerwohnung verbracht hat, ist eine der Fragen über eine Schau, die Leipziger Kunst aus vier Generationen in bisher nie da gewesener Geschlossenheit zeigt. Der überwiegende Teil der Bilder stammt aus der Sammlung des Österreichers Karlheinz Essl, der »Made in Leipzig« letztes Jahr in seinem Museum in Klosterneuburg bei Wien präsentierte. In Torgau hat die Hängung der Direktor des Bildermuseums, Hans-Werner Schmidt, besorgt. Er folgt im Wesentlichen einer Chronologie, die Abweichungen und Spannungen aber, die Schmidt sich erlaubt hat, teilen sich in den wenigsten Fällen verständlich mit. Schräg inszenierte Verwandtschaften zwischen den Bildern,Stiefmütterlichkeiten in der Hängung und viel zu kleine Räume werden der umfangreichen Essl'schen Sammlung und den Leihgaben nicht gerecht.

Einem der größten Ärgernisse der Ausstellung begegnet man gleich in den Abteilungen zwei und drei: Evelyn Richter findet sich mit ihren Fotografien in die Ecken von Räumen gequetscht wieder, in denen Großformate von Tübke, Heisig, Mattheuer (Raum zwei) bzw. Peter Busch, Arno Rink, Hartwig Ebersbach (Raum drei) über die Kollegin triumphieren. Eine Etage höher hängen von Matthias Weischer statt seiner im Katalog abgebildeten, repräsentativen »Stellwand« Filzstift/Gouache-Autos, die aus dem Grundstudium stammen! Neo Rauch und Christiane Baumgartner schauen in meisterhafter Pose zu den im Vergleich sehr banal ausfallenden Fahrzeugen herüber.

Im nächsten Raum begegnen sich Henriette Grahnert und Rosa Loy. Loys surrealistisches Inventar bleibt zwischen den eng stehenden Wänden an der Entfaltung gehindert, so wie man wohl auch Grahnerts Installation aus menschengroßen- Cocktailspieß-Besen lieber gebändigt sah. Man will weitergehen, doch schon dieser zweite Raum bildet das Ende des rechten Ausstellungsflügels. Ausgebremst stellt man fest: Ah, das muss die Besenkammer sein. Einigen Arbeiten gelingt es unter diesen Bedingungen trotzdem zu sprechen: Riccarda Roggans »Attika 2« sieht unverschämt magisch aus, aber schon links davon haben die Hunde auf Tilo Baumgärtels »Vita da Cani« kaum Bewegungsfreiheit bei ihren nächtlichen Streifzügen und kämpfen gegen den Widerschein des hereinfallenden Tageslichts. Einzig im Plenarsaal können die Bilder atmen. Im hinteren Teil versammeln sich »architektonische« Bildnisse von Tim Eitel, David Schnell, Matthias Hoch und Martin Kobe zu einem wunderbaren Vierklang.

Weiter vorne geht es wieder disparat zu. Ein abstraktes Bild von Uwe Kowski von gut drei mal zwei Metern Größe verschlingt eine Fotografie von Matthias Hoch. Doch dessen spiralförmige Parkhausauffahrt in Amsterdam mit rund dreifach so kleiner Kantenlänge wird sich an Kowski rächen: Die fräsenförmige Anmutung des Motivs schleift den Kowski bis zum Ende der Ausstellung auf eine verträgliche Proportion herunter.


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