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Kultur

»Ich mache das, was mir gefällt«

Andrea Fischer, freie Filzdesignerin in Schleußig, über Kinder, Taschen und den Zufall als Quelle der Inspiration

  »Ich mache das, was mir gefällt« | Andrea Fischer, freie Filzdesignerin in Schleußig, über Kinder, Taschen und den Zufall als Quelle der Inspiration

Arbeitslosigkeit, Aus-bil-dungsmi-sere, Abwanderung: Im Osten Deutschlands, so scheint es, geht es immer nur bergab. Die KREUZER-Serie »Traumjob« sagt der Depression den Kampf an und stellt junge Menschen vor, die in Leipzig beruflich ihr Glück suchen. Sie berichten von ihrer gegenwärtigen Arbeit und geben Arbeitslosigkeit, Aus-bil-dungsmi-sere, Abwanderung: Im Osten Deutschlands, so scheint es, geht es immer nur bergab. Die KREUZER-Serie »Traumjob« sagt der Depression den Kampf an und stellt junge Menschen vor, die in Leipzig beruflich ihr Glück suchen. Sie berichten von ihrer gegenwärtigen Arbeit und geben Einblicke in ihre Hoffnungen, Ängste und Er fahrungen.

Arbeitslosigkeit, Aus-bil-dungsmi-sere, Abwanderung: Im Osten Deutschlands, so scheint es, geht es immer nur bergab. Die KREUZER-Serie »Traumjob« sagt der Depression den Kampf an und stellt junge Menschen vor, die in Leipzig beruflich ihr Glück suchen. Sie berichten von ihrer gegenwärtigen Arbeit und geben Arbeitslosigkeit, Aus-bil-dungsmi-sere, Abwanderung: Im Osten Deutschlands, so scheint es, geht es immer nur bergab. Die KREUZER-Serie »Traumjob« sagt der Depression den Kampf an und stellt junge Menschen vor, die in Leipzig beruflich ihr Glück suchen. Sie berichten von ihrer gegenwärtigen Arbeit und geben Einblicke in ihre Hoffnungen, Ängste und Erfahrungen. Genäht habe ich schon immer gern. Aber nach der Schule traute ich es mir noch nicht zu, als Designerin zu arbeiten, und so habe ich erst mal eine Ausbildung zur Handelsassistentin absolviert. Ich konnte mir damals nicht vorstellen, dass sich meine Sachen verkaufen würden. Es gibt so viele Top-Designer – warum sollten den Menschen ausgerechnet meine Sachen gefallen? Nach der Ausbildung arbeitete ich für eine Leipziger Ladenkette in Marketing und Einkauf. Die Arbeit bereitete mir große Freude, aber nach der Geburt meiner Tochter vor vier Jahren veränderte sich viel. Sie war häufig krank und ich konnte oft nicht arbeiten. Damals fing ich an, mit Filz zu arbeiten. Filz ist wollig, kuschlig und gleichzeitig sehr stabil. Ein Kirschkernkissen war das Erste, was ich daraus herstellte. Nun verarbeite ich den Industriefilz mit einer Spezialnähmaschine zu Taschen, Portemonaies, Schutzumschlägen für Bücher, Kalender und sogar Notebooks. Dafür eignet sich Filz sehr gut, da das in der Schafwolle enthaltene Fett zugleich schmutzabweisend und natürlich imprägnierend wirkt – und die klaren Farben sind einfach schön. Ich mache auch viele Sachen für Kinder, das versteht sich von selbst. Ohne meine Kinder hätte ich wahrscheinlich gar nicht den Mut gehabt, einen Laden zu eröffnen. Ich wollte wieder arbeiten, aber dennoch genug für sie da sein. In einem Angestelltenverhältnis ist das oft unmöglich. Deshalb besann ich mich auf meine eigentlichen Fähigkeiten. Ich sagte mir: Wenn es nicht klappt, dann habe ich es wenigstens probiert. Bevor ich hier anfing, hatte ich ein anderes Geschäft, das ich gemeinsam mit einer Freundin führte. Irgendwann gab es leider Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit, so dass wir sie beendeten. Jetzt bin ich sehr glücklich mit meinem Ladenatelier hier in der Holbein-straße. Wenn es draußen schön ist, versprühen die Gebäude der ehemaligen Zelluloidfabrik und die Palmen vor dem Kesselhaus mediterranes Flair. Als Designerin würde ich mich nicht unbedingt bezeichnen. Ich mache einfach das, was mir gefällt, und glücklicherweise gefällt das auch anderen. Ehrlich gesagt bin ich darüber erstaunt, wie vielen es gefällt. Obwohl erst im Dezember letzten Jahres eröffnet, läuft der Laden schon ziemlich gut. Es stellt sich natürlich immer die Frage, wie viel ich für ein Produkt verlangen kann. Die Materialkosten sind relativ hoch, denn der Industriefilz, den ich verwende, ist ein sehr hochwertiges Material und besteht zu 100 Prozent aus Schafwolle. Da ich ein kleines Unternehmen bin, kann ich nicht so große Mengen einkaufen. Die meisten Fabriken verkaufen erst ab 40 bis 60 Laufmeter – dafür ist in meinem Atelier gar kein Platz. Dass mein Laden gleichzeitig mein Atelier ist, hat sich so ergeben. Durch die Besucher fühle ich mich nicht gestört in meiner Arbeit, im Gegenteil. Ich finde es schön, wenn die Leute sehen, wie und wo die Sachen gemacht werden. Besonders freue ich mich darüber, wenn jemand in den Laden kommt und sich mit mir zusammen eine Tasche überlegt. Überhaupt stelle ich fast keine Tasche zwei- oder dreimal genau gleich her. Jedes Mal wandle ich irgendetwas ab, sei es in Farbe, Form, Größe oder durch Applikationen. Jede Tasche ist bei mir ein Unikat. Das geht nur, weil meine Entwürfe aus einem Sammelsurium von eigenen Ideen und gesammelten Kleinigkeiten entstehen. Die finde ich überall, in Büchern, Zeitschriften, im Schuhladen, auf dem Flohmarkt, auf Messen oder im Stoffladen. Aber meine größte Inspirationsquelle ist die Straße: Ich schaue nicht den Leuten hinterher – sondern ihren Taschen. Mancher würde mich deswegen vielleicht für verrückt erklären, aber der Zufall spielt mir auf diese Weise immer neue Ideen für eigene Kreationen zu.


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