»Verdichtete Wirklichkeit« nennt Sven Johne das Leitthema seiner Arbeiten. Der Leipziger ist Fotograf, Meisterschüler-Absolvent bei Timm Rautert, Marion-Ermer-Preisträger 2005 und Schöpfer von konzeptuellen Text-Bild-Arbeiten. In denen erzählt er faszinierende Geschichten, die meist eines gemeinsam haben: die Abwesenheit von irgendetwas. In »Ostdeutsche Landschaften« fasste Johne mit Falk Haberkorn auf einer 8.000 Kilometer langen Reise das untergegangene Land in Bildern von kargen und leeren Feldern. Historische oder geografische Referenzpunkte fehlten, dafür waren den Bildern Texte, Fundstücke aus regionalen Tageszeitungen, an die Seite gestellt, in denen einzelne Menschen Kurzschlusshandlungen begingen, die sich aus deren Sicht als völlig logisch und konsequent darstellten.
»Verdichtete Wirklichkeit« nennt Sven Johne das Leitthema seiner Arbeiten. Der Leipziger ist Fotograf, Meisterschüler-Absolvent bei Timm Rautert, Marion-Ermer-Preisträger 2005 und Schöpfer von konzeptuellen Text-Bild-Arbeiten. In denen erzählt er faszinierende Geschichten, die meist eines gemeinsam haben: die Abwesenheit von irgendetwas. In »Ostdeutsche Landschaften« fasste Johne mit Falk Haberkorn auf einer 8.000 Kilometer langen Reise das untergegangene Land in Bildern von kargen und leeren Feldern. Historische oder geografische Referenzpunkte fehlten, dafür waren den Bildern Texte, Fundstücke aus regionalen Tageszeitungen, an die Seite gestellt, in denen einzelne Menschen Kurzschlusshandlungen begingen, die sich aus deren Sicht als völlig logisch und konsequent darstellten.
Die Abwesenheit von Realität bzw. die Anwesenheit von einer speziellen, meist persönlichen Wirklichkeit inszenierte Johne in Darstellungen wie der von Claus-Dieter Henning, der sich mit selbst gebauten Pokalen zum Großmeister in der von ihm erfundenen Disziplin des Konflikt-Schachs ernannte und es bei den Lesern der »Ostsee-Zeitung« bis zum Sportler des Jahres 2004 brachte. Eine andere kollektive Täuschung dokumentierte Johne mit Bildern der ehemaligen Cargolifter-Halle, die heute als Vergnügungspark ein gegen den brandenburgischen Winter aufgeheiztes, tropisches Paradies beherbergt.
All diese erfundenen Welten, angedeuteten Orte, vermeintlichen und tatsächlichen Kurzschlusshandlungen hat Johne jetzt beim Revolver-Verlag unter dem Titel »Leben und Sterben in Ostdeutschland und anderswo« veröffentlicht. Der Band vereint alle wichtigen Arbeiten der letzten Jahre, der Name deutet auf einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt von Johnes Kosmos: In nicht wenigen der Bild-Text-Kopplungen geht es um Selbsttötungen, gewaltsame Sterbefälle, Verschwinden und Auflösung – in »Kleistners Archiv« mit einem atemberaubenden narrativen Bogenschluss. Die Hauptfigur, Kleistner, flieht vor der Wende 50 Kilometer durch die Ostsee schwimmend in den Westen und sucht 1999 nach der Pleite seines Unternehmens unweit des Fluchtortes den Freitod im Meer. In seinem Archiv findet man 358 Fotos, die alle nur ein Motiv haben: die Ostsee.