Das Atelierhaus Frankfurt ist vom Abriss bedroht. Seit Jahren will man dem Künstlerhaus aus den fünfziger Jahren an den Kragen, weil es auf einem Filetgrundstück im vollgestopften, boomenden Mainhattan steht. Was für ein Luxus, dort jetzt Leipziger Leere zu zeigen!
Das Atelierhaus Frankfurt ist vom Abriss bedroht. Seit Jahren will man dem Künstlerhaus aus den fünfziger Jahren an den Kragen, weil es auf einem Filetgrundstück im vollgestopften, boomenden Mainhattan steht. Was für ein Luxus, dort jetzt Leipziger Leere zu zeigen!
Die künstlerische Leiterin des Hauses, Corinna Thiele, und ihre in der Kunsthalle Baden-Baden arbeitende Kollegin Astrid Ihle – beide waren einst bei Eigen + Art tätig – holten für die Ausstellung „Ortswechsel“ die Arbeiten von zehn Leipziger Künstlern an den Main, denen gemein ist, dass sie Räume und Orte thematisieren. Um nicht in den Sog des Labels Leipziger Schule zu geraten, haben Thiele und Ihle die Schau absichtsvoll mit dem entgegengesetzten Etikett – Medienkunst – ausgestattet und das Genre ein bisschen geweitet: Zu sehen sind Videokunst, Film, Installation, Fotografien und Zeichnung.
Eingangs der Ausstellung hängen Arbeiten von Evelyn Richter und Jörg Herold. Richters Stadtporträts mit ihrem zeitbedingt hohen dokumentarischen Gehalt und Herolds „Körper im Körper“ markieren die beiden Klammern „Leipzig“ und „Raum“.
Rebecca Wilton zeigt ihre Leipzig-Landschaften aus Verfall, Leerstand und Bedeutungsverlust, zu denen Albrecht Tübkes unbehagliche Porträts vereinsamter „Citizens“ genauso passen wie Viktoria Binschtoks fast grafische Oberflächen, die der erodierende Strom von „Suchenden und Wartenden“ auf den Wänden des Arbeitsamtes hinterlassen hat. Wenn das kein Kontrapunkt zu den Leipziger Meisterbildern und den polierten Fassaden der Reiseführer ist!
Utopien transportiert Maix Mayer mit seiner fiktiven Stadt aus Zaha-Hadid-Versatzstücken, während Silke Koch die staubdurchwehte Verheißung eines New Leipzig, North Dakota, ausstellt. Die Alte Welt gerinnt in der Oktoberfestankündigung vor einem leeren Acker.
Johanna Diehl zieht Leere, Melancholie und Unbehagen, die in einem Gutteil der Arbeiten mitschwingen, aus Leipzig ab und überführt sie in den Westen des Landes. Die Interieurs ihrer „Gefrorenen Räume“ zeigen verlassene, unberührte Sterbezimmer. Doch erinnert man dabei auch Innenwelten und Atmosphären einer tiefen Provinz weit westlich der Elbe.
Zur Eröffnung haben Thiele und Ihle einen weiteren Transfer organisiert. Ein Leipziger Koch und Djane Cornelia Friederike Müller sind die Botschafter des Abends vor einer Bar, die in jede Hosentasche passt. Sie stammt von Medienkünstler Philipp Köhler und ist auf ein Dia gebannt.