„Ich werde noch ein ganz Großer. Ich muss einer werden – ein ganz großer Rapper", sagt Ali, der wie auch Ertan, Kais und Alban seinen ganz eigenen Weg des Erwachsenwerdens geht. Seit ihrer Kindheit treffen sich die vier Jungs im Kölner Jugendtreff Klingelpütz. Heute hat sie die harte Realität der Ausbildungsplatzsuche eingeholt.
„Ich werde noch ein ganz Großer. Ich muss einer werden – ein ganz großer Rapper", sagt Ali, der wie auch Ertan, Kais und Alban seinen ganz eigenen Weg des Erwachsenwerdens geht. Seit ihrer Kindheit treffen sich die vier Jungs im Kölner Jugendtreff Klingelpütz. Heute hat sie die harte Realität der Ausbildungsplatzsuche eingeholt. Da sind die Träume groß von Blitzkarrieren als Rapper, Schauspieler oder Starfriseur. Über zwei Jahre lang hat die Regisseurin Bettina Braun die vier Jugendlichen mit unterschiedlicher Herkunft für ihren Film „Was lebst Du?" begleitet. Doch bis das viele Filmmaterial zu jener sehenswerten Milieustudie wurde, die knapp anderthalb Stunden zu fesseln weiß, vergingen unzählige Stunden am Schneidetisch. Am Ende gewannen Braun und ihre Cutterin Gesa Marten für ihren Dokfilm den Filmplus-Schnittpreis 2005.
Nun holt die Filminitiative Fernsehen macht schön die erfahrene Filmeditorin Gesa Marten (Bild oben) nach Leipzig. Tagsüber wird sie an der HGB einen zweitägigen Workshop leiten. Am Freitagabend wird sie in der Cinémathèque in der naTo ihren Film „Was lebst du?" vorstellen und im Anschluss über die besondere Arbeit mit Dokumentarfilmen berichten, deren Dramaturgie sich häufig erst im Schneideraum entwickelt. „Ich möchte den Leuten ein Gefühl für Dramaturgie vermitteln", sagt Marten, die zunächst Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Französisch, Germanistik und Philosophie studierte, bevor sie 1991 anfing, als freiberufliche Cutterin und Dramaturgin sowie als Dozentin an verschiedenen Institutionen tätig zu sein.
Was bedeutet „dramaturgisch denken"? „Eine Geschichte braucht vor allem Entwicklung", so Gesa Marten. „Ein Held hat ein Ziel und trifft auf Hindernisse. Kann er sie bewältigen? Aus dieser Frage entsteht Spannung. Das ist im Dokumentarfilm genauso wie im Spielfilm", weiß die Cutterin. „In der Montage muss man herauskitzeln können und auch die noch so kleinsten Details aufblähen, damit die Geschichte funktioniert. Ganz wichtig ist die Figurenführung. Wer bietet sich als Hauptfigur an? Wer hat die dickste Geschichte? Wo ist der Höhepunkt, um den herum man die Geschichte anlegen kann? Man muss die Emotionen entwickeln – sie auf den Tiefpunkt zusteuern lassen, damit sie dann wie Phönix aus der Asche auferstehen", sagt Marten.
Am Ende von „Was lebst du?" haben Ali, Ertan, Kais und Alban all diese Höhen und Tiefen durchwandert. Doch nach zerplatzten Träumen und zermalmender Ziellosigkeit bahnt sich doch noch ein wunderbarer Höhepunkt an. Und schließlich ist Ali tatsächlich ein Großer. Ganz anders, als er es sich jemals vorgestellt hat. Aber dennoch ein ganz Großer. „Ohne Scheiß, Mann!"