Arbeitslosigkeit, Ausbildungsmisere, Abwanderung: Im Osten Deutschlands, so scheint es, geht es immer nur bergab.
Die KREUZER-Serie Traumjob sagt der Depression
den Kampf an und stellt junge Menschen vor, die in Leipzig beruflich ihr Glück suchen. Sie berichten von ihrer gegenwärtigen Arbeit und geben Einblicke in ihre Hoffnungen, Ängste und Erfahrungen.
Arbeitslosigkeit, Ausbildungsmisere, Abwanderung: Im Osten Deutschlands, so scheint es, geht es immer nur bergab. Die KREUZER-Serie Traumjob sagt der Depression den Kampf an und stellt junge Menschen vor, die in Leipzig beruflich ihr Glück suchen. Sie berichten von ihrer gegenwärtigen Arbeit und geben Einblicke in ihre Hoffnungen, Ängste und Erfahrungen.
Den Umgang mit Holzschnitt und Radierung, diesen traditionellen grafischen Techniken, lern-te ich während meines Studiums an der HGB. Damals kamen gerade die ersten Computer ins Haus. Ich arbeitete in Berlin, Stuttgart und für drei Monate in Sydney – aber dann zog es mich doch wieder nach Leipzig zurück, wo ich mich selbstständig machte.
Durch Zufall lernten Nathanaël Gourdin und ich uns hier kennen und arbeiten seitdem zusammen. Wir merkten, dass das einfach sehr gut klappt. Das liegt vielleicht auch an unserem geistigen Vater Ruedi Baur. Ich habe bei ihm studiert, Nathanaël arbeitete in seinem Büro in Paris. Unser Hauptarbeitsfeld sind Leitsysteme.
Leitsystem – das klingt vielleicht erst einmal fremd. Was ist das überhaupt? Schon während meines Studiums kam ich durch meinen Pro-fessor damit in Berührung. Im Grunde geht es darum: Wie findet der Besucher in einem öffentlichen Gebäude am besten seinen Weg? Welche Informationen braucht er, auf welche kann er verzichten?
Ich sehe darin den spannenden Schnittpunkt von Zwei- und Dreidimensionalität. Und darin ergänzen wir uns perfekt. Nathanaël ist von Haus aus Möbel- und Produktde-signer. Für uns ergeben sich dadurch ganz neue Möglichkeiten: Wo ande-re, beispielsweise in einem Toi-letten-Piktogramm, nur ein flaches Zei-chen sehen, versuchen wir nicht nur, die Form zu gestalten, sondern auch innovativ mit Materialien umzugehen.
Für das Dresdner Schloss fanden wir einen plastischen, metallisierten Stoff, der rautenförmig struk-turiert ist, wie viele Elemente dort. So nehmen die Wegweiser visuell Bezug zur Umgebung auf. Der Stoff wurde in Plexiglas gegossen und mit Lasertechnik zu Buchstaben ausgeschnitten. Hier verwischen sich die Grenzen von Fläche und Raum – Material, Grafik und Ty-po-grafie werden zu einer Einheit. Arbeitstechnisch teilen wir uns da auf. Er ist der Spezialist für Materialien, ich formuliere die Typografie im Detail aus. Die Konzepte entwickeln wir natürlich zusammen, gemeinsam mit unseren freien Mitarbeitern.
Ich bin sehr perfektionistisch. Es muss einfach alles stimmen, bis ins kleinste Detail. Deshalb ha-ben wir auch unsere festen Zulie-ferer, zum Beispiel einen Stuckateurmeister aus Dresden. Unsere Pro-jekte begleiten wir vom Anfang bis zum Ende, bis hin zur Druckerei. Ich gehe gern wegen allem, wegen jeder Visitenkarte dorthin, um dann das Ergebnis zu sehen. Ich kom-me heraus, habe eine kleine Karte in meiner Hand, und die ist super gedruckt – darüber kann ich mich total freuen. Ich möchte das sehen! Ich möchte dem Drucker sagen können, wie die Farbe sein soll – sogar wenn die Farbe Schwarz-Weiß ist.
Neben zeitgenössischer Kunst ist für mich die Fotografie eine wichtige Inspirationsquelle. Ich habe ein halbes Jahr lang Fotografie in Zürich studiert. Mein Partner dagegen lässt sich durch Musik und Literatur der Romantik anregen. Das war eine Zeit, in der man sich unheimlich vernetzt und Informationen gesammelt hat, und ist damit unserer eigenen Zeit erstaunlich nah. Das Grimm'sche Wörterbuch war, was heute Google und Wikipedia sind.
Zurzeit reizt es mich, Projekte selbst zu initiieren, also auch an den Inhalten zu schrauben. Ein Team zusammenzustellen, gemeinsam ein Buch zu einem Thema, das wir spannend finden, zu gestalten, den ganzen Buchprozess zu durchlaufen: Wie nennt man das? Autorendesign? Gibt es den Begriff überhaupt schon?