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Stadtleben

»Jeder hat was Liebenswertes«

Physiotherapeuthin Nadine Kobus über Offenheit im Herzen, alternative Heilmethoden und ihren Traum vom Süden

  »Jeder hat was Liebenswertes« | Physiotherapeuthin Nadine Kobus über Offenheit im Herzen, alternative Heilmethoden und ihren Traum vom Süden

Ich habe mit 16 ziemlich zeitig mein Elternhaus verlassen. Schon damals hatte ich eine Vorliebe für den Süden – zunächst mal den von Leipzig (lacht). Anfang 20 wurde ich Mutter, und mein Leben änderte sich schlagartig. Nach der Geburt meiner Tochter lernte ich bei der Rückbildungsgymnastik eine Physiotherapeutin kennen, die mich fachlich und menschlich sehr begeistert hat. Durch sie reifte in mir der Entschluss zur Ausbildung an der Medizinischen Fachschule hier in Leipzig.

Ich habe mit 16 ziemlich zeitig mein Elternhaus verlassen. Schon damals hatte ich eine Vorliebe für den Süden – zunächst mal den von Leipzig (lacht). Anfang 20 wurde ich Mutter, und mein Leben änderte sich schlagartig. Nach der Geburt meiner Tochter lernte ich bei der Rückbildungsgymnastik eine Physiotherapeutin kennen, die mich fachlich und menschlich sehr begeistert hat. Durch sie reifte in mir der Entschluss zur Ausbildung an der Medizinischen Fachschule hier in Leipzig. Danach war ich in verschiedenen Praxen tätig, zuletzt in einer hier im Süden. Trotz Superchef und toller Kollegen wusste ich, dass ich das nicht für immer haben wollte. Ich bin einfach kein Typ für ein Angestelltenverhältnis auf Dauer. So habe ich gekündigt und danach erst mal ein Jahr für mich gebraucht, mehr Zeit mit meiner Tochter verbracht, gejobbt und meine Gedanken und Vorstellungen geordnet. Vielleicht war es der plötzliche Tod meiner Mutter, der mir die Scheuklappen vom Gesicht riss. Auf der Suche nach dem Warum habe ich angefangen, unser Dasein anders zu betrachten. Im Berufsfeld der Physiotherapie schaue ich mittlerweile mit einem neuen Blick auf die Leiden und Erkrankungen, die Kunden mitbringen oder die ich auch an mir selbst erlebe. Ich möchte ein Angebot schaffen, das abgerundet ist – sowohl auf der körperlichen als auch auf der seelisch-geistigen Ebene. Ich möchte jedem Menschen, der hierher kommt, etwas mitgeben ... ihn ein Stück auf seinem Lebensweg begleiten – und wenn es nur ein Gedanke ist, der zum Nachdenken anregt. Selbstständig gemacht habe ich mich damals mit mobiler Physiotherapie. Es ging ziemlich einfach los: Ich brauchte ja bloß eine Liege, Handtücher, ein Laken und zwei, drei Öle. So bin ich mit dem Auto rumgefahren. Als die Kunden anfragten, ob sie nicht zu mir kommen könnten, wurde mir klar: Okay, langsam musst du dich mal nach einem Raum umschauen. Nach einem ers-ten Aufenthalt in der Karli ist es für mich kein Zufall, dass ich jetzt dieses Ladengeschäft in der Dufourstraße, 20 Meter vom Café Grundmann entfernt, gefunden habe. In meinem Kopf gab es diese Räume schon: groß, mit Schaufenstern und Galerie.

Ich biete hier die klassischen Massagen an, die als Gesichts-, Rücken- oder Fußmassage gebucht werden können, aber auch als Ganzkörpermassage. Darüber hinaus habe ich mich auf die Fußreflexzonentherapie spezialisiert. Dann mache ich die Hot Stone Massage, die ursprünglich aus Hawaii kommt und besonders in den kühle-ren Jahreszeiten großen Zuspruch findet. Der eigentliche Renner sind meine Rückenmassagen. Aber es kommen auch schon Kunden regelmäßig zum Chakra Reading, auch Aura- Lesen genannt, oder zum Reiki. Neugier und Interesse sind auf jeden Fall da. Aber wenn manche Leute hören, dass sie beim Reading mehr über sich selbst erfahren, schrecken sie meist erst mal zurück. Ganz neu ist jetzt das Solebad, ein Gefühl, wie im Toten Meer zu schweben – auch für mich die absolute Entspannung. Zu meinen Kunden zählen nicht nur Ärzte, Rechtsanwälte und Manager, sondern auch Studenten und ältere Menschen. Es ist eigentlich ein bunter Mix, und jeder hat irgendwas Liebenswertes an sich. Das ist es, was ich finden und berühren will. Wichtig ist es, im Herzen offen zu sein. Wenn die Leute nach einer Massage wieder »aufwachen«, blicke ich in andere Gesichter, und wenn es nur ein Lächeln ist, das mir begegnet. Ich habe sie berührt – nicht nur massiert. Beim Reiki oder Reading fließen oft auch Tränen, beiderseits, denn ich fühle in diesen Sitzungen genau wie mein Gegenüber. Das ist berührend. Aber das ist noch nicht alles. Ich bin sicher, dass sich mir im Laufe der Zeit eine bestimmte Behandlungsform erschließt, die ich selbst für mich »erfinde«. Ich bin da auf dem Weg, wie wir alle, das weiß ich. In 15 Jahren möchte ich woanders leben. Dann verkaufe ich das Geschäft hier oder regle es vom Süden aus. Ich sehe mich eigentlich am Meer, im Rücken die Berge und ein kleines Häuschen. Ich möchte dann schon noch arbeiten, aber nicht, um Geld zu verdienen. Nächstes Jahr möchte ich gern für ein paar Monate nach Thailand, um mich dort, am Ursprung, weiterzubilden. Aber jetzt muss ich mich erst mal auf das Geschäft konzentrieren und es zum Laufen bringen.


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