Schauspieler – ein Traumberuf für viele, keine Frage. Doch von Träumen allein kann man nicht leben. Was Schauspieler vor allem brauchen, ist ein Engagement. Der KREUZER fragte nach, wie Profis aus der Fernseh- und Theaterbranche die Arbeitsmarkt-Chancen von Schauspielabsolventen privater Hochschulen einschätzen.
Maria Rölcke, Casterin für Film und Fernsehen bei LE Vision:
»Staatliche Schulen haben in der Film- und Fernsehbranche erst einmal einen besseren Ruf als private Schulen. Als Casterin schaue ich gezielt nach, auf welcher Schule ein Schauspieler ausgebildet wurde. Was aber nicht zwangläufig heißt, dass die staatlich ausgebildeten Künstler die besseren Schauspieler sind. Durch die Eignungsprüfungen an den Theaterhochschulen fallen etliche Entschlossene durch, die dann ihr Glück, so es die finanziellen Möglichkeiten erlauben, an einer privaten Schauspielschule versuchen. Sind die jungen Talente richtig gut, gehen sie ihren künstlerischen Weg auch nach der Ausbildung an einer privaten Schule. Aus Erfahrung weiß ich allerdings, dass es die Absolventen der privaten Schulen auf dem Arbeitsmarkt oft schwerer haben. Hilfreich sind auf jeden Fall nach dem Studium eine private Schauspielagentur sowie ein guter Kontakt zur ZAV Künstlervermittlung.«
Cornelia Ooehme, Zentrale Arbeitsvermittlung/Künstlervermittlung in Leipzig:
»Die Ausbildung von Schauspielern ist seit einigen Jahren ein freier Markt. Es werden viel mehr Schauspieler ausgebildet, als der Markt braucht. Die Absolventen staatlicher Hochschulen kommen im Allgemeinen schon wesentlich besser in ein festes Engagement an ein Theater als die von privaten Schulen. Trotzdem darf auch hier nicht verallgemeinert werden, da das A und O die Qualität der Ausbildung ist. Es gibt gute private Schulen. Deren Ruf spricht sich auch an den Theatern herum. Die Chance, zu einem Vorsprechen eingeladen zu werden und in ein Engagement zu kommen, ist dann durchaus gut. Das Problem ist meines Erachtens: Das Qualitätsregulativ ist einzig der Markt. So kann es passieren, dass man als junger Mensch viel Geld und Lebenszeit und Idealismus in eine Ausbildung gesteckt hat, die keine berufliche Perspektive bietet. Das betrifft leider eben immer mehr junge Schauspielerinnen und Schauspieler.«
Matthias Schiffner, Dramaturg, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Theater der Jungen Welt Leipzig:
»Eine Ausbildung an einer privaten Schauspielschule kann durchaus qualitativ gut sein. Die staatliche Ausbildung ist allerdings oft vielfältiger und von den Dozenten her besser besetzt. Bei Schauspielern herrscht ein Überangebot, und die subventionierten Theater schauen sich in der Regel die Absolventen der staatlichen Schulen an und bevorzugen auch diese. Talente gibt es aber überall zu entdecken.«
Christine Villinger, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Oper Leipzig:
»Chancen gibt es für die Absolventen der neuen Akademie sicherlich. Die wichtigste Frage ist die nach den Dozenten und dem Lehrstoff. Es hängt alles davon ab, dass tolle Leute dabei sind, die den Studenten viel beibringen. Natürlich wird es eine Weile dauern, bis sich die Akademie durchgesetzt hat. Aber das Interesse an jungen Talenten ist immer da.«