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Kultur

Auf der Suche nach sich selbst

Am Donnerstag feiert das mitteldeutsche Nachwuchsprojekt »Meer is nich« mit der Filmcrew Premiere in der Schaubühne

  Auf der Suche nach sich selbst | Am Donnerstag feiert das mitteldeutsche Nachwuchsprojekt »Meer is nich« mit der Filmcrew Premiere in der Schaubühne

»Wenn du wirklich weißt, was du im Leben willst, dann hol es dir«, sagt der Aussteiger Christopher McCandless in Sean Penns grandiosem Film »Into The Wild«, bevor es ihn hinauszieht in die Wildnis Alaskas auf der Suche nach sich selbst, bis er erleuchtet dem Hungertod erliegt. Radikal ist seine Reise, wenngleich man den Drang nach Wahrheit mit ihm teilt. Doch woher weiß man, was man im Leben will? Wie soll man ihn finden, den eigenen Weg, als Schulabgängerin in Weimar, den Druck des Berufsberaters und des arbeitslosen Vaters im Nacken spürend?

»Wenn du wirklich weißt, was du im Leben willst, dann hol es dir«, sagt der Aussteiger Christopher McCandless in Sean Penns grandiosem Film »Into The Wild«, bevor es ihn hinauszieht in die Wildnis Alaskas auf der Suche nach sich selbst, bis er erleuchtet dem Hungertod erliegt. Radikal ist seine Reise, wenngleich man den Drang nach Wahrheit mit ihm teilt. Doch woher weiß man, was man im Leben will? Wie soll man ihn finden, den eigenen Weg, als Schulabgängerin in Weimar, den Druck des Berufsberaters und des arbeitslosen Vaters im Nacken spürend?

So ergeht es Lena in Hagen Kellers Langfilmdebüt »Meer is nich«, die sich gegen äußere Widerstände und innere Zweifel ihren Weg als Schlagzeugerin in einer Band erkämpft.

Filmemacher Marcel Lenz, Guido Schwab, <br> Hagen Keller, Darstellerin Elinor Lüdde
Die Suche nach sich selbst kennt Keller (39) nur all zu gut. Als Wehrdienstverweigerer in der DDR blieb ihm anstelle des Abiturs nur eine Ausbildung als Kellner. Er arbeitete als Kraftfahrer, Bibliothekar, Heizer, Krankenpfleger, Bauhilfskraft, Zimmermann und Fotograf, bis er per Zufall zum Filmemachen kam und schließlich an der HHF München studierte.

Ähnlich erging es Guido Schwab (36), der vor dem Studium der Mediengestaltung als Jugendlicher in der DDR Elektroinstallateur lernte. Heute ist er mit Marcel Lenz (29) Produzent der Ostlicht Filmproduktion in Weimar.

Aber war es für Lenz so viel leichter, weil er nicht erst den Umweg über eine Ausbildung machen musste? »Ihr habts auch schwerer«, gibt Lenas Vater im Film zu denken. »Ich wusste schon früh, dass ich Filme machen will“, sagt Lenz, »aber was konkret − Schnitt, Regie, Produktion − war mir unklar.« Schwab und Lenz stürzten sich als Laien in die Filmproduktion und konnten gemeinsam mit Regisseur Keller eine ganze Riege an Stars gewinnen: Tamara Trampe (Dramaturgie), Monika Schindler (Schnitt), Simone Bär (Casting) und mit ihr Thorsten Merten und Ulrike Krumbiegel als Lenas Eltern. Am Ende hat sogar die Leipziger Kinowelt den Film in ihr Verleihprogramm genommen.

Thorsten Merten als Lenas Vater
Das Stärkste an »Meer is nich« ist aber sein authentisches Lebensgefühl, weshalb er auch nicht rundum perfekt sein muss. Dafür spielt Hauptdarstellerin Elinor Lüdde (24) einfach hinreißend! Vermutlich weil sie eben keine Schauspielausbildung hinter sich hat, sondern in der Rolle der Lena viel von ihr selbst steckt. Obwohl die Wahlleipzigerin soeben mit dem Bayrischen Filmpreis als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet wurde, ist für sie völlig offen, wohin ihr Weg sie einmal führen wird. Zunächst will die begabte Musikerin, die in der Band sleazy inc. operated auch außerhalb des Films am Schlagzeug sitzt, ihr Studium der Anglistik, Kultur- und Vergleichenden Literaturwissenschaften beenden.

Sean Penn, der Einsiedler Hollywoods, beklagte in einem Interview zu »Into The Wild«: »Niemand nimmt sich die Zeit, der zu werden, der er ist«. »Meer is nich« macht einfach Mut, sich diese Zeit zu nehmen.


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