»Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.« Die Erzählung Kafkas vom sich langsam zum Käfer entwickelnden Gregor Samsa, der dem Druck als alleiniger Ernährer einer vierköpfigen Familie nicht mehr gewachsen ist und schließlich an den ablehnenden Reaktionen seiner Umwelt stirbt, gilt heute als eine der berühmtesten der Weltliteratur.
»Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.« Die Erzählung Kafkas vom sich langsam zum Käfer entwickelnden Gregor Samsa, der dem Druck als alleiniger Ernährer einer vierköpfigen Familie nicht mehr gewachsen ist und schließlich an den ablehnenden Reaktionen seiner Umwelt stirbt, gilt heute als eine der berühmtesten der Weltliteratur.
Kaum ein Werk Kafkas wurde so oft interpretiert und teilweise eins zu eins auf die Lebensgeschichte des Autors übertragen. Im Kafka-Jahr 2008 greift das Leipziger Tanztheater mit der diesjährigen Premiere der Company diese biografische Verbindung mit dem Stück »Kafkas Verwandlung – Neuartige Sichten aus der Körperperspektive« auf.
Was ein wenig trocken klingt, soll aber keine inhaltliche Wiedergabe der »Verwandlung« werden. Choreografin Irina Pauls ging in ihrer Konzeption vielmehr einen Schritt zurück. 15 Szenen bieten dem Zuschauer die Möglichkeit, in die Gedankenwelt Kafkas einzutauchen und so den Entstehungsprozess der »Verwandlung« nachzuempfinden. Während Franz Kafka und seine Schreibstube, platziert in einem Aquarium, das ganze Stück über unverändert bleiben, beginnen um ihn herum seine Gedanken buchstäblich zu tanzen.
Das Werk II bietet dabei Raum für ein spannendes Experiment: Der Zuschauer kann zwischen den 17 Tänzern umherlaufen, wird in einzelne Szenen miteingebunden und kann selbst entscheiden, welche der parallel ablaufenden Gedankenspiele Kafkas er näher verfolgen will.
Als Vorbild dienen die Hauptszenen der »Verwandlung«: das innere Ringen um die Einhaltung der Disziplin, die langsame Entwicklung zum Käfer und die Konflikte mit der Familie. Alle Szenen spiegeln einerseits Gregor Samsas fiktive Entwicklung wider, fungieren aber auch als vom Stück unabhängige, reale Gedanken Kafkas.
Schnelle, sich dynamisch wandelnde Bilder und impulsiv-treibende Elektrobeats unterstreichen dabei den inneren Druck der beiden Hauptpersonen Gregor Samsa und Franz Kafka. »Es ist ganz unklar, ob Kafka diese Geschichte macht oder ob diese Geschichte sein Leben macht«, erklärt Choreografin Irina Pauls. »Das ist für mich der interessante Punkt – wo ist er der Schöpfer und wo ist er selbst die Metapher.«