Die beiden Ereignisse haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun, und doch sind sie untergründig miteinander verbunden:
Die beiden Ereignisse haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun, und doch sind sie untergründig miteinander verbunden: Da ist zunächst der 150. Geburtstag des Museums der bildenden Künste, der noch bis 8. Februar 2009 mit der Ausstellung »Kopf oder Zahl« begangen wird. Und dann ist da die Wiederauferstehung der Leipziger Kultband Die Art, die ihren Fans am 18. Dezember in der Moritzbastei feinstes »Funeral Entertainment« bieten wird.
Es wird 1988 gewesen sein, als ich Die Art zum ersten Mal sah und hörte (übrigens auch in der MB), es war ein berauschender Abend, unvergessen und prägend auf Jahre hinaus. Sie galten damals als eine der »anderen Bands« und kündeten, ohne es zu wissen, vom nahen Untergang des Landes. Dass Die Art aber einen frühen Vorläufer hatten, der heute ebenso legendär ist wie sie selbst, sollte ich erst später erfahren. Die Geschichte von Wutanfall, der ersten Punkband der DDR, habe ich im April 1991 für den Connewitzer Kreuzer aufgeschrieben, der in jenem Monat als Überbleibsel der gerade eingestellten Leipziger Anderen Zeitung (DAZ) erschien.
»Leipzig – ein Wutanfall« war sogar mehr als eine Bandstory. Eigentlich war es die Geschichte eines Bildes. Gemalt von Volker Stelzmann vor unvorstellbaren 25 Jahren, trägt es den etwas blutleeren Titel »Die Band«, weil den SED-Funktionären vom Rat des Bezirkes »Wutanfall« zu unheimlich war. Stelzmann hatte Chaos, Zappa, Rotz und Typhus, wie sich die Bandmitglieder nannten, einzeln und als Gruppe porträtiert. Das Bild lagerte jahrelang im Magazin des Museums und hängt nun in der oben erwähnten Jubiläumsausstellung.
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Ich hatte das zunächst gar nicht mitbekommen, bis neulich der Kunstredakteur eine E-Mail verschickte: »Moin Kollegen, seht euch das an. Nicht zu fassen.« Es folgte ein Link zu einem youtube-Video mit dem Titel »Leipzig in Trümmern«. So heißt ein Wutanfall-Stück, aufgenommen 1981, das hier mit einer apokalyptischen Diashow in Schwarzweiß bebildert wird. Zu hören und zu sehen ist da ein elegischer Abgesang auf eine Stadt in Agonie, der nach einer Weile in wild-verzweifelten Rammelpunk übergeht, seltsam anrührend in seiner derb sächselnden Anklage: »Zweimal im Jahr stellt die Welt sich aus / Science-Fiction im Messehaus« ...
Mehr über Die Art und besagte Ausstellung im Bildermuseum gibts im neuen kreuzer.