Die Artonauten – das sind fünf Dramaturgiestudenten der Hochschule für Musik und Theater (HMT). Ihr Ziel ist es, eine Verbindung zwischen Studenten der Hochschule für Graphik und Buchkunst (HGB), dem Deutschen Literaturinstitut (DLL) und der HMT zu schaffen und gemeinsame Ideen in die Tat umzusetzen. Ihr letztes Projekt »Gott isst mit uns« hatte im vergangenen Dezember in der Skala Premiere.
Die Artonauten – das sind fünf Dramaturgiestudenten der Hochschule für Musik und Theater (HMT). Ihr Ziel ist es, eine Verbindung zwischen Studenten der Hochschule für Graphik und Buchkunst (HGB), dem Deutschen Literaturinstitut (DLL) und der HMT zu schaffen und gemeinsame Ideen in die Tat umzusetzen. Ihr letztes Projekt »Gott isst mit uns« hatte im vergangenen Dezember in der Skala Premiere.
kreuzer: Auf eurer Internetseite beschreibt euch als »Kunstverkupplung« zwischen Leipziger Kunststudenten. Das klingt im ersten Moment nach einer Datingagentur für einsame Künstlerherzen...
Henrieke Beuthner: Also, ein bisschen was hat das Projekt der Artonauten auch von einer Datinggeschichte: 2007 haben sich Studenten von uns mit HGB – Studenten und DLL- Studenten getroffen. Wir wollten uns einfach kennen lernen und herausfinden, ob es ein gemeinsames Interesse an Themen gibt oder ein Projekt an dem man zusammen arbeiten könnte.
kreuzer: Wie ist es zu diesem ersten Treffen gekommen?
Christian Mahlow: Es gab einen kleinen Gesprächskreis zwischen einer Studentin vom DLL, Kathrin Merten, und Doreen Schuster von der HGB und mir. Wir haben schnell festgestellt, dass die einzelnen Hochschulen alle ihre eigenen Süppchen kochen und da wir drei gute Gespräche über Kunst geführt haben, dachten wir uns, dass es irgendwie möglich sein muss Synergien zwischen den einzelnen Hochschulen herzustellen. Bei einem Umtrunk in der HGB haben wir dann unsere Idee vorgestellt und zwei Monate später sind die Artonauten entstanden.
kreuzer: Wo genau seht ihr als Artonauten eure Aufgabe in diesem Prozess des Synergienschaffens?
Rebecca Schuster: Es fehlte damals einfach eine Leitung: Wir Studenten hatten keinen festen Ansprechpartner für unsere Ideen, es gab keine Gruppe von Leuten, an denen man sich orientieren konnte...
Christian Mahlow: Für uns war schnell klar, dass wir Strukturen schaffen müssen und Themen brauchen an denen man sich abarbeiten kann und unter denen die Studenten der Hochschule zusammenfinden können.
kreuzer: Wie kommt es, dass ihr fünf euch als Artonauten nur aus Dramaturgiestudenten der HMT zusammensetzt? Wo bleiben die Studenten des DLL und der HGB?
Christian Mahlow: Wir Dramaturgen sind einfach diejenigen, die versuchen Rahmenbedingungen zu schaffen, während die Künstler sich eher auf ihre eigenen Werke konzentrieren.
Rebecca Schuster: Man könnte sagen, dass wir die Spinne sind, die ihre Netze in alle Richtungen ausspannt und die einzelnen Kunstwerke miteinander verknüpft.
Christian Mahlow: Es ist ja auch so, dass man sich ganz viel mit den einzelnen Künstlern beschäftigen muss, um deren Sprache zu verstehen. Beispielsweise haben wir mit zwei Malerinnen der HGB, mit Judika Achzig und Delia Büchenbacher, zusammengearbeitet. Bei der ersten Veranstaltung »irreversibel I« hat eine Combo ein komplettes Set von 40 Minuten improvisiert, parallel dazu haben Delia und Julia gemalt. Leider war die Veranstaltung nicht richtig getimt und nicht richtig geprobt. Wir haben mit den beiden dann über den ganzen Sommer weitergearbeitet und uns viel mit ihnen unterhalten. Aus dieser Zusammenarbeit ist im November letzten Jahres die Performance »20˚« entstanden und da haben sich wiederum spannende Dinge ergeben, sodass wir an diesen Bezügen von Musik, Malerei und Raum sicher weiterarbeiten werden. Da verstehen wir uns auch als ein Forum das versucht eine Plattform zu schaffen.
kreuzer: Also könnte man sagen, dass die Artonauten vordergründig versuchen Arbeitsstände und Entwicklungen aufzuzeigen…
Christian Mahlow: Ja, die Artonauten schaffen den Produktionsraum, die Möglichkeit Ideen umzusetzen. Und fast immer ergeben sich daraus Arbeiten die Larborcharakter haben. Abeitsstände werden aufgegriffen und oft weiß man vorher nicht, wo es hingeht.
kreuzer: Mitte Dezember lief eurer neustes Projekt: »Gott isst mit uns« in der Skala.
Wie seid ihr bei dieser Arbeit eurem Ideal gerecht geworden, Studenten der HGB, des DLL und der HMT zu vereinen?
Katharina Schenk: In dem Fall war es so, dass wir mit DLL – Studenten gesprochen haben, welche Texte sie beitragen können und welche wir selber schreiben. Bei den Studenten der HGB fragt man an, ob jemand eine Fotoreihe oder etwas Ähnliches machen kann und wenn sich niemand findet machen wir es selbst. Es ist natürlich immer schwierig Studenten zu finden, weil die selbst an ihren Hochschulen und außerhalb tausend Projekte haben. Das ist dann die hohe Kunst, sie für unsere Ideen zu begeistern.
Rebecca Schuster: Aber bis jetzt hat sich zum Glück immer jemand gefunden. Dann geht es an die Probenarbeiten. Beispielsweise wird die Choreografie gemeinsam mit den Tänzern entwickelt, da gibt es vorher noch nichts.
kreuzer: Also ist auch die Entstehung der Werke als Arbeitsprozess zu verstehen?
Rebecca Schuster: Ja. Wir sagen: „Leute, das ist die Idee und jetzt machen wir da gemeinsam etwas draus.“ Es gibt kein Drehbuch, sondern nur ein Konzept, eine gewisse Vorstellungen von dem Abend. Der Rest wird mit allen Beteiligten gemeinsam entwickelt.
Katharina Schenk: Nur so ist es möglich, dass alle hinter der Sache stehen und wir einen Arbeitsstand zeigen können, der in einem gemeinsamen Prozess entstanden ist.
kreuzer: Ihr wollt den Arbeitsstand der Künstler von morgen zeigen, so lautet zumindest die Zielsetzung die ihr auf eurer Internetseite. Ist das nicht ein etwas hochgestecktes Ziel, schließlich beschränkt sich eure Arbeit im Moment auf den Kunstraum Leipzig…
Henrieke Beuthner: Wir bleiben ja alle nicht in hier. Die HMT genießt genau wie die HGB und DLL schon mindestens einen deutschlandweiten Ruf. Wir stehen deutschlandweit in Kontakt zu Theatern, die wissen, dass es uns gibt und die genau registrieren was wir tun.
Katharina Schenk: Und wenn wir fertig sind wird unser Tun zurückgeführt auf die Ausbildung in Leipzig, weil wir hier einfach unseren Ursprung haben. Von daher ist dieser Anspruch nicht zu hoch gegriffen. Das was wir hier machen ist wichtig und richtig, dass sagen auch die Dozenten.
kreuzer: Und die Studenten selber? Wie wird das Projekt Artonauten aufgenommen?
Christian Mahlow: Es ist schwierig, die einzelnen Künstler, die an den Hochschulen wirklich auf ihre Sachen geeicht werden dazu zu bringen sich zu fragen was sich entwickeln kann, wenn ich mich mit anderen Studenten über meine Kunst und über deren Kunst unterhalte. Da entstehen auch wahnsinnige Reibungen. Als wir mit dem Dramaseminar von Lentz inszenierten haben wir uns bis nachts um zwei die Köpfe eingeschlagen und da hat man erst einmal gemerkt, welche Potenziale sich entwickeln, wenn man zusammen arbeitet.
kreuzer: Würdet ihr euch selber als Künstler bezeichnen?
Rebecca Schuster: Das ist eine schwierige Frage. Über das Künstlerische im Dramaturgen reden wir seit drei Semestern, und es ist definitiv da, aber es steht auch oft einfach hinter anderem zurück
kreuzer: Also seht ihr Artonauten euch an erste Stelle als Projektmanager und dann erst als Künstler?
Christian Mahlow: Nein, das geht schon Hand in Hand.
Rebecca Schuster: Es wäre auch langweilig, wenn wir nur noch organisieren würden, dass ist nicht Sinn und Zweck der ganzen Geschichte.
Katharina Schenk: Es passiert durchaus, dass wir die Texte schreiben oder selbst die Regie machen. Bei der Zusammenarbeit mit dem Lentz- Seminar hat Christian zum Beispiel inszeniert und ich hab die Dramaturgie gemacht. Insofern ist es nicht so, dass wir nur rumtelefonieren und Räumlichkeiten organisieren.
Rebecca Schuster: Zum Glück haben wir seit kurzem zwei Studentinnen der Kommunikations- und Medienwissenschaft die sich um Presse und Werbung kümmern, sodass wir mehr Zeit fürs Künstlerische haben.
kreuzer: Stichwort Werbung: Wie finanziert ihr eure Projekte?
Christian Mahlow: Seit kurzem sind wir ein eingetragener Verein, einfach um an Fördergelder zu kommen, aber es ist natürlich nicht viel und wir müssen unsere Projekte größtenteils selbst finanzieren.
Katharina Schenk: Aber dauerhaft können wir nicht alles in Eigenleistung erbringen und manche Sachen können erst entstehen, weil es Leute gibt die das unterstützen.
kreuzer: Gibt es schon Pläne für 2009?
Christian Mahlow: Es ist auf jeden Fall wieder eine intensive Arbeit mit dem DLL angedacht.
Katharina Schenk: Vielleicht wagt man sich auch mal an eine Stückinszenierung…
Christian Mahlow: …und denn Kontakt zur Medienkunst zu suchen, wäre auch ein sehr interessanter Ansatz.
Henrieke Beuthner: Wir haben einfach zu viele Ideen für zu wenig Zeit und insofern ist es natürlich super, wenn sich mehr Leute an dem Projekt beteiligen, denn umso einfacher ist die Umsetzung.