Auch wenn die Geschichte, die da im »Schwarztaxi« inszeniert wird, mit dem tradierten Begriff von »Theater« kaum erfasst werden kann, so war es allein wegen der akustischen Collage ein traumartiges, entrückendes, berauschendes Ereignis. Nachts durch Leipzig, draußen rauscht die Stadt vorbei, der Sound auf Anschlag.
Auch wenn die Geschichte, die da im »Schwarztaxi« inszeniert wird, mit dem tradierten Begriff von »Theater« kaum erfasst werden kann, so war es allein wegen der akustischen Collage ein traumartiges, entrückendes, berauschendes Ereignis. Nachts durch Leipzig, draußen rauscht die Stadt vorbei, der Sound auf Anschlag.
Wir begleiten einen Mann (Hagen Oechel) auf der Suche nach seiner Geschichte. Wir fahren mit ihm durch die Stadt, beobachten, wie er manchmal langsam Häuserfronten absucht, spähend, nach irgendetwas. Aus dem Autoradio tönt eine Klangcollage, zwischen den Melodien gesprochene Gedankenfetzen, die sich langsam zu einer Geschichte verdichten.
Es passiert wenig. Einmal steigt er aus und verbrennt auf einem Waldweg ein Stück Papier. Dann lässt er eine Frau (Lore Richter) einsteigen. Blicke, keine Worte. Ein Handy klingelt, was gesprochen wird, weiß niemand. Die Frau öffnet einen Briefumschlag, schließt ihn wieder. Auf einem Parkplatz steigen sie aus, er rennt ihr hinterher, sie kauert sich auf den Boden. Beide steigen sie wieder ein – und die Fahrt geht weiter.
Das erinnert alles fatal an David-Lynch-Filme: Wenn plötzlich in dem toten Ort Kursdorf, dessen Fenster schweigen und sich gegen den Fluglärm verbarrikadiert haben, wenn hier auf einmal eine Frau mit einem großen Hund an der Leine die Straße kreuzt, dann wirkt das fast transzendent. Kurz drauf steht sie im Scheinwerferlicht vor uns, und man weiß hinterher, als sie einfach am Auto vorbei gegangen ist und in den Tiefen des Waldes verschwindet, nicht mehr, ob man das gerade wirklich erlebt hat.
Und immer wieder diese Musiksequenzen der fantastischen Klanginstallation von Uwe Altmann: Sphärische Klänge im Wald. Fette Beats auf der Schnellstraße. Mahlers Sinfonien in der Stadt – alles passt perfekt. Dazwischen Textfragmente, die einen dramatischen Unfall rekonstruieren, ein Brand, »meine Haare haben schon Feuer gefangen«, ein Mann und eine Frau, die sich trennen müssen. Wieder die Assoziation mit Lynch: Gespräche zwischen zwei Liebenden, die keinen Sinn machen, die aber eine tieftraurige Atmosphäre schaffen – so dass man hinterher fast mehr erlebt hat, als hätte man einer »normalen«, konstruierten Geschichte beigewohnt. Obwohl sich nichts erklärt, sich nichts auflöst, und beide Schauspieler ohne Applaus einfach verschwinden und einem nichts anderes übrig bleibt, als das Gefühl von Verlorensein mit nach Hause zu nehmen.