anzeige
anzeige
Kultur

Kauernd am eigenen Grabstein

Karten für »Night of the Nerds« in der Skala zu gewinnen

  Kauernd am eigenen Grabstein | Karten für »Night of the Nerds« in der Skala zu gewinnen

»Night of the Nerds« ist eine solide Indiepop-Revue, visuell irgendwo zwischen Edgar Wallace und Tocotronic, eine melancholisch-ironische Mischung aus Film Noir, Popkonzert und Theater. kreuzer online verlost 2 x 2 Karten für für die Vorführung am 7. Februar!

»Night of the Nerds« ist eine solide Indiepop-Revue, visuell irgendwo zwischen Edgar Wallace und Tocotronic, eine melancholisch-ironische Mischung aus Film Noir, Popkonzert und Theater. kreuzer online verlost 2 x 2 Karten für die Vorführung am 7. Februar!

Zugegeben, die Erwartungen an die Skala waren nicht allzu groß gewesen. Nach »Juli« und »Straße« war man mit Kopfschmerzen nach Hause gegangen, man hoffte maximal, dass es vielleicht nicht nur laut und anstrengend werden würde bei »Night of the Nerds«, und bitte auch nicht so obercool! Aber es geht in der Skala offenbar doch nicht alles schief.

»Night of the Nerds« dreht sich um den Berliner Indiepop-Sänger Moritz Krämer, wohlgemerkt: Den gibt es wirklich, und er steht auch selbst mit auf der Bühne. Das Stück beginnt mit der Nachricht von Krämers Tod, er selbst hockt als grübelndes Grufti-Kind auf einem Kasten und betrauert sich selbst– an seinem eigenen Grabstein. Sein Leben wird Stück für Stück aufgerollt, in einem Wechselspiel aus Szenen und Songs.

Das könnte ein bisschen nervig sein, immerhin strotzt Krämers Musik vor Pathos – all diese tieftraurigen Lieder à la Tomte und Virginia Jetzt!, deren Metapherngeschleuder wir nur in sehr melancholischer Stimmung ertragen können. Gespielt werden die Songs von den Skala-Schauspielern, und die Unperfektheit ist das große Glück dieser Inszenierung. Denn dann kommen da solche Sätze wie »Ich sehe oft in deine Augen, wenn ich an Ampeln stehen muss / So schrecklich groß und rot entzündet, so grün wie Wiesen« – das wäre ziemlich platt, wenn es nicht derart unprätentiös vorgetragen würde, manchmal eben auch ganz schön schräg.

Dazwischen Szenen, in denen die Schauspieler den Hype um einen jungen, talentierten Popstar bebildern. Die Inszenierung wird zu einer morbiden Revue über die Sehnsucht danach, berühmt zu sein, über die Einsamkeit, über Moritz Krämers Kampf gegen den Suizid.

Der Star, um den es geht, bleibt im Hintergrund, seine Unsicherheit zeigt sich nur über den brüchigen Gesang der Schauspieler, er selbst kauert an seinem eigenen Grab. Alle Wichtigtuerei und Unentspanntheit, die der Skala sonst so sehr eigen ist, wird durch diesen Streich zunichte gemacht. Und es bleibt warmes Gefühl statt Kopfschmerzen.


Kommentieren


0 Kommentar(e)