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Kultur

Drama am Tribunal

Berlinale 2009: Hans-Christian Schmids politischer Wettbewerbsfilm »Sturm« ist komplex und mitreißend zugleich

  Drama am Tribunal | Berlinale 2009: Hans-Christian Schmids politischer Wettbewerbsfilm »Sturm« ist komplex und mitreißend zugleich

Internationale Gerichtsbarkeit ist nicht gerade das, was man einen sexy Stoff für einen Film nennen würde. Die grauen, kleinen Gerichtsräume am UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag geben so gar keinen Schauplatz für ein packendes Courtroom-Drama her. Ohnehin lastet der Thematik des Bosnienkriegs immer etwas Undurchschaubares und Bedrückendes an.

Internationale Gerichtsbarkeit ist nicht gerade das, was man einen sexy Stoff für einen Film nennen würde. Die grauen, kleinen Gerichtsräume am UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag geben so gar keinen Schauplatz für ein packendes Courtroom-Drama her. Ohnehin lastet der Thematik des Bosnienkriegs immer etwas Undurchschaubares und Bedrückendes an.

Dass es dem Drehbuchgespann Hans-Christian Schmid und Bernd Lange dennoch gelungen ist, die vorgefundene Realität in einem klugen Hochspannungsthriller zu verdichten, liegt an der Genauigkeit, mit der sie erzählen. Politisch-juristische Sachverhalte konfrontieren sie mit menschlichen Dramen, ohne die Komplexität allzu leichtfertig zu reduzieren.

Schon der erste Feind in Schmids »Sturm« ist ein Sympathieträger aus den eigenen Reihen. Es ist der Hauptzeuge der Anklägerin Hannah Maynard, der aus purer Verzweiflung eine Falschaussage macht, um den angeklagten Kriegsverbrecher verurteilt zu sehen. Doch stattdessen muss die Beweisführung nun von vorne beginnen.

In Mira findet Hannah eine neue Zeugin. Doch als Mira sich endlich überwinden kann, vor dem Tribunal auszusagen, ist ihre ganze Geschichte nicht mehr gefragt. Denn die Zeit drängt, da der Gerichtshof auf einen UN-Beschluss hin schon bald geschlossen werden soll.

Mit gewohnt beeindruckender Schauspielerführung und technischer Brillanz zeigt Hans-Christian Schmid Empathie für die Opfer und Sympathie für den Idealismus der Tribunalsmitarbeiter. Dahinter steckt ein hochpolitisches Statement: Schließt dieses Kriegsverbrechertribunal erst dann, wenn die ganze Wahrheit ans Licht gekommen ist! Selten war politisches Kino derart komplex und mitreißend zugleich.


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